Zu: "Wir brauchen hier kein jüdisches Museum" (Leserbrief von Werner Schenckenberg, Rundschau vom 15. Juni) und “Absolut unerträglich “ (Leserbrief von Ute Pommerien, Rundschau vom 18. Juni)
Die öffentliche Diskussion um die Errichtung der Cohn-Scheune an einer herausragenden Stelle Rotenburgs ist erneut entbrannt. Nun ist eine öffentliche Diskussion eine wünschenswerte und im allgemeinen sachdienliche, vor allem aber demokratische Form der freien Meinungsäußerung. Und so freue ich mich, dass dieses auch in Rotenburg stattfindet. Allerdings sind es zwei Gründe, die mich nunmehr veranlassen, diesen Leserbrief zu schreiben und damit an der Diskussion teilzunehmen. 1. Herr Werner Schenckenberg hat sich am 15. Juni in der Rotenburger Rundschau in einem Leserbrief kritisch zu den Plänen des Fördervereins Cohn-Scheune geäußert, die sogenannte Cohn-Scheune an der Ecke Goethe-/Turmstraße zu errichten. Man kann den getroffenen Aussagen von Herrn Schenckenberg ebenfalls kritisch gegenüberstehen und dies selbstverständlich zum Ausdruck bringen. Dabei sollten aber sachliche Richtigkeit und Fairness geboten sein. Keinesfalls entspricht es dem Gebot der sachlichen Richtigkeit und der Fairness, Herrn Schenckenberg einer "Verharmlosung der historischen Ereignisse, insbesondere der systematischen Vernichtungsmaschinerie der Nazis" zu bezichtigen und das als grenznah zur Geschichtsfälschung zu bezeichnen (Leserbrief von Ute Pommereien). Zumal Herr Schenckenberg deutlich zum Ausdruck gebracht hat, dass er "die zwölf Jahre des Naziregimes zweifellos als die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte" sieht und "keiner wollen kann, dass sich eine derartige Diktatur wiederholt". Insofern sind die Äußerungen von Frau Pommerien im Leserbrief vom 18. Juni als unsachlich und unfair zu bezeichnen. Die Äußerung von Frau Braunsburger an gleicher Stelle, "der Leserbrief von Herrn Werner Schenckenberg denunziert sich selbst", lässt ebenfalls Sachlichkeit und Fairness vermissen. Vielmehr erinnern mich solche Bemerkungen an das Buch "Die Israel-Lobby" der zwei renommierten Professoren John Mearsheimer von der Universität Chicago und Stephen Walt von der Harvard University. In der Einführung zu dem Buch schildern diese zwei ausgewiesenen Freunde Israels, dass ihre Äußerungen über den Einfluss der Israel-Lobby auf die amerikanische Außenpolitik dazu geführt hätten, dass man sie unter anderem in die Ecke des Antisemitismus drängen wollte. Das kann nun wirklich nicht Ausdruck einer freiheitlich demokratischen Diskussionskultur sein. 2. Herr Schwekendiek hat öffentlich erklärt, dass man sich in der Cohn-Scheune nicht ausschließlich auf den Holocaust konzentrieren will. Es solle der Bogen geschlagen werden zu Menschen, "die aus anderen Kulturen kommen und hier bei uns leben". Ja, was denn nun, Herr Schwekendiek? In der Rundschau vom 8. Juni steht zu lesen, dass der Eine-Welt-Laden nicht einziehen wird. Das sei ursprünglich zwar geplant gewesen, "aber die Stiftungen, die zwecks Zuschuss angesprochen wurden, hätten zu verstehen gegeben, dass die Vermischung von jüdischem Museum mit dem Eine-Welt-Laden in dem Haus hinsichtlich einer finanziellen Förderung nicht akzeptabel seien". Das sieht allerdings doch mehr nach einseitiger Ausrichtung aus und wirft die Frage auf, ob denn derjenige, der das Geld gibt, die Ziele des Fördervereins bestimmt? Umso mehr ist dann die Frage nach dem richtigen Ort neu zu klären, trotz der Schwierigkeiten, die es mit anderen Grundstücken gegeben habe. Im Rahmen einer ganzheitlichen Konzeption der Rotenburger Innenstadt kann Einseitigkeit kein konstruktiver Beitrag sein. Rolf Damke, Rotenburg Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.