"Opposition entsteht dort, wo Sendemasten sichtbar werden"

Druck muss von unten kommen

(stj). Reinhold Englisch ist ein gefragter Mann. Knapp eine Woche nachdem der geobiologische Berater in Oyten über die Risiken des Mobilfunks referiert hatte, stand er interessierten Bürgern in Bassen Rede und Antwort. Die Beteiligung war ungleich stärker - knapp 200 Personen waren es, die sich im Gasthaus Segelken eingefunden hatten.

Eine einleuchtende Erklärung für das rege Interesse an dieser Veranstaltung hatte Englisch parat: "Opposition entsteht da, wo Sendemasten sichtbar werden". Fürwahr. In Bassen installierte der Mobilfunkbetreiber Viag Interkom Ende vergangenen Jahres einen knapp 40 Meter hohen Masten, unweit des in der Entstehung befindlichen Baugebietes Mühlenberg III ragt eine Windkraftanlage gen Himmel - mit knapp 140 Metern Höhe die höchste der Welt. Gründstückskäufer fürchten nicht nur den von der Anlage ausgehenden Infraschall - Schwingungen, die unterhalb der Hörgrenze liegen. Nach Aussage der Bassener Bürgerinitiative Pulsschlag, beabsichtigt die Telekom, am Windrad zusätzlich eine Sendeeinrichtung zu installieren. Nördlich des Grenzweges, etwa 150 Meter von der Wohnbebauung entfernt, soll den Bassenern ein weiterer Sendemast vor die Nase gesetzt werden. "Ein entsprechender Bauantrag liegt der Gemeinde vor", so Verwaltungschef Hans-Joachim Hartmann Die Mitglieder des Verwaltungsausschusses hatten sich einstimmig gegen das Vorhaben ausgesprochen. "Das ist allerdings ein politischer Beschluss. Die Rechtslage ist eine andere", unterstrich Manfred Cordes, Fraktionschef der Oytener SPD. Wie bereits mehrfach berichtet, sitzen die Betreiber infolge geltender Bestimmungen am längeren Hebel. Cordes hofft jedoch, dass die Haltung der Oytener Politiker von den Mobilfunkanbietern als Signal verstanden wird, künftig sensibler und mit Rücksichtnahme auf die Sorgen der Bürger Sendemast-Standorte auszuwählen. Reinhold Englisch unterstrich abermals, dass die Opposition gegen die Sendemasten nicht die Verhinderung technischen Fortschritts zum Ziel habe, sondern auf die Senkung der Grenzwerte für periodisch gepulste Frequenzen ziele. In Deutschland lägen diese gegenwärtig bei 950 Mikrowatt pro Quadratzentimeter, während beispielsweise die Regierungen in der Schweiz oder Italien 10 Mikrowatt pro Quadratzentimeter als zulässige Höchstgrenze gesetzlich manifestiert haben. "Die Dinger müssen aus den Wohngebieten raus", forderte Englisch unter Beifall der Anwesenden . Die Bassener Bürgerinitiative Pulsschlag, die sich kurz nach Installation des Sendemastes im Bereich Hoher Acker gegründet hatte, zeigt sich jedenfalls aktiv. Noch am Abend der Informationsveranstaltung machten Unterschriftenlisten die Runde. Heike Lerbs, Sprecherin der Bürgerinitiative, kündigte an, im Ort von Tür zu Tür zu gehen, um die Bassener zu einer Unterschrift zu bewegen. Im April sollen die Signaturen dem Langwedeler Bundestagsabgeordneten Joachim Stünker (SPD) überreicht werden, um das Thema Mobilfunk im Berliner Petitionsausschuss zur Diskussion zu bringen. Reinhold Englisch berichtete, dass der Unmut gegen die in Wohngebieten platzierten Sendemasten wächst. "Der Druck muss von unten kommen, sonst haben wir keine Chance", ist der Geobiologe aus Thedinghausen überzeugt.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser

Seitenanfang