(r/vm). Reiner und Christine Cordes haben in Kooperation mit der Lukas-Kirchengemeinde in Posthausen die Pilgerwanderung für Frauen auf dem Sigwardsweg von Minden nach Loccum angeboten und kürzlich durchgeführt.
Mit acht Teilnehmerinnen im Alter von 47 bis 70 Jahren stiegen sie in den Zug nach Minden. Dort ging die Gruppe einige Kilometer begleitet von Dauerregen zur Unterkunft. Die meisten Teilnehmerinnen trugen erstmals in ihrem Leben einen schweren Rucksack. Mit Übungen, die von Reiner Cordes angeleitet wurden, (manche davon auch in der Fußgängerzone) lernten sich die Teilnehmerinnen auf sehr persönliche Weise kennen und vertrauen. "Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, wenn man mit einer Gruppe Pilgern geht“, so Cordes. Nach einer Andacht in der St. Simeoniskirche erhielt die Gruppe den Reisesegen vom dortigen Pfarrer Mackenbrock. Die Hoffnung auf besseres Wetter blieb am nächsten Morgen unerfüllt. Gut ausgerüstet mit Regenkleidung machten sich die zehn Pilgerer dennoch auf den 15 Kilometer langen Weg zum Jugendgästehaus in Petershagen. Durch Gespräche oder beschäftigt mit eigenen Gedanken meisterten alle diese ungewöhnliche Herausforderung. Geschafft kamen sie am Tagesziel an, aber ebenfalls zufrieden und stolz über die eigene Bewältigung von Grenzen. Das Wetter blieb auch am nächsten Tag schlecht. "Regenzeug an und los“, sagte Waltraud Ehlers. "Was soll uns schon passieren?“ Am Nachmittag waren erneut 15 Kilometer bewältigt und die Pilgerer belohnten sich mit einer heißer Dusche, Kaffee und leckerem Apfelstrudel. Irgendwann hatte unterwegs der Regen aufgehört, aber niemand hatte sich eigentlich dafür interessiert. Ulrike Rippe benannte den Grund: "Wir sind eine tolle Gruppe geworden und können uns untereinander vieles erzählen, manchmal auch über schwierige Themen. Andere reden oft nur über das Wetter, für uns ist das zukünftig nicht mehr so wichtig.“ Die Petri-Kirche in Petershagen war eine der insgesamt acht Kirchen, die von der Gruppe während ihrer Pilgerzeit besucht wurde. Diese Aufenthalte waren für alle die intensivsten Momente des mehrtägigen Zusammenseins. Beim gemeinsamen Beten, Singen, Psalmlesen und Reden entstand eine spirituelle Nähe zwischen den Teilnehmerinnen, die sie zuvor selten erlebt hatten. "Das Geheimnis dieser Wirkung lag vermutlich darin, dass jede Teilnehmerin frei entscheiden konnte, woran sie selber teilnehmen möchte“, berichtet Christine Cordes. Am Sonntag wanderte die Gruppe auf der ruhigsten, aber längsten Strecke von 22 Kilometern zum Ziel Kloster Loccum. "Ich merke meinen Rucksack beim Gehen gar nicht mehr, er gehört einfach zu mir“, sagte Waltraud Ehlers unterwegs mit einem glücklichen Gesicht. Helga Oschelewski aus Zeven ist schon den Jacobsweg in Spanien gegangen: "Pilgern ist für mich wie eine positive Sucht. Wenn man einmal unterwegs war, möchte man immer wieder losgehen.“ Eine Premiere war es für Petra Lindhorst: "Zwischendurch gab es Momente, in denen ich nicht mehr weitergehen wollte. Jetzt bin ich stolz und glücklich, die Anstrengung bewältigt zu haben. Durch die Erlebnisse werde ich zukünftig manches gelassener angehen.“ Sie wird wie die meisten anderen aus der Gruppe wieder dabei sein, wenn die Kirchengemeinde Posthausen mit dem Ehepaar Cordes die nächste Pilgerwanderung anbietet.