(r/sv). Rund 230 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur des Elbe-Weser-Dreiecks applaudierten am achten Tag der Oste in der Oste-Halle in Geversdorf (Landkreis Cuxhaven) fünf jungen Realschülerinnen: Mit dem Kulturpreis Goldener Hecht ehrte die gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft Osteland die Arbeitsgruppe Zebras der Schule am Hohen Rade in Lamstedt.
Deren Mitglieder Felek Bozan, Nivaashini Arulrajasingham, Celina Junge, Jennifer Schimmrich und Laura Heesen hatten mit ihrem Geschichtslehrer Thomas Doege ein lange Zeit tabuisiertes Thema aufgearbeitet: die NS-Vergangenheit des 1959 gestorbenen Heimatforschers Willi Klenck, nach dem noch immer eine Straße in der Ortsmitte benannt ist. Als Leiter des Rassenpolitischen Amtes, Gau Osthannover, und der Lüneburger Forschungsstelle Rasse und Raum habe sich Klenck als "aktiver Unterstützer des mörderischen NS-Rassenwahns betätigt“, begründete Laudator Johannes Schmidt, niedersächsischer Landesvorsitzender des Kinderschutzbundes und Vorstandsmitglied der AG Osteland, die Vergabe der Auszeichnung an die fünf Schülerinnen: "Die Schule am Hohen Rade hat sich des Titels 'Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage' würdig erwiesen.“ Die jungen Preisträgerinnen hatten zuvor bereits an den Lamstedter Gemeinderat appelliert, die Straße umzubenennen, und wandten sich gegen jede Form von Rassismus: "Wir sind alle verschieden“, so eine der Schülerinnen, "aber am Ende alle Mitglieder einer Menscheitsfamilie.“ Die Verleihung des mit 3.500 Euro dotierten, in sieben Kategorien vergebenen Goldenen Hechts ist der Höhepunkt des Tages der Oste, der diesmal eine Rekordbeteiligung verzeichnete. Das Fest, das dem längsten Nebenfluss der Niederelbe gewidmet ist, steht unter der Schirmherrschaft der im Herzen des Elbe-Weser-Dreiecks gelegenen Landkreise Cuxhaven, Stade und Rotenburg, als deren Lobby sich die 2004 gegründete, 460 Mitglieder starke überparteiliche Arbeitsgemeinschaft Osteland versteht. Die Grüße der Landkreise überbrachte die Rotenburger Vize-Landrätin Elke Twesten (Grüne), die dazu aufrief, die Einzigartigkeit dieser Flusslandschaft zu erkennen, die für eine weithin intakte Natur stehe, und sie als Teil unseres Zukunftskapitals zu bewahren. In der Kategorie Literatur ging der sogenannte Oste-Oscar an die Buxtehuder Autorin Alexandra Kui für ihren Jugendroman Lügensommer, der komplett im sogenannten Krimiland Kehdingen-Oste angesiedelt ist, unter anderem am Ostesperrwerk bei Neuhaus (Landkreis Cuxhaven), auf der Elbfähre Glückstadt-Wischhafen und auf der Elbinsel Krautsand (Landkreis Stade). Aus aktuellem Anlass wurde der Radtourenexperte Klaus Feldmann aus Grasberg (Landkreis Osterholz-Scharmbeck) mit dem Goldenen Hecht für Tourismus ausgezeichnet. Angeregt durch den enormen Erfolg anderer flussbegleitender Fahrradrouten wie dem Weser- und dem Donau-Radweg, hat Feldmann gemeinsam mit örtlichen Touristikern eine 145 Kilometer lange Seelenbaumelroute von der Quellregion der Oste bei Tostedt bis zur Mündung am Küstenmuseum Natureum in Balje (Landkreis Stade) konzipiert. Die Feintrassierung und Digitalisierung des neuen Radwegs ist abgeschlossen, sodass die Route zur neuen Saison unter www.oste-radweg.de zur Verfügung steht. Der Goldene Hecht für Natur- und Umweltschutz ging an Kapitän Walter Zeeck aus Geversdorf (Landkreis Cuxhaven), Fischer in fünfter Generation. Zeeck stehe seit Jahrzehnten an der Spitze der Aktiven im Kampf gegen Naturzerstörung und Umweltvergiftung an Elbe und Oste. Mit Leserbriefen, Fernsehauftritten und sogar mit einer Elbblockade mit seinem Kutter habe der letzte Berufsfischer an der Oste die Öffentlichkeit frühzeitig und unermüdlich gewarnt vor Fischsterben durch sommerliche Sauerstofflöcher infolge der Einleitung von Düngemitteln und Kraftwerksabwärme sowie vor der Verschiebung der Salzwassergrenze, vor Verschlickung und Uferabbrüchen, dem Verlust von Flachwasserzonen und vor der Vernichtung von Laich- und Fanggebieten infolge von Elbvertiefungen. Den Medienpreis verlieh der Verein der Cuxhavenerin Wiebke Kramp, Redakteurin der Niederelbe-Zeitung, für deren Lokalberichterstattung "mit Engagement und Esprit, mit Heimatliebe, aber ohne Heimattümelei“, die sich auch nicht scheue, "gelegentlich bürgerferne Entscheidungen und bornierten Führungsstil von Politikern zu kritisieren“. In der Kategorie Kultur wurden die Schauspieler Wolfgang Gellert (Geversdorf) und Fried Wolff (Ratzeburg) geehrt, die ihr herausragendes künstlerisches Talent bei Benefizveranstaltungen immer wieder uneigennützig in den Dienst von Initiativen zur Förderung von Denkmalschutz und Heimatpflege an der Oste einsetzen und dazu beigetragen haben, eine historische Prahmfähre, ein Mühlengebäude aus dem Jahr 1909, ein dörfliches Heimatmuseum und ein historisches Seezeichen für die Nachwelt zu erhalten. Für maritime Heimatpflege ausgezeichnet wurden Hans-Joachim Frank und Alfred Bücker aus Neuhaus (Landkreis Cuxhaven) für die Rettung und Restaurierung des 75 Jahre alten Traditionsschiffs Bärbel, der letzten noch auf der Oste verkehrenden Barkasse.