Landwirtschaftskammer unterstützt Ruheforst in Rutenmühle - Von Andrea Zachrau

Letzte Ruhestätte im Wald

In Rutemühlen in der Gemeinde Neuenkirchen wurde jetzt der erste von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen geförderte Ruheforst eröffnet Foto: Zachrau ©Rotenburger Rundschau

Die Idee, die letzte Ruhestätte in den Wald zu verlegen, ist nicht neu: Überall in Deutschland entstehen Waldfriedhöfe. In Rutenmühle in der Gemeinde Neuenkirchen wurde das Vorhaben jetzt erstmals von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen unterstützt.

Mehr als 50 Ruheforste gibt es in Deutschland, sieben davon in Niedersachsen. Die Nachfrage ist steigend. „Die Möglichkeit, in der natürlichen Umgebung des Waldes beigesetzt zu werden, ist für viele Menschen eine würdevolle Form. Ruhe, Harmonie und ständiger Wandel der Natur spenden Trost für Angehörige und Freunde“, nannte Ruheforst-Geschäftsführer Jost Arnold bei seiner Ansprache zur Einweihung des Rutenmühler Friedforstes einen der Gründe. Dass ein Wald als Friedhof durchaus sinnvoll genutzt werden kann, erkannte auch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die als unabhängige Fachbehörde und Beratungsorganisation 50.000 Privatwaldbesitzer mit rund 500.000 Hektar Waldfläche berät. Sie schloss mit der Firma Ruheforst eine Kooperationsvereinbarung für die Erschließung weiterer Standorte und unterstützt zukünftig Waldeigentümer bei der Einrichtung und dem Betrieb der Waldfriedhöfe. Der Ruheforst des Rutenmühler Flächeninhabers Johann Kath ist der erste in Niedersachsen, der mit Hilfe der Behörde entstand. Die neun Hektar große Fläche ist dafür ideal: Sie umfasst einen alten Laubwald, eingebettet in die urige Bruchlandschaft des Hahnen- und Mühlenbaches. Der Forst ist geprägt von einem üppigen Baumbestand mit zum Teil mehr als 150 Jahre alten Eichen und Buchen. Als letzte Ruhestätte können ein Baum oder auch Gehölz-Gruppen, Findlinge oder Baumstubben ausgewählt werden, dort besteht die Möglichkeit, einzelne Personen, Familien oder andere sich im Leben nahestehende Menschen beizusetzen. „Die Grabstellen werden als Ruhebiotope bezeichnet. Dabei wird die Asche der Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen in den Waldboden eingebracht“, erklärte Ruheforst-Geschäftsführer Jost Arnold. Der Kunde erwirbt mit dem Nutzungsvertrag der Grabstätte ein Liegerecht von bis zu 99 Jahren. Die namentliche Kennzeichnung des Verstorbenen am Ruhebiotop sowie die exakte Vermessung und Dokumentation des Urnenplatzes in einem Biotopregister gewährleisten dessen Wiederauffindbarkeit. Ruhebiotope benötigen keine Pflege, sie sind Teil des natürlichen Waldes. Grundsätzlich sind die Beisetzungen in einem Ruheforst frei von Zwängen: Sie können nach den Wünschen der Angehörigen gestaltet werden. Jeder Ruheforst ist mit einer Andachtsstätte ausgestattet, die für Trauerfeiern kostenfrei genutzt werden kann. In Rutenmühle ist das eine Sitzgruppe aus Naturmaterialien sowie dem Kunstwerk aus Holz mit dem Titel Übergang von Heiner Kemna. Nicht nur die Landwirtschaftskammer zeigte sich begeistert von der Idee, den Wald als Ruheforst zu nutzen: Die Gemeinde Neuenkirchen übernahm die Trägerschaft und verfügt damit über den vierten kommunalen Friedhof. Nichtsdestotrotz betonte Bürgermeister Carlos Brunkhorst: „Wir können uns dem gesellschaftlichen Wandel nicht verschließen und sind froh, nun auch einen Waldfriedhof in Neuenkirchen zu haben.“ Die Vielzahl der Besucher bei der Einweihung zeige, wie groß das Interesse an dem zusätzlichen Angebot sei. Rudolf Alteheld von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen bezeichnete den Wald als einen Ort, an dem sich die Seele des Menschen wohl fühle. „Der Wald mit seinen vielfältigen Funktionen produziert nicht nur einen großartigen nachwachsenden Rohstoff, frische Luft und reines Wasser, sondern erfüllt seine Besucher mit Freude“, sagte er. Im Anschluss an die offizielle Einweihung des Ruheforstes, zu der auch eine Andacht von Pastorin Maren Zerbe von der Kirchengemeinde Neuenkirchen gehörte, luden die Betreiber zu Führungen übers Gelände ein und erläuterten die verschiedenen Möglichkeiten der Waldbestattung. Wer den Ruheforst ebenfalls besichtigen möchte, hat an den Samstagen, 30. November und 14. Dezember, jeweils ab 14 Uhr Gelegenheit dazu. Treffpunkt ist der Ruheforst-Parkplatz in Rutenmühle bei Neuenkirchen. Weitere Infos gibt es unter www.ruheforst-rutenmuehle.de.