(af). Viel Aufmerksamkeit fand die Tagesordnung des Hemsbünder Rates bei den Einwohnern. Etwa 40 Stühle waren während der Sitzung von Zuhörern besetzt. Wer gekommen war, um die Behandlung von Rügen gegen Horst Ladebeck und Ludger Brinker zu verfolgen, bekam einiges geboten.
Anlass war eine inzwischen längere Zeit zurückliegende Äußerung Kurt Ladebecks - getätigt, als es bei der vorletzten Ratssitzung darum ging, den Posten des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters neu zu besetzen - ein Amt, das traditionell die SPD bekleidete. Ladebeck hatte sich dagegen ausgesprochen, dass Kurt Gumbold die Aufgabe übernehmen sollte. Begründung: Der sei "in das Frömmingsche und Muschtersche Lotterbett gekrochen". So jedenfalls wurde der Sachverhalt während der aktuellen Sitzung rekonstruiert. Beantragt hatte die Rügen Carolin Muschter. Und sie wollte sie gemeinsam behandelt wissen. Dann hätten beide Betroffenen nicht mitstimmen dürfen - die SPD/WWH-Fraktion hätte die Rügen, zumindest theoretisch, durchbringen können. Die CDU-Fraktion beantragte jedoch zunächst, beide Rügen getrennt zu behandeln. Das hieß auch: Jeweils nur ein Betroffener musste sich bei den Abstimmungen enthalten. Dadurch konnte die Antragstellerin bestenfalls ein Patt erwarten. Keine Mehrheit bedeutet: Antrag abgelehnt. Bürgermeister Ludger Brinker verwehrte sich dagegen, dass es sich bei der getrennten Behandlung um ein taktisches Manöver handelte. Er berief sich auf ein Telefonat mit der Kommunalaufsicht, wonach ein gemeinsames Verfahren nicht haltbar gewesen wäre. Anders sah Carolin Muschter die Sache. Da es um Beleidigungen durch Horst Ladebeck ging, die der Bürgermeister nicht sofort unterbunden habe, müsse die Sache auch als Ganzes betrachtet werden. Zur Begründung ihres Antrags sagte sie, der Rat dürfe "solche Entgleisungen nicht dulden." Ratsfrau Barbara Frömming bekräftigte: "Jeder Mensch hat eine Würde. Wohin Diffamierungen führen, hat man in der Vergangenheit gesehen." Sie forderte die CDU-Fraktion auf, sich nachträglich von dem Gesagten zu distanzieren. Für die CDU ergriff daraufhin Regina Hartje-Specht das Wort. Sie wünschte sich zunächst, dass ihre Fraktion nicht in Sippenhaft genommen würde - schließlich seien alle Einzelpersonen mit eigenen Ansichten. Fraktionszwang lehne sie ab. Anschließend ging sie in einem semantischen Exkurs auf Ladebecks Äußerungen ein. "Der Gumbold ist in das Frömmingsche und Muschtersche Lotterbeck gekrochen. Ist das jetzt etwas ganz Verwerfliches?" - Nein, beantwortete sie die rhetorische Frage. Die Formulierung Frömmingsche/Muschtersche sei vergleichbar etwa mit "Müllersche Apotheke" - besitzanzeigend also, sogar ein wenig verniedlichend. "Gut, ich komme aus der Stadt, für meine Ohren klingt es auch ein wenig abwertend." Aber es müsse keineswegs so verstanden werden. Zum Lotterbett erklärte sie den Zuhörern, der Ausdruck entspreche dem englischen "comfy old bed" - zurückübersetzt "einem behaglichen Ort für Gleichgesinnte, Liebende" also. Fazit: "Es handelt sich bei allem Goodwill um keine Beleidigung." Die Äußerung sei einfach "so wie wir unseren Herrn Ladebeck kennen." Die Rüge gegen Ladebeck würde mit fünf gegen fünf Stimmen abgelehnt. Die Rüge gegen Brinker wurde nur von Frömming, Muschter und Kurt Gumbold unterstützt. Die SPD-Leute Manfred Struck und Udo Philipp enthielten sich, die CDU stimmte dagegen. Bild: Was bedeutet "ins Lotterbett kriechen?" Carolin Muschter, Barbara Frömming... ...und Regina Hartje-Specht haben unterschiedliche Auffassungen