30jähriges Bestehen des Flugplatzes Lauenbrück

Mit der Krähe fing alles an

Im Sommer dieses Jahres konnten die Piloten des Aeroclubs Lauenbrück auf das 30jährige Bestehen ihres Flugplatzes zurückblicken. 24 Motorflugzeuge stehen heute in den Hallen und rund 30 Piloten aus allen Bevölkerungsschichten gehören dem Club an. Treibende Kraft für den Flugplatz war einst der noch junge Hans-Cord Graf von Bothmer, der einige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg mit einigen Freunden in Hamburg-Boberg der akademischen Fliegergruppe angehörte. Anfangs gab´s dort zwar ein Segelflugzeug, aber keine Seilwinde und also auch keine Startmöglichkeit.

Inzwischen hatte Fluglehrer Gerhard Blessing in 4.000 Arbeitsstunden Deutschlands ersten brauchbaren Motorsegler "Krähe V6", genannt "Wuchtbrumme", gebaut; eine damals noch neuartige Konstruktion mit einem 40-PS-Käfer-Motor. Die Krähe hatte ein Gewicht von 240 Kilogramm, eine Spannweite von zwölf Metern und konnte mit 60 Kilometern Stundengeschwindigkeit fliegen. Das Besondere an diesem neuen Motorsegler war, daß man bei ungenügendem Aufwind im Flug den Motor anlassen konnte. Der heute 72jährige Jugendwart und Mitgründer des Clubs, Helmut Hillmer, der inzwischen auch in Lauenbrück wohnt, berichtet in seiner handgeschriebenen Chronik: "Im September 1965 rief Hans Cord Graf von Bothmer uns in Hamburg an, er möchte, um selber fliegen zu können, die "Krähe" kaufen und einen eigenen Flugplatz aufmachen". Fluglehrer Blessing, Emil Solbrig, Günter Brodersen und Helmut Hillmer mit Ehefrau Gertrud machten sich auf den Weg nach Lauenbrück. Bei einem Imbiß bei Gräfin Mutter wurde alles unter Dach und Fach gebracht. Was folgte, war viel Arbeit im Club: Der Flugplatz mußte auf fünf nassen Wiesenstücken hergerichtet werden. Am 10. Juli 1966 war es soweit, die "Krähe" wurde per Achse nach Lauenbrück gebracht und der Flugbetrieb konnte nach vielen Schraubereien endlich beginnen. Zuerst machten Solbrig, Brodersen und Hillmer einige Probeflüge, bevor der stolze Besitzer Graf von Bothmer auf eigenem Flugplatz und mit eigenem Flugzeug auch einmal fliegen durfte. Der Flug dauerte genau 28 Minuten. Nach insgesamt sechs Starts und einer Flugzeit von vier Stunden und 26 Minuten wurde der erste Flugtag in Lauenbrück mit einem Glas Sekt und einem Eis beendet. Die "Krähe" wurde in ihren neuen Hangar, einen ehemaligen Schafstall gebracht. Am 18. September 1966 landete das erste Segelflugzeug auf dem neuen Flugplatz. Helmut Hillmer hatte es von Hamburg-Boberg nach Lauenbrück geflogen. Graf von Bothmer unternahem von Lauenbrück aus im Juli 1967 auch seinen ersten Überlandflug. Etwas Besonderes war es schon, als man im selben Jahr mit der einsitzigen Maschine ohne Radio und Funk und ohne Navigation zum Treffen der Selbstflugzeugbauer nach Egelsbach (nähe Frankfurt) flog, erzählt Helmut Hillmer. Zum Auftanken und Pilotenwechsel wurde in Kassel-Waldau zwischengelandet. Zehn Liter Flugbenzin kosteten damals 3,80 Mark. Die Bodenmannschaften waren mit dem Auto bereits vorausgefahren. Inzwischen kamen noch mehr Piloten dazu, der Platz wurde als Motorflug-Landeplatz hergerichtet und um die finanziellen Belastungen für Platzunterhaltung, Funk, Telefon, Strom und Sicherheitseinrichtungen bewältigen zu können, wurde am 15. April 1968 der Aeroclub Lauenbrück gegründet. Gründungsmitglieder waren Werner Hübner, der den Vorsitz übernahm, Hans-Cord Graf von Bothmer (zweiter Vorsitzender), Gräfin Barbara von Bothmer, Karla Steinhage, Jürgen Peter und Marion Wissbars, Helmut und Gertrud Hillmer sowie Hanna Hübner-Kunath. Sie hatte 1951 als erste deutsche Frau nach dem Kriege den Pilotenschein gemacht und starb 1994 im Alter von 84 Jahren. Sie war außerdem Deutschlands älteste aktive Pilotin, die bis kurz vor ihrem Tode noch ihre Maschine selber flog. Beim ersten Motorseglerwettbewerb der Welt, im Jahre 1972, wurden die Lauenbrücker mit Heinz Huth (er war bereits zweifacher Weltmeister im Segelflug) und dem Ehepaar Hillmer Weltmeister im Einsitzer und im Zweisitzer. Auch heute haben die Lauenbrücker wieder die älteste aktive Pilotin Deutschlands in ihren Reihen. Inge Reiners ist trotz ihrer 75 Jahre noch oft mit dem Flugzeug unterwegs. Aufgrund der modernen Technik - sogar über eine hochmoderne Satelliten-Wetterstation verfügen die Lauenbrücker - ist es heute kein Problem mehr, größere Flüge zu unternehmen. Die Flugzeuge sind mit Satellitennavigation ausgerüstet, die es ermöglicht, jeden Punkt der Erde auf 15 Meter genau anzufliegen. Waren es früher 40 PS, so sind es heute bis zu 300 PS Leistung, die eine Maschine erbringt. Einige Mitglieder fliegen mit ihren Flugzeugen im Urlaub sogar bis nach Afrika oder Griechenland. Einmal im Jahr findet mit zehn bis zwölf Maschinen ein Vereins-Ausflug statt. Meist im August geht es zu befreundeten Vereinen in Vilshofen an der Donau oder nach Duxfort in England. Eines haben sich die Lauenbrücker Piloten auf die Fahne geschrieben: den Umweltschutz. Sie vermeiden unnütze Flüge und überfliegen beim Starten und Landen grundsätzlich nicht den Ort Lauenbrück. Zu ihren selbstauferlegten Pflichten gehört es auch zu melden, wenn Schiffe auf Nord- oder Ostsee Altöl abpumpen. Wer sich über die Fliegerei informieren möchte, sollte unter 04267/1295 ruhig einmal beim Flugplatz anrufen. Eine Möglichkeit mitzufliegen besteht auch. Leisten kann sich die Fliegerei heute nämlich fast jeder, betonen die Vorstandsmitglieder Hans Beinssen, Heinz Blohm und Peter Mitschidin. Die Unterhaltung eines Flugzeuges ist finanziell mit der Unterhaltung eines Mittelklasse-Autos zu vergleichen. Die Kosten können durch Haltergemeinschaften sogar noch reduziert werden. Der Clubbeitrag beläuft sich auf 600 Mark im Jahr.

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