(vm). "Reich und arm - das sind Gegensätze, die das Leben auf der Erde bestimmen. Wer in Afrika gelebt hat oder auch nur als Besucher da war, dem ist diese Tatsache schmerzhaft ins Auge gefallen", sagt Dr. Friedrich Dierks. Was ihn daran besonders bedrückt? "Dass es kein realistisches Programm gibt, das diese notvolle Seite menschlicher Existenz zufriedenstellend lösen kann, weder in Afrika noch anderswo." Der 75-Jährige weiß, wovon er spricht, denn er selbst verbrachte Jahrzehnte im Süden des schwarzen Kontinents.
Gebürtig kommt der Geistliche aus der Südheide, genauer aus Groß Oesingen. Der Ruf, als Missionar in die Welt zu ziehen, ist ihm wohl in die Wiege gelegt worden, denn schon aus früheren Generationen seiner Familie gingen viele Missionare hervor, die sich von Hermannsburg aus in alle Welt verstreuten. Friedrich Dierks studierte nach dem zweiten Weltkrieg Theologie, unter anderem in Heidelberg und in Erlangen; parallel dazu nahm er ein Medizinstudium auf. "Eigentlich wollte ich Missionsarzt werden", sagt er, "doch das Medizinstudium musste ich abbrechen und bin dann 1952 nach Südafrika gegangen, um Missionar zu werden." Seine spätere Frau hatte er daheim im Konfirmationsunterricht kennengelernt. Ihre Jugend verbrachte sie in Wümmingen, bis sie ihrem Verlobten 1954 nach Afrika folgte. "Die ersten Jahre lebten wir auf einer Landmissionsstation als einzige Weiße unter 6.000 Schwarzen", erzählt Dierks. Die christliche Verkündigung und die diakonisch-missionarische Arbeit seien Brücken, die zum Herzen der Menschen führen. Besonders berührt habe ihn die Herzens- und Glaubenswärme der Afrikaner. 30 Jahre lebte Dierks mit seiner Frau in Afrika, war maßgeblich daran beteiligt, dass Krankenhäuser aufgebaut wurden. 25 Jahre davon arbeitetete er in Johannesburg, mitten in Soweto. Die letzten 13 Jahre lehrte er als Dozent an einer theologischen Hochschule. Die Erfahrungen der Missionsarbeit hat Friedrich Dierks in einer Doktorarbeit zusammengefasst. Der Titel: "Evangelium im afrikanischen Kontext". Vor zehn Jahren trat Friedrich Dierks die Heimreise an und wohnt seitdem mit seiner Frau in Posthausen. "Unsere fünf verheirateten Kinder wollen in Afrika bleiben", sagt er. Aber 2005 werden wir uns wieder sehen und unsere Goldene Hochzeit in Afrika feiern". Den Posthauserinnen steht Dr. Friedrich Dierks hilfreich zur Seite, wenn es darum geht, Briefe von afrikanischen Frauen zu übersetzen. Denn bevor es Weihnachten wird, schreiben die Mitglieder des Frauenkreises Briefe und schicken sie mit Geschenken an afrikanische Frauen in Bilanyoni in Südafrika. Und nach Weihnachten kommen dann viele Antworten aus dem schwarzen Erdteil zurück - mit zahlreichen Grüßen und dann und wann auch einem Paket mit afrikanischer Handarbeit als Zeichen der Verbundenheit über Grenzen von Kontinenten und Kulturen hinweg. Begonnen wurde der ökumenische Austausch von der verstorbenen Frau des inzwischen pensionierten Pastors Peter Voigt. Die Patenschaft zu einer Studentin aus dem Ort Bilanyoni im Zulugebiet hat die inzwischen viel größere Partnerschaft zwischen zwei christlichen Frauenkreisen in Gang gebracht. Dr. Friedrich Dierks: "Zwischen ihnen lag zunächst der Graben der verschiedenen Sprachen und noch tiefer der Graben der Kulturen. Zunächst hat man Verbindung in englischer Sprache aufgenommen. Ich war dann aber gerne bereit, die Briefe zu übersetzen und umgekehrt." Auf diese Weise sei eine Verbindung entstanden, die keineswegs eine Einbahnstraße nach Afrika sei, sondern eine wichtige Bereicherung auch für die Frauen in Posthausen bedeute. In den Briefen steht viel von den Nöten in der afrikansichen Welt. Sie sprechen von Armut, Krankheit, Arbeitslosigkeit und dem Zerfall der Familien. Die Frauen bezeugen aber auch, wie der christliche Glaube ihnen Kraft gibt, diese Nöte zu tragen und nicht zu verzweifeln. Dierks: "Dabei wird deutlich, wie stark die afrikanischen Frauen sind. Sie stellen die Säulen in der Familie und der Gemeinde dar." In Posthausen und im gesamten Kirchenkreis soll der Besuch von zwei afrikanischen Frauen 2004 die ökumenische Verbindung noch bestärken.