(vm). Am Montag, 15. November, heißt es Vorhang auf für das Hoftheater Dalle. im Saal des Parzival-Hofes in Quelkhorn wird "Der Sturm" von William Shakespeare gezeigt. Beginn ist um 19.30 Uhr. Einen Tag später tritt das Ensemble in der Aula der Fachhochschule Am Wiestebruch auf. Beginn ist auch dort um 19.30 Uhr.
Für Michaela Uhlemann und Jana Köckeritz, die vor drei Jahren ihren Abschluss an der Fachhochschule Ottersberg machten und mittlerweile mit Erfolg eine mobile Theaterwerkstatt betreiben, ist es gewissermaßen eine Rückkehr an die Heimstätte ihrer Ausbildung. "Das soziale Wirken in der Kunst ist der Leitgedanke der Fachhochschule und wird mit der Präsentation der Arbeit, die ein Ergebnis der Ausbildung ist, in außergewöhnlicher Art und Weise dargestellt", lobt Kurator Lampe. Das Hoftheater Dalle wurde eigens für das Theaterprojekt gegründet. Die Mitwirkenden sind seelenpflegebedürftige Erwachsene, die in der Werk- und Lebensgemeinschaft Dalle leben. Parallelen gibt es zum Parzival-Hof in Quelkhorn, denn auch hier ist die anthroposophische Menschenkunde Grundlage der Arbeit. Künstlerisches Handeln, wie Eurythmie, Theater und Musik sind wesentliche Bestandteile der Sozialtherapie. Seit einigen Jahren ist die Einrichtung in Dalle Gesellschafter der Fachhochschule Ottersberg - nicht zuletzt, weil es durch die Kunst und deren Wirkung Schnittstellen gibt. Gewollt ist zudem die Zusammenarbeit in Form von künstlerischen Projekten, wie eben mit der Theaterwerkstatt: So schließt sich der Kreis. "Für uns war es das erste Mal, dass wir mit behinderten Erwachsenen gearbeitet haben", blickt Michaela Uhlemann zurück. "Es war eine besondere Herausforderung und wir haben uns anfangs gefragt, wie wir den Menschen, den Spielern begegnen sollen." Doch schon nach kurzer Zeit waren alle Barrieren abgebaut, weil die künstlerische Umsetzung ein so intensives Geschehen mit sich brachte. In diesem Prozess, so Uhlemann, sei es nicht mehr wichtig, ob jemand behindert ist, straffällig oder drogenabhängig war. Für Michaela Uhlemann und Jana Köckeritz war dieses Projekt nicht nur aufregend, sondern auch aufwendig. Die Texte mussten umgeschrieben werden, weil die Shakespeares Originalsprache nicht umzusetzen war. Und weil im Stück 26 Akteure mitwirken sollten, haben die Frauen kurzerhand noch eine Praktikantin ins Ensemble aufgenommen, um den Ablauf bewältigen zu können und jedem Mitspieler gerecht zu werden. Eines haben alle Schauspieler gemein: Das Lampenfieber vor dem Auftritt, bevor sich der Vorhang hebt und es heißt: "Wir töten Prospero!" Wer wissen möchte, wie es weiter geht, sollte sich das Stück unbedingt ansehen. Die Aufführungen sind öffentlich. Michaela Uhlemann betont: "Uns ist es auch wichtig, dass die Studierenden sehen, mit dem Abschluss kann man etwas auf die Beine stellen, Arbeit bekommen und davon leben."