Urlaub in der Türkei: Das müssen Sie nach dem Putschversuch wissen

Ein Ferienhotel in Belek (Archivbild). Viele Deutsche fragen sich: Kann ich nach dem Putschversuch in der Türkei noch sicher Urlaub im Land machen?
 ©picture alliance / dpa

München - Kann ich nach dem Putschversuch in der Türkei noch sicher Urlaub im Land machen? Wie ist die Lage in den Badeorten? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Die Türkei ist trotz des Buchungseinbruchs um bis zu 50 Prozent nach den Anschlägen zu Jahresbeginn laut Deutschem Reiseverband noch das drittbeliebteste Urlaubsziel der Bundesbürger. Derzeit sind "200 000 Urlauber aus Deutschland in der Türkei", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier der "Bild am Sonntag".

Aber kann man nach dem Putschversuch in der Türkei noch einen sicheren Urlaub im Land verbringen? Wie ist die Lage in den Badeorten? Welche Rechte habe ich jetzt, wenn ich eine Reise stornieren will? Wie reagieren die Reiseveranstalter? Und wie sollten sich Touristen vor Ort verhalten?

Was sagt das Auswärtige Amt? Wie sollten sich Touristen in der Türkei jetzt verhalten?

Nach dem Putschversuch in der Türkei hat das Auswärtige Amt seine Reise- und Sicherheitshinweise für die Türkei aktualisiert. "Reisenden in Istanbul und Ankara wird bis zur vollständigen Klärung der Lage weiterhin zu äußerster Vorsicht geraten", heißt es auf der Seite des Ministeriums. "Dies gilt insbesondere auf öffentlichen Plätzen für Menschenansammlungen. Im Zweifelsfall wird geraten, in sichere Wohnungen und Hotels zurückzukehren und die Medienberichterstattung sowie diese Reise- und Sicherheitshinweise aufmerksam zu verfolgen." 

Wie ist die Lage nach dem Putschversuch in den touristischen Regionen und den Badeorten der Türkei?

Laut dem Auswärtigen Amt bleiben die Auswirkungen des Putschversuches auf Istanbul und Ankara beschränkt. In den Badeorten der Türkei ist die Lage offenbar ruhig. "Aus anderen Teilen des Landes, insbesondere von der Mittelmeerküste, wurden keine besonderen Ereignisse gemeldet", heißt es in den Reise- und Sicherheitshinweisen des Ministeriums.

Auch nach Aussage der Reiseveranstalter ist die Lage in den touristischen Regionen am Mittelmeer ruhig geblieben. 

"Bisher haben wir keine Erkenntnisse darüber, dass unsere Gäste in den Urlaubsregionen an der Südküste der Türkei davon betroffen sind", heißt es in einer Pressemitteilung von Thomas Cook vom Samstag. Ein Sprecher des Tourismuskonzerns sprach am Sonntag von „Normalität“ in den Badeorten, die zum Teil weit entfernt sind von Istanbul und Ankara. Nur wenig Reisende entschlossen sich, nach Deutschland zurückzukehren, hieß es bei der Tui, Thomas Cook und DER Touristik (unter anderem ITS, Jahn Reisen, Dertour). So wurden bei der Tui rund 30 Rückreisewünsche geäußert – bei derzeit etwa 18.000 Tui-Gästen in der Türkei. „Die Lage ist absolut ruhig“, sagte eine Sprecherin.

Wer Genaueres über die Lage vor Ort erfahren möchte: Die Deutsche Botschaft in Ankara hat die Telefonnummer +90 312 4555100, das Generalkonsulat in Istanbul unter der Nummer +90 212 3346100. Weitere deutsche Vertretungen gibt es in den meisten großen türkischen Städten. Eine Übersicht finden sie auf der Seite des Auswärtigen Amtes.

Wie haben die großen Reiseveranstalter auf den Putschversuch in der Türkei reagiert?

Tui Deutschland bietet allen Urlaubern für Anreisen bis zum 18. Juli an, kostenlos zu stornieren oder umzubuchen. Dafür sollten sich die Urlauber an ihre Buchungsstelle wenden. Auch Gäste vor Ort, die ihren Urlaub abbrechen möchten, könnten dies tun. Eine vorzeitige Abreise werde durch die Reiseleitung vor Ort organisiert. Das Ausflugsprogramm am Samstag wurde vorsorglich abgesagt. Ähnlich verfährt die Thomas-Cook-Gruppe (Neckermann, Öger, Thomas Cook, Condor). Urlauber, die am Samstag oder Sonntag in die Türkei reisen wollten, konnten kostenfrei umbuchen oder stornieren. Laut Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV) reagieren so ähnlich auch die meisten anderen Veranstalter.

Informationen der einzelnen Reiseveranstalter zum Thema Umbuchung und Stornierung von Urlauben in der Türkei bietet das Reise-Vergleichsportal holidaycheck.de.

Kann ich nach dem Putschversuch in der Türkei meinen Urlaub kostenlos abbrechen?

Das hängt vor allem davon ab, in welche Region der Türkei ich reisen möchte. Bei einem Badeurlaub zum Beispiel in Antalya, dürften Urlauber nach Einschätzung von Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg schlechte Karten haben – beziehungsweise es fallen Stornierungskosten an, wenn sich die Veranstalter nicht kulant zeigen. Da die Lage dort ruhig sei, hätten Urlauber kein Recht auf kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen. Wer einen Städtetrip nach Istanbul gebucht hat, dürfte dagegen weniger Probleme bekommen – so bieten die meisten Veranstalter für die Stadt seit dem Anschlag am Flughafen in Istanbul kostenlose Umbuchungen und Stornierungen bis 31. Juli an.

Wie ist die Lage an den Flughäfen?

Am Freitagabend war der Istanbuler Flughafen geschlossen worden, alle Flüge wurden abgesagt. Auch deutsche Airlines hatten einige Flüge gestrichen. An den Flughäfen in München und Nürnberg sind am Samstag mehrere Flüge mit dem Ziel- oder Abflugsland Türkei ausgefallen. Laut Abflugliste fielen in München insgesamt sechs Maschinen mit den Zielen Bodrum, Izmir, Istanbul und Ankara aus, in Nürnberg wurden drei Flüge nach Istanbul annulliert. Betroffen waren in den meisten Fällen auch die entsprechenden Gegenflüge. Viele Reisende versuchten ihren Flug kurzfristig umzubuchen – entsprechend lange Schlangen bildeten sich vor den Schaltern der Airlines.

Die Lufthansa hatte am Samstag aus Sicherheitsgründen alle Türkei-Flüge von und nach München gestrichen. Auch Turkish Airlines annullierte bis zum Nachmittag mehrere Flüge nach Istanbul sowie deren Gegenflüge, die am Samstagmorgen noch angekündigt gewesen waren. Bis zum Nachmittag hatte sich die Lage nach Angaben des Unternehmens aber soweit normalisiert, dass die meisten Flüge wieder regulär starten konnten.

Am Sonntag flogen dann die meisten Airlines das Land wieder nach Plan an. Nur jeweils ein Hin- und ein Rückflug zwischen Ankara und München sowie eine Verbindung Istanbul-Frankfurt seien gestrichen worden, sagte ein Sprecher der Lufthansa.

Andere Airlines flogen hingegen das ganze Wochenende lang nach Plan. Vor allem Flieger in die Urlaubsregionen der Türkei waren pünktlich und gut besucht - am Samstagmorgen waren in München etwa Flüge von Condor nach Antalya und Dalaman gestartet.

Haben Urlauber, deren Flug in die Türkei gestrichen wurde, Anspruch auf Entschädigung?

Wer auf einen der gestrichenen Flüge gebucht war, bekommt von der Airline sein Geld zurück oder kann eine Ersatzbeförderung verlangen. Eine Ausgleichszahlung nach der EU-Fluggastrechteverordnung gibt es jedoch nicht. „Das ist eindeutig höhere Gewalt, da gibt es kein Geld“, so Fischer-Volk.

Müssen Kreuzfahrtreedereien nach dem Putschversuch in der Türkei reagieren?

Die meisten Reedereien mussten nicht mehr reagieren. Sie haben in den vergangenen Wochen und Monaten nach den Anschlägen bereits fast alle Anläufe der Türkei – allen voran Istanbul abgesagt. Das gilt zum Beispiel für den deutschen Marktführer Aida Cruises, MSC oder Norwegian Cruise Line. Tui Cruises läuft erst wieder im Oktober Istanbul an.

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