Klaus Volland und Werner Borgsen erhalten Verdienstorden - Von Ines van Rahden

„Das mussten wir hinkriegen“

Werner Borgsen (links) und Klaus Volland mit ihren Orden Foto: van Rahden ©Rotenburger Rundschau

Im Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglager Stalag XB in Sandbostel verloren von 1939 bis 1945 zehntausende Soldaten und Deportierte ihr Leben. Doch die Erinnerungen an das Grauen verblassten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schnell. Dass den Kriegsopfern mit der Dokumentationsstätte am historischen Ort ein würdiges Denkmal gesetzt wurde, ist vor allem dem Engagement von Klaus Volland und Werner Borgsen zu verdanken. Für ihren unermüdlichen Einsatz gegen das Vergessen überreichte Landrat Hermann Luttmann den Bremervörder Pädagogen im Auftrag des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz beziehungsweise die Bundesverdienstmedaille.

Volland und Borgsen verbinden zahlreiche Gemeinsamkeiten – und eine langjährige Freundschaft. Von der Ersatzbank beim Fußball begaben sich die Historiker Ende der 70er-Jahre kurzerhand auf ein anderes Spielfeld. Mit Akribie und großem persönlichem Einsatz rollten sie in den nachfolgenden Jahren die Geschichte des ehemaligen Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers in Sandbostel auf, wiesen immer wieder öffentlich auf die Bedeutung und die historische Rolle des Lagers hin. Dabei mussten sie nicht selten Überzeugungsarbeit leisten. Nach 15 arbeitsreichen Jahren veröffentlichten Volland und Borgsen 1991 dann die Monografie Stalag XB Sandbostel. Ein Jahr später gründeten sie den Verein Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel mit dem Ziel, die Geschichte des Lagers aufzuarbeiten und eine Gedenkstätte auf dem historischen Lagergelände zu errichten. Das erste Etappenziel auf dem langen Weg dorthin erreichten die Historiker erst 2005. Die in diesem Jahr gegründete Stiftung Lager Sandbostel erwarb insgesamt 3,2 Hektar des einst 35 Hektar großen Areals mit elf Gebäuden, die bis heute einen bundesweit einzigartigen Bestand historischer Bauten eines Kriegsgefangenenlagers aus dem Zweiten Weltkrieg bilden. 2013 eröffnete die Stiftung schließlich die auf dem Lagergelände zunächst provisorisch eingerichtete Gedenkstätte in einer vollständig sanierten Baracke. Dass Vollands und Borgsens Engagement nach all den Jahren nun auch Anerkennung in Berlin gefunden hat, ist nicht zuletzt einigen Bremervörder Wegbegleitern wie Vollands Arbeitskollegen Ludwig Althaus zu verdanken, die die Lehrer für die Auszeichnung vorschlugen. Landrat Hermann Luttmann überbrachte Orden und Urkunden und dankte Volland und Borgsen für die ehrenamtliche Arbeit. „Ich hoffe, sie konnten die Erfahrung machen, dass ehrenamtliches Engagement das Leben mit Sinn erfüllt und dem Menschen, der sich für eine Aufgabe einsetzt, eine Erfüllung gibt, die man sich nirgendwo kaufen kann“, sagte Luttmann. Die Gesellschaft sei angewiesen auf die Bereitschaft vieler Menschen, die in unzähligen kleinen, alltäglichen Dingen mehr täten als sie müssten. „Verstecken Sie den Orden also nicht, sondern tragen Sie ihn bei jeder passenden Gelegenheit. Sie haben allen Grund, auf diese Auszeichnung stolz zu sein“, meinte der Landrat. Volland und Borgsen bedankten sich während der Verleihungsfeier im Bremervörder Bachmann-Museum bei Freunden, Verwandten und Mitstreitern. „Sandbostel, das mussten wir einfach hinkriegen“, betonte Volland. Auch, wenn das für die eigene Familie oft entbehrungsreiche Zeiten bedeutet habe. Borgsen widmete die Auszeichnung denjenigen, „die uns in der ersten Zeit unterstützt haben“. Zahlreiche Erlebnisse und persönliche Begegnungen mit ehemaligen Gefangenen und deren Angehörigen hätten die Aufarbeitung der Lager-Geschichte nachhaltig geprägt. „Die Menschen erlebt zu haben, war das, was uns getragen hat und uns veranlasste, ausdauernd weiterzumachen“, so Borgsen. Dass am Ende eine Gedenkstätte stand, die internationale Beachtung erfährt, daran habe er nicht wirklich geglaubt. „Der Dank dafür gebührt dem Blitz aus Hamburg“, so der Pädagoge. Gemeint war Ivar Buterfas, der sich 2004 in die öffentliche Diskussion einbrachte und erfolgreich für den Aufbau einer Gedenkstätte eintrat. Buterfas gehörte ebenfalls zu den Gratulanten und bedankte sich bei Volland und Borgsen, die als Mitglieder einer „Gruppe unerschütterlicher Menschen eine Menge ertragen mussten, ehe sie eine gute Sache erfolgreich zu Ende führen konnten.“