Erfolgsgeschichte: Wolf-Dietmar Stock gründete vor 30 Jahren den Verlag Atelier im Bauernhaus - Von Vera Mertins

Mit eigenem Stil in der eigenen Nische

Für die Zukunft wünscht sich Wolf-Dietmar Stock mehr Zeit. Zum Beispiel um den Roman zuende zu bringen, den er vor zehn Jahren begonnen hat
 ©Rotenburger Rundschau

"Meine Zuneigung galt schon immer Fischerhude“, sagt Wolf-Dietmar Stock, der im Nachbarort Oyten aufgewachsen ist. "Und als Freunde von mir ihre Pläne, in der Bredenau ein historisches Fachwerkhaus zu erwerben, um dort eine Töpferei zu eröffnen, fallen ließen, griff ich selber zu und kaufte das Objekt. Ich wollte dort wohnen und malen und Ausstellungsmöglichkeiten schaffen.“ Doch alles kam anders.

Es war Ende der 70er Jahre, als Klaus Dede einen Verleger für sein Manuskript suchte. Wolf-Dietmar Stock sollte das Heimatbuch über Butjadingen eigentlich nur illustrieren. Ihm gefielen die Aufzeichnungen aber so gut, dass er spontan zusagte: "Notfalls verlege ich das selbst.“ Ein guter Plan, wie sich rasch erwies: In nur einer Woche wurden 800 Exemplare verkauft und Stocks Karriere als Verleger war aus der Taufe gehoben. Nach einem Namen für die kleine Firma musste nicht lange gesucht werden, denn der war naheliegend: "Verlag Atelier im Bauernhaus“. Wenn Wolf-Dietmar Stock aus alten Zeiten plaudert, möchte man sich zurücklehnen und einfach nur zuhören. Zum Beispiel der Geschichte über "Woodstock in Fischerhude“. "Helmut Debus sprach mich an, ob ich nicht eine Platte mit plattdeutschen Liedern machen wollte, und ich sagte zu, ohne seine Musik gehört zu haben. Einfach, weil er so sympatisch war“, erzählt Stock. Die LP "Wo ik herkam“ wurde immerhin 25.000 Mal verkauft. "Damit hatten wir den Ruf weg, ein engagierter Verlag zu sein. Und das Folk-Festival anlässlich des fünfjährigen Bestehens mit Liedermachern und Schriftstellern in einem Festzelt veranlasste damals ‚Buten un Binnen‘ zu der Formulierung: "Woodstock, neu aufgelegt in Fischerhude“. An jenem Wochenende waren 5.000 Besucher im Dorf. Das ist jetzt fast 30 Jahre her. "In dieser Zeit hat es viele Aufs und Abs gegeben“, blickt Stock zurück. "Mal schwimmt man im Geld, mal weiß man nicht, wie man den nächsten Tag finanzieren soll, aber wir waren flexibel und haben es immer geschafft.“ Dafür hat der 66-Jährige Verleger auch ein Erfolgsrezept: "Nicht nur große, aufwendige Bücher machen.“ Einen entsprechenden Tipp hatte gleich zu Beginn seiner Verlagstätigkeit ein pfiffiger Steuerberater parat: "Du musst etwas machen, das sich gut verkaufen lässt und in die Handtasche einer Dame passt.“ Stock folgte dem Rat und das Ergebnis war ein kleiner Worpswede-Führer, der zunächst in einer Auflage von 5.000 Stück erschien. "Wenn ich die Anzahl der Jahre zusammen zähle, dann haben wir den jetzt über eine halbe Million Mal verkauft“, bilanziert Stock. Ihren Anteil am sicheren Umsatz leisten auch die Kunstpostkarten. "Wir haben 200 verschiedene im Programm, die sehr gut laufen“, sagt er. Die Schwerpunkte des Verlages sind der nordeutschen Kunst gewidmet. Fotobände, Reiseführer, Heimatbücher, Kinderbücher und Romane ergänzen das Repertoire. "Wir zeigen, dass es möglich ist zu existieren, wenn man seine ureigenen Nischen und seinen eigenen Stil findet. Ein Verlag ist ein sensibles Gebäude der Kultur, das nur mit Engagement geführt werden kann und nicht alleine dem Profitdenken verpflichtet sein darf“, betont Stock und fügt an: "Das wäre der Tod der Kultur, aber wir wollen mit ihr leben!“. Gegenüber dem Verlagsgebäude gibt es eine Buchhandlung mit einer Galerie. Ein Besuch lohnt und man sollte sich Zeit mitbringen, denn hier zu stöbern, ist anregend und bereichernd. Stocks Leidenschaft sind schöne Bücher, mit Liebe zum Detail. Oft übernimmt er auch den redaktionellen Teil. "Das geht über das, was ein Verlag eigentlich macht, weit hinaus“, sagt er. Für ihn ist jedes neue Projekt ein Herausforderung, das er mit seinem fünfköpfigen Team mit Leidenschaft angeht. Zu den Erfolgsbüchern zählt "Die Wümme – von der Quelle bis zur Mündung“, ein Werk, das aus einer Wanderausstellung hervorging. "Weltoffen und heimattreu, bleibt unser Programm, das über 60 Titel einer bunten Palette aus Kunst und Heimat für alle Generationen bereithält“, bekräftigt Stock. Mit dem 30-jährigen Erfahrungsschatz hat sich der Verlag Atelier im Bauernhaus zu einem norddeutschen Kunstverlag entwickelt, dessen Weg von Fischerhude aus in die weite Welt der Künstlerkolonien führte. Darüber hinaus hat Wolf-Dietmar Stock zusammen mit seinem Mitarbeiter Hans-Günther Pawelcik, der Mitglied der Förderation der Europäischen Künstlerkolonien ist, mehr als 30 Bücher, Broschüren und Kalender über namhafte europäische Künstlerorte erstellt. In die Zukunft blickend hat der rührige Verleger einen Wunsch: "Ich möchte mehr Zeit haben. Vor zehn Jahren habe ich mit einem Roman angefangen, den würde ich gerne überarbeiten. Aber die eigenen Sachen bleiben eben auf der Strecke.“ Ans Aufhören denkt Stock noch lange nicht. Er kann ohne den Verlag nicht sein. "Ich brauche einfach diese Aufgabe“, sagt er.

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