Kraftvoll: Norddeutsche Metalcore-Band legt mit The Path drittes Studioalbum vor

Maintain hat wieder Blut geleckt

Die norddeutsche Metalcore-Band Maintain hat mit The Path nach Jahren des künstlerischen Stillstands ein bemerkenswertes Comeback-Album vorgelegt
 ©Rotenburger Rundschau

(r/ari). Eigentlich war Maintain ja fast schon Geschichte. Nach dem zweiten Longplayer der 1998 gegründeten norddeutschen Metalcore-Formation verlor die Gitarrenfraktion ihre Spielfreude und der Rest der Band versäumte es, rechtzeitig zu reagieren.

„Vielleicht hätten wir den Cut schon früher machen müssen, um am Ball zu bleiben“, sagt Sänger Timo Böhling mit Blick auf den Stillstand, der alles infrage stellte, was die Musiker sich zuvor mühsam aufgebaut hatten. „Wir haben so lange daran festgehalten, weil wir schon mehr als zehn Jahre zusammen Musik gemacht hatten.“ Ein bis zwei Auftritte pro Jahr, mehr war in dieser Zeit nicht drin. Die Fan-Basis bröckelte. Als der überfällige Cut dann schließlich doch kam, war es fast zu spät. „Der Sommer-Baumschnitt bremst das Wachstum, wie der patente Hobbygärtner weiß“, heißt es dazu von der Band. Doch die Wende zum Besseren gelang, Maintain tragen ihren Namen nicht umsonst, sie sind beständig und hielten durch. Und siehe da: Kurz vor dem Split-Album Lifetimes, das 2011 zusammen mit A Traitor Like Judas eingespielt wurde, kam mit Tim Piotraschke ein neuer Gitarrist an Bord und half fortan mit, den vom Kentern bedrohten Maintain-Kahn wieder in ruhigeres Fahrwasser zu führen. Ein zweiter Gitarrist, Jan Röhrs, schloss sich an – jetzt konnte die Gruppe in Idealbesetzung noch einmal einen ganz neuen Törn starten. Und ganz bei null Knoten musste Maintain ja nicht beginnen, schließlich hatten die Musiker mit dem Album With A Vengeance bereits bewiesen, dass sie das Zeug dazu haben, an der Spitze der deutschen Metalcore-Szene zu agieren. Heraus kam das dritte Studioalbum der Band, The Path, mit dem die Jungs eindrucksvoll unterstreichen, dass sich an ihrer Klasse auch nach sechsjähriger Pause nichts geändert hat. Maintain stehen immer noch für einen unverwechselbaren furiosen Mix aus Metal und Hardcore – das beweist schon der Opener des Albums, das Stück New Shores, das viel Metal und viel Hardcore mit einer jeweils dezent eingesetzten Dosis Sprechgesang, Breakdowns, Gangshouts, Schwedentod und sirrenden Gitarrensoli zu einer mächtigen dynamischen Sound-Legierung verbindet. Die Band hat mit The Path ein abwechslungsreiches und eingängiges Metalcore-Werk vorgelegt. „Uns war wichtig, viele Melodien auf der Platte zu haben. Die Songs sollten diesmal mehr im Ohr bleiben“, erklärt Bassist Julian Tamke. Ohne Zweifel: 15 Jahre nach der Bandgründung haben sich Maintain mit einem künstlerischen Paukenschlag zurückgemeldet. Ausbaldowert in Schneverdingen, wo die Gruppe lange Zeit ihren Proberaum hatte, und vom Gitarristen Piotraschke komplett in Eigenregie produziert, markiert The Path die Rückkehr zu alter Stärke. Die fünf Musiker (außer Böhling, Tamke, Piotraschke und Röhrs gehört noch Drummer Christoph Schiming dazu) sind angetreten, die aktuelle Rangordnung der Metal-Szene in Deutschland nachhaltig infrage zu stellen. Indes wissen die ambitionierten Bandmitlieder durchaus, dass ihr Weg auch mit einem starken, frischen und facettenreichen Album im Gepäck ein äußerst schwerer und klinkenputzender sein wird. Beharrlichkeit ist gefragt, wenn der alte Status tatsächlich wieder neu aufgebaut werden soll. „Aber durch die Platte sind wir richtig zusammengewachsen und haben wieder Blut geleckt“, sagt Böhling. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, nach all den Jahren mal wieder eine eigene Platte in der Hand zu halten.“ Eine Scheibe, auf die Maintain zu Recht stolz sein kann. Ganz egal, wohin der Weg die Band noch führen mag. Der Baum treibt wieder kräftig aus, der Kahn hat wieder vollen Wind in den Segeln. Und das ist auch gut so.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser

Seitenanfang