Kleinkrieg versus Kampagne: Biogas-Fronten in Hassel verhärtet

Zwei Meinungen über den "idealen Standort"

Eine Biogasanlage in 170 bis 190 Meter Entfernung zu ihren Häusern - das haben Astrid Häring, Tanja Sachs und Britta ter Schmitten aus Hassel nicht gewollt. Inzwischen ist der Streit um die alternative Energieerzeugung, die Bürgermeister Ludger Brinker ab Anfang nächsten Jahres betreiben will, jedoch eskaliert. Tanja Sachs, Bewohnerin der Dorfstraße, spricht von einem "Kleinkrieg", Brinker sieht sich als Opfer einer Kampagne.

Die Fronten scheinen verhärtet. Hauptvorwurf der verärgerten Anwohner: Brinker sei nicht zu Kompromissen mit seinen Nachbarn bereit - obwohl er "zum Wohle aller Bürger" ein Ehrenamt ausübe. Brinker dagegen beharrt auf dem Standpunkt, dass er mit allen Vorhaben im Recht ist. Zugeständnisse beim Betrieb seiner Anlage zieht er nicht in Betracht. Worum geht es? Sachs, ter Schmitten und Häring befürchten eine Reihe von Nachteilen durch die Biogasanlage: Wertminderung der Grundstücke, Geruchs- und Lärmbelästigung durch den Betrieb, Gefährdung von Kindern durch den Anlieferverkehr sowie eine Beschädigung der Dorfstraße durch Hunderte schwerer Lkw im Jahr. "Wir möchten nicht in ein paar Jahren den Ausbau der Dorfstraße zahlen müssen." Brinker will von schweren Lkw, die künftig das Biogasfutter anliefern, nichts wissen. Schließlich wolle er die Anlage mit nachwachsenden Rohstoffen (Silomais, Getreide) betreiben, die von selbst bewirtschafteten Flächen stammen, sowie mit Wasser und Gülle. "Die Flächen, von denen ich ernte, sind die gleichen wie vorher", sagt er. Transportiert werde das Erntegut auf den üblichen Gespannen. "Das ist normaler landwirtschaftlicher Verkehr. Ich habe selbst ein Interesse daran, dass die Straße so lange wie möglich hält. Ich bin mit 120 von 240 Metern selbst der größte Anlieger." Allerdings räumt er ein, dass es in der Erntezeit zu einer Konzentration von Verkehr rund um seinen Betrieb kommen werde, die es früher so nicht gegeben habe. Schließlich habe er früher einen Teil seiner Ernte vom Feld direkt zum Landhandel gefahren, beispielsweise nach Rotenburg. Sachs, ter Schmitten und Häring sind realistisch: Dass sie den Betrieb der Anlage nicht verhindern werden, wissen sie. Wenigstens einen Kompromiss aber möchten sie dem Bürgermeister abringen: "Wir wollen, dass die Beschickung ausschließlich rückwärtig, über den Rodauweg, vorgenommen wird." Das sei verkehrstechnisch auch viel günstiger als über die Dorfstraße, denn dort gebe es von der B 440 eine Linksabbiegerspur. Für Brinker kommt dieses Zugeständnis (er spricht von anderthalb bis zwei Kilometern Umweg) nicht in Frage. Er bleibt dabei, 50 Prozent seiner Fahrten durch die Dorfstraße und 50 Prozent durch den Rodauweg erledigen zu wollen - entsprechend der Lage seiner Flächen. "Die Dorfstraße ist eine öffentliche Straße und die Gegend ist kein Wohngebiet. Ich sehe bei mir keinen Unterschied zu anderen Nutzern." Der Frust sitzt tief bei den Anwohnern. Einen dicken Ordner hat Tanja Sachs in Sachen Biogasanlage inzwischen angelegt - Schriftverkehr mit den Behörden. Dass sie das Gefühl hat, niemand wolle für ihre Sorgen zuständig sein, macht die Sache nicht besser. In dieser Situation ärgert sie sich darüber, dass der vorprogrammierte Konflikt mit den Nachbarn nicht von vorneherein vermieden wurde. "500 Meter weiter weg wäre die Anlage kein Problem gewesen." Brinker jedoch hat die Wirtschaftlichkeit der Anlage im Auge. Er spricht von dem "idealen Standort". Kurze Wege zum Betrieb, alle Richtwerte erfüllt, und durch die Nähe zu den Häusern obendrein die Option, Fernwärme zu nutzen. - Dieses Ziel verfolgte auch der Kirchwalseder Landwirt Cord Cordes mit seinem Plan, eine Biogasanlage mitten im Ort zu errichten. Er hatte jedoch nicht darauf bestanden, als er merkte, dass er mit seinem Projekt auf Ablehnung in der Bevölkerung stieß. Brinker ging einen anderen Weg und stellte die Anwohner vor vollendete Tatsachen. Der Preis ist hoch: Inzwischen hat er einen Rechtsanwalt eingeschaltet, um sich gegen anonyme Unterstellungen zur Wehr zu setzen. Gegen einen Nachbarn habe er Anzeige erstattet, sagt Brinker. Grund: An einem Schaukasten im Ort seien mehrfach Flugblätter befestigt worden, die nahelegten, dass der "Investor" der Hasseler Biogasanlage derselbe Bünnemeyer ist, der für den Fleischskandal im Landkreis Cloppenburg verantwortlich zeichnet. Brinker dementiert: Der Bünnemeyer, dem er Flächen verkauft habe, sei ein anderer. Und mit der Biogasanlage habe überhaupt kein Bünnemeyer zu tun.

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