(rm). Trotz nasskalten Wetters machten sich am vergangenen Sonntag rund 2.000 Menschen (Polizeiangabe) auf, um gegen Neonazis auf dem Heisenhof bei Barme zu demonstrieren. Zu diesem zweiten so genannten Sonntagsspaziergang gegen Rechts hatte ein breites Bündnis aus rund 30 örtlichen Vereinen, Schulen, Parteien, Kirchengemeinden und Feuerwehren aufgerufen. Unter den Teilnehmern befanden sich auch der CDU-Bundestagsabgeord-nete Reinhard Grindel und Jürgen Borngräber, Chef der SPD-Fraktion im Rotenburger Kreistag.
Anlass: Im vergangenen Frühjahr hat der bundesweit bekannte Rechtsextremist Jürgen rieger den Heisenhof erworben. Die ehemalige Liegenschaft der Bundeswehr soll offenbar als Neonazi-Schulungszentrum genutzt werden. Die Gebäude böten Platz genug, um ohne logistische Schwierigkeiten Tagungen mit 400 Personen durchzuführen. (Einzelheiten unter www.heisenhof.info) Begrüßt vom Posaunenchor trafen sich am Sonntag rund 1.500 besorgte Bürger an der Kirche in Barme. Von dort gings zum knapp zwei Kilometer entfernten Heisenhof. Aus dem Süden stießen etwa 500 Demonstranten hinzu, die sich an der Kirche in Hassel getroffen hatten. Die sehr friedliche Kundgebung fand auf der B215 direkt vor dem Haupttor zum Heisenhof statt. Die Straße war dafür in beide Richtungen für zweieinhalb Stunden voll gesperrt worden. In ihrer Rede nahm die stellvertretende Verdener Landrätin Karin-Labinsky-Meyer (Grüne) Bezug auf den 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Es sei unerträglich, dass Rechtsextreme wie Jürgen Rieger die dort begangenen Verbrechen leugneten. Jürgen Remp vom Verdener Bündnis gegen Rechts forderte "einen Aufstand der Anständigen und Zuständigen". Bund, Länder und Kommunen müssten Initiativen gegen Rechtsradikalismus besser als bisher unterstützen. Während der Kundgebung zogen knapp 20 Neonazis mit einem Lautsprecherwagen direkt hinter das Haupttor des Heisenhofs. Sie versuchten, die Veranstaltung durch laute Musik zu stören. Als die Polizei mit der Beschlagnahme des Fahrzeugs drohte, wurde leiser gedreht. Seit einigen Monaten werben die Neonazis vor Schulen vor allem im Kreis Verden um Nachwuchs. Um dem zu begegnen, hat die Arbeitsgemeinschaft "Schule ohne Rassismus" inzwischen die erste Ausgabe einer neuen Schülerzeitung herausgebracht. Name: "Kontrasst." Das Blatt hat eine Auflage von 8.000 Stück und wird seit dieser Woche an den weiterführenden Schulen des Kreises Verden verteilt. Es informiert über Rechtsextremismus, Riegers früheres Neonazi-Zentrum in Hetendorf, einschlägige Aktivitäten in Verden und umzu sowie über die Vorgänge rund um den Heisenhof. Zurzeit entsteht auch eine entsprechende Internetseite (www.kontrasst.info) Für Samstag, 2. April, hat die NPD einen Aufmarsch mit Kundgebung in Verden angekündigt. Die Führung hat Adolf Dammann vom Landesvorstand, Besitzer der so genannten Nazi-Scheune in Bargstedt bei Harsefeld (Kreis Stade). Es kann sein, dass sich an der Demonstration auch militante freie Kameradschaften beteiligen. Die Stadt sieht keine Möglichkeit, die Veranstaltung zu verhindern. Bürgermeister Lutz Brockmann hat daher zu einem Aktionstag gegen die NPD-Demo aufgerufen. Er bittet Gruppen und Vereine um Mitarbeit.