Im vergangenen November wurde das Metallschild "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ gut sichtbar am Gebäude der Wümmeschule Ottersberg angebracht. Wie dieser Titel, der den Beitrag zu einem gewaltfreien Miteinander würdigt, im Alltag mit Leben gefüllt wird, berichten die Schülersprecherinnen Kristine Schlak (16) und Mailine Holz (17) aus der 10R1.
"Da werden Schüler ausgegrenzt oder beleidigt, weil sie nicht die angesagten Markenklamotten tragen, es werden Schulsachen mutwillig beschädigt oder Kleineren die Taschen ausgekippt“, so die Beispiele. Am häufigsten wird Gewalt allerdings unter den Schülern auf dem Schulhof beobachtet. "Für den Betroffenen kann das schlimme Auswirkungen haben“, wissen die Schülersprecherinnen. "Die Verletzungen sind meist nicht körperlich, sondern seelisch. Sie können Selbstbewusstsein zerstören und sogar Albträume, Bauchschmerzen, Unkonzentriertheit oder Schulangst verursachen.“ Bei 460 Schülerinnen und Schülern, die die Wümmeschule besuchen (Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund etwa 30 Prozent), kann nicht immer ein Lehrer in der Nähe sein, der sich des Problems annimmt oder sich einmischt. Darum gab es die Idee, dass die Schüler der achten bis zehnten Klassen Patenschaften für die jüngeren übernehmen. Dieser Gedanke wurde im Rahmen eines Projekttages in die Tat umgesetzt. Jeder Pate erhielt einen Schützling, für den er Ansprechpartner ist und dem er bei Bedarf Beistand leistet. "Mailine, Kristine und Beratungslehrerin Yvonne Howe haben da einen großen logistischen Aufwand geleistet und viel Zeit investiert“, betont Schulsozialarbeiter Uwe Hering. "Der Dank dafür: Das Projekt ist richtig gut angelaufen“. "Wir dachten auch, dass sich vielleicht nicht jeder als Pate eignet, wurden aber positiv überrascht“, erzählen die Schülersprecherinnen. Dabei denken sie an einen Jugendlichen aus einer oberen Hauptschulklasse, der den Schülern und Lehrern mit seinem Verhalten das Leben nicht immer leicht macht. Doch genau dieser Junge, dem es keiner zutraute, kümmert sich ganz verantwortungsvoll um seinen Schützling. Zwei Fototeams haben während des Projekttages alle "Patenpärchen“ im Bild festgehalten. Geplant ist eine große Collage für die Pausenhalle. "Wir haben nicht die Illusion, dass wir Konflikte ganz beseitigen können, aber es ist zu beobachten, dass sich im letzten Halbjahr, bedingt durch die Aufklärung, einiges verbessert hat“, meint Uwe Hering. Und um immer wieder an die Zivilcourage zu appellieren, soll die Urkunde "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ kopiert und in allen Schulfluren aufgehängt werden. Das war eine Idee des Hausmeisters Michael Otten, die sofort Zustimmung fand. Und es gibt noch eine ganz besondere Patenschaft, die die Wümmeschule auf Initiative des Schülerrates für ein fünfjähriges Mädchen aus Indien übernommen hat. Dafür muss ein monatlicher Beitrag von 25 Euro aufgebracht werden. "Durch verschiedene Aktionen wie Kuchenverkauf oder Fußballturniere wollen wir Schüler dafür sorgen, dass das Geld zusammenkommt“, berichtet Kristine Schlak.