„Ohne Herma Hinrichs wäre das Kind nicht geboren“, betonte Linda Glander von der Ländlichen Erwachsenen Bildung (LEB) und gratulierte dem Verein der Gästeführer im Landkreis Verden zu seinem 20-jährigen Bestehen. Die Vorsitzende des Vereins, Annette Puvogel, freute sich über die vielen anerkennenden Worte der Besucher, die sich zum kleinen Fetakt im Rektorhaus eingefunden hatten.
Puvogel, die dieses Amt seit 2005 bekleidet, berichtete, dass vor 20 Jahren 29 Frauen die Gründungsurkunde unterschrieben haben. Hilde Koch war die erste Vorsitzende. Sie übergab das Amt 1998 an Annette Puvogel. Viele Jahre hatte der Verein sogar eine eigene Geschäftsstelle, die von Ilse von Spreckelsen geleitet wurde. Es war 1992, als Hinrichs nach einer LEB-Delegiertenversammlung in Hannover den Impuls hatte, ein Gästeführerseminar auch für Ottersberg anzubieten. Das zu entwickeln, zugeschnitten auf den Landkreis Verden, stellte sich dann doch als größere Herausforderung dar. Wer Hinrichs kennt, weiß, dass sie nicht so schnell locker lässt. Und tatsächlich führte ihre Beharrlichkeit zum Ziel. „Zuerst war unser Ausbildungskurs einfach nur theoretisch und langweilig“, räumt sie ein, „bis wir auf die Idee kamen, uns ein Stück Geschichte direkt vor Ort anzusehen, weil es interessanter und lebendiger ist“. Heute sei bei der Ausbildung zur Gästeführerin alles anders und durchorganisiert. Es gäbe Lehrpläne, Referenten, eine Abschlussprüfung und ein Zertifikat. Mit dem Ringen um das Rektorhaus rief Puvogel ein besonderes Ereignis der noch relativ jungen Vereinsgeschichte ins Gedächtnis: die Rettung des Rektorhauses 1999. Das historische Gebäude sollte eigentlich abgerissen werden. „Wie viele Ottersberger haben auch wir uns damals für den Erhalt eingesetzt und später den Mitgliedern des Kulturvereins im Rektorhaus bei der Renovierung geholfen oder die Helfer mit Essen und Trinken versorgt“, berichtete Puvogel. Heute veranstaltet der Gästeführerverein im Rektorhaus Klönnachmittage, Vorträge, Seminare und kleinere Feste. Einen Kurs, zum Erlernen der plattdeutschen Sprache, bietet in regelmäßigen Abständen Karl-Heinz Dörl an. Dem Ottersberger liegt daran, dass dieses Kulturgut nicht in Vergessenheit gerät. „För use Gegend is dat wertvoll“, meinte Dörl. Im Mittelpunkt stehen aber die Führungen. Während des Festaktes gaben einige Gästeführer eine Kostprobe ihres Könnens. Hilde Koch, wie auch andere Mitglieder, waren passend zum Anlass in Tracht erschienen. Koch annimierte die Anwesenden, auch einmal an einer Führung durch Ottersberg und zur Burg (Amtshof Freie Rudolf-Steiner-Schule) teilzunehmen. „Das geht auf Platt und natürlich auch in Hochdeutsch.“ Margarete Reinecke, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, ist Fachfrau, wenn es um die Kreisstadt Verden geht. Sie plauderte fröhlich und frei drauflos als stünde sie mit einer Gästegruppe direkt vor dem Verdener Dom. Mit ihrer Art zog sie gleich alle Festbesucher in ihren Bann. „Es gibt so viele Geheimnisse, von denen nicht einmal die Einheimischen wissen“, schloss sie ihren lebendigen Vortrag. Das Programm mit allen Führungen zu den Sehenswürdigkeiten im Landkreis Verden wird vierteljährlich neu aufgelegt. Der Gästeführerverein hat aktuell zwölf aktive Gästeführer und 39 Mitglieder. „Das dürfen auch gerne mehr werden“, warb Puvogel. Stolz ist der Verein auf seine Trachtengruppe. „Da es keine Trachten aus der Kichengemeinde Ottersberg gab, die vollständig erhalten sind, wurde 1996 der Arbeitskreis Trachten gegründet. Unter Anleitung von Dora Jäckert ging es an die Arbeit. Da wurde recherchiert, rekonstruiert und genäht. So entstanden nach und nach Sonntagstrachten, Alltagstrachten, Gewänder für Kinder und Männer. Die Arbeit nach strengsten Vorgaben hat sich ausgezahlt, denn „unsere Trachten wurden vom Trachtenverband als historisch anerkannt“, so Puvogel. Der rührige Verein beeindruckte auch die stellvertretende Landrätin Karin Labinsky-Meyer. „Ich bin begeistert von der Vielfalt und dem enormen Wissen, was sonst verloren gehen würde“, lobte sie. „Wir sind glücklich, dass wir sie hier im Landkreis haben und dankbar für ihr großartiges Engagement.“ Friedrich Bartels, stellvertretender Vorsitzender des Kulturvereins im Rektorhaus bescheinigte: „Wir arbeiten gerne mit den Gästeführern zusammen und wissen um die Verdienste des Vereins. Heimatpflege und Heimatkunde sind zwei Bereiche, die uns verbinden.“ Wer jetzt Lust bekommen, seine Heimat mit neuen Augen zu entdecken, kann sich einen Überblick über die Führungen im Landkreis Verden im Internet (www.ver.fuehrungen.de) verschaffen. Eine neue Ausbildungsreiche zur Gästeführerin ist in Planung. Wer Mitglied im Gästeführerverein werden möchte oder ein anderes Anliegen hat, kann sich direkt an Annette Puvogel, Telefon 04205/1833, wenden.