Eine Ära der besonderen Art ging jetzt an der Bassener Grundschule zu Ende - die von Ursula "Ulla" Ehlers. Eine Besonderheit deswegen, weil mit der bald 60-Jährigen "die letzte, richtig mit dem Dorf verwurzelte Lehrerin" (Schulleiterin Birgit Bruelheyde in ihrer Laudatio) die Schule verlässt und sich in den Ruhestand verabschiedet.
In Schaphusen geboren und aufgewachsen zog es Ehlers zum Studium (Religion und Biologie) nach Bremen. Ihre erste Anstellung als Lehrerin fand die zweifache Mutter in Schleswig-Holstein, ehe sie 1974 in ihren Geburtsort zurückzog. Zwei Jahre später wurde sie an der örtlichen Grundschule ins Amt der Konrektorin berufen. Bruelheyde zitierte aus der Personalakte des damaligen Schulrates Krüger - ein Eintrag, so betonte sie, der auch heute noch Gültigkeit habe: "Frau Ehlers genießt das volle Vertrauen des Kollegiums der Schule wie auch der Elternschaft." Ehlers‘ Arbeits-Leitsatz von jeher: Schaue, was für die Kinder oder die Klasse am besten geeignet ist, handele nach pädagogischem Gefühl und nicht unbedingt nach Erlasslage. "Du hast immer anspruchsvoll und engagiert unterrichtet und zu kritischem Denken angeregt. Die Kinder haben es dir gedankt: Du warst bei ihnen immer hoch angesehen und sehr beliebt", hob Bruelheyde hervor. Was Heiko Oetjen - ein ehemaliger Schüler, der Ehlers als Vertreter von Bürgermeister Manfred Cordes verabschiedete - bestätigen konnte. Und auch eine Schar Jungen und Mädchen, die ihr ein Ständchen sangen. Was sie künftig vermissen werden? Bruelheyde nannte beispielhaft den vor dem Lehrerzimmertrakt aufgestellten Info-Tisch, an dem die Kinder auf Initiative Ehlers an jedem Morgen mit großer Begeisterung Rätselaufgaben aus unterschiedlichsten Bereichen lösen konnten Was diese Lehrerin gewissermaßen zu einem Unikat werden ließ: "Du hast zu allen im Dorf Kontakt. Du kennst jeden und alle kennen dich. Der häufig von dir so oder ähnlich formulierte Satz ‚Die kenne ich, mit der bin ich auch verwandt‘ wird in unserem Lehrerzimmer vermutlich nicht mehr fallen", bedauert die Schulleiterin. Für sie und das Kollegium werde deutlich, dass Ehlers viele Lücken hinterlassen werde, die in manchen Bereichen sicherlich nur notdürftig zu schließen sein werden. Die Lehrer der Bassener Grundschule müssen künftig jedoch nicht vollständig auf Ehlers verzichten, denn in ihrer Dankesrede kündigte sie an, sie ab November einmal monatlich zum abendlichen Stammtisch nach Schaphusen einzuladen. "Weil ich mit meinem Kollegium so unverschämtes Glück hatte", wie die Pensionärin zu berichten wusste. Und warum erst ab November? Gemeinsam mit ihrem Gatten Rüdiger geht sie ab Anfang September für zweieinhalb Monate auf große Reise - unterschiedliche Länder Südamerikas sind das Ziel. Ansonsten werde sie sich die Zeit künftig mit Lesen versüßen ("Ich liebe Hesse") und eventuell Kurse an der Universität belegen. Und zum Schluss verriet sie den zu ihrer Verabschiedung erschienen Gästen auch noch, wer Schuld daran ist, dass der Lehrerberuf der schönste Beruf sei, den sie sich vorstellen könne und den sie deshalb immer wieder ergreifen würde: "die Schüler".