(vm). Ein Blumenstrauß, lobende Worte und ein Handschlag des Chefs sind üblich, wenn ein Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet wird. Aber das, was Albrecht Lampe, Kurator der Fachhochschule Ottersberg zum Abschluss seines aktiven Arbeitslebens geboten wurde, war ein mehrstündiges Event, das schöner und einfallsreicher nicht hätte sein können.
Dass Wortbeiträge nicht langweilig sein müssen, stellten die Gäste eindrucksvoll unter Beweis. Eine, die Albrecht Lampe sehr gut kennt, ist Nicole Woelk von der Verwaltung. Sie attestierte ihrem Chef, dass er eine sensationelle Mischung aus Charme und Hartnäckigkeit sei. Einer, der sich zu 100 Prozent mit der Hochschule identifiziert. Genau diese Mischung machte seinen Erfolg aus. Ob im Hawaiihemd, wie beim ersten Gespräch 1994 mit der Bank, oder später ganz seriös im Jackett - Lampe bekam dass, was er wollte. "Als er vor 15 Jahren die Stelle als Kurator antrat, traf er auf diffuse Verhältnisse“, räumte der Rektor der Hochschule, Professor Peer de Smit ein. Lampe habe es verstanden, Ordnung in die betriebswirtschaftlichen Verhältnisse zu bringen, Neuerungen anzustoßen, sie durchzusetzen und er habe sich für alle interessiert, die etwas in die Zukunft hinein bewegen wollten. "Und wenn niemand im Haus mehr weiter wusste, hat er sein kleines, dicht beschriebenes Büchlein herausgeholt und seine Beziehungen spielen lassen.“ Bei allem sei Albrecht Lampe immer ein Mann der Basis in leitender Position geblieben. Er habe ein Viertel seines Berufslebens in der Hochschule verbracht und sie in dieser Zeit deutlich positioniert und professionalisiert. Henri Weise und Imke Kasten vom Asta (Bindeglied der Studentenschaft und den anderen Organen der Hochschule) bescheinigten Lampe eine bewundernswerte Ruhe und Gelassenheit, die ihn immer zu einem vertrauensvollen und zuverlässigen Ansprechpartner gemacht hätten. Besonders studentische Initiativen lagen ihm am Herzen. Er habe sich stets für die Studierenden eingesetzt, sie zu einer eigenen Meinung und Position ermutigt. Werner Rabus, Vorstandsvorsitzender der Trägergesellschaft der Hochschule Ottersberg, attestierte dem 65-Jährigen, dass es den Vorstand ohne ihn gar nicht gäbe. "Bei ihm wussten wir, dass die Buchhaltung nicht in den kreativen Bereich abrutscht. Er hatte die Realität stets im Auge und wir konnten uns auf ihn verlassen.“ Anerkennung gab es auch von politischer Seite. Ratsherr Helmut Prossner überbrachte die Grüße des Flecken-Bürgermeisters Horst Hofmann und des Gemeinderates, Landtagsabgeordneter Axel Miesner und Birgit Clamor vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur fanden lobende Worte, ebenso wie Vertreter befreundeter Hochschulen und der Wohlfahrtspflege. Zwischen den Wortbeiträgen gab es Musik, dargeboten von Karin Christoph (Violine, Akkordeon) und Reinhard Röhrs (Kontrabass, Gitarre), wie alle Beiträge, auch diese zugeschnitten auf den künftigen Ruheständler. Wie Chaostheorie in einer Computeranimation aussieht, passgenau zugeschnitten auf Albrecht Lampe und seine Arbeitsfelder im In- und europäischen Ausland, demonstrierte Professor Gabriele Schmid auf äußerst intelligente und humorvolle Weise. Tüpfelchen auf dem I war der Chor Don Bleu des Blaumeier-Ateliers in Bremen, dem Albrecht Lampe angehört und der ganz überraschend in die Aula kam, um den Kurator in ein Ständchen einzubinden. Die Mischung aus Klassik und Rap, stimmgewaltig dargeboten, begeisterte das Publikum sehr. Mit Standing Ovations verabschiedeten sich die Gäste von Albrecht Lampe und dem ersten Teil der Veranstaltung. Nach Essen und Trinken in der Aula folgte ein offenes Programm mit musikalischen Darbietungen, Tanzeinlagen, Kurzfilmen, Lyrik und Unvorhersehbarem. Albrecht Lampe, der Sohn eines Schneiders, der auch als Teppichverkäufer eine gute Figur machte, wie zu hören war, ist leidenschaftlicher Radfahrer und liebt das vegetarische Essen von Mensa-Köchin Ikki Bülow über alles. In seinem Ruhestand will er sich nun selbst der Kunst und anderen schönen Dingen des Lebens widmen. "Ich hatte einen Arbeitsplatz, der alles bot, was ein guter Arbeitsplatz haben muss“, sagt er.