Verlorene Seelen früher Gefangener, Massaker und Tuberkulose: Das ehemalige Gefängnis an Estlands Küste ist noch immer ein Ort des Schreckens.
Dunkel, düster, verfallen: So thront die einstige Festung Patarei an der Küste Estlands in Tallinn. Einst diente sie als Gefängnis, heute erscheint sie als alte Ruine, die jedes Jahr zahlreiche Touristen anzieht. Schließlich lockt seine langjährige, unheimliche Aura und (Leidens-)Geschichte viele Schaulustige an.
Tuberkulose, Massaker & Co. in estnischem Gefängnis Patarei
Wo heute ein nettes Café mit Liegestühlen steht, war früher ein Ort des Schreckens, an dem unzählige Menschen ihr Leben ließen. Bereits nach seiner Fertigstellung 1840 lag über Patarei der Schatten des Todes: Viele der russischen Besatzer, die in den feuchten Gemäuern hausten, erkrankten kurz darauf an Tuberkulose und starben elendig.
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Als schließlich 1918 bis 1920 der estnische Unabhängigkeitskrieg tobte, wurde die Festung von den Russen zum ersten Mal als Gefängnis genutzt – und es kam zu regelrechten Massakern an estnischen Freiheitskämpfern. Am Ende musste sich die russische Besatzungsmacht zurückziehen und Estlands Unabhängigkeit anerkennen.
Der Frieden währte allerdings nicht lange – 1941 errichteten die Nazis auf Patarei ein Konzentrationslager. Doch auch nach dem Zweiten Weltkrieg wollte das Leid dort kein Ende nehmen – das russische Militär kam zurück und inhaftierte zahlreiche estnische "Aufrührer", darunter auch Intellektuelle.
Gruselig: Auch diese walisische Geisterstadt ereilte früher ein tragisches Schicksal.
In diesem verlassenen Gefängnis spielten sich schreckliche Szenen ab
Bis zu 5.000 Gefangene waren damals in Patarei untergebracht, viele von ihnen mussten in viel zu kleinen Zellen, zu Dutzenden hineingepfercht, teilweise ohne jegliches Tageslicht, ihr restliches Dasein fristen. Oder sie wurden nach Sibirien in Arbeitslager, sogenannte Gulags, verschleppt. 2002 endete die 80-jährige Schreckensgeschichte – und das Gefängnis wurde für immer geschlossen.
Heute bröckelt nur noch der Putz von den Wänden, es riecht nach Schimmel und alte, kaputte Betten sowie liegengebliebene Gegenstände stehen mutterseelenallein in der Gegend herum. Viel ist nicht geblieben. Das verlassene Gefängnis ist nur noch ein trostloses Abbild, ein Mahnmal einer sehr dunklen Vergangenheit in Estlands Geschichte.
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jp