Die 87-Jährige hängt ihre Aufgabe als Stuckenborsteler Glöcknerin an den Nagel. 41 Jahre lang sorgte sie dafür, dass die Glocke in der Winterzeit einmal und im Sommer zweimal am Tag erklang.
Das Läuten ganz aufzugeben, fiel Lydia Lindes nicht leicht. "Es macht mir einfach Spaß“, erzählt die Stuckenborstelerin. Aber: Um zum Glockenturm zu gelangen, muss sie die vielbefahrene Landstraße überqueren. Das wurde in den vergangenen Monaten trotz Rollator immer schwieriger. 1967 übernahm sie die Aufgabe, zu läuten. Die alte Tradition sollte fortgeführt werden. Die Glocke erklang in der Winterzeit um 11.30 Uhr; zwischen April und Oktober zusätzlich um 18 Uhr. So wussten die Landwirte bescheid, wann es Zeit war, von den Feldern zum Mittag- beziehungsweise Abendessen zurückzukehren. Sonntags wird zusätzlich um 9 Uhr der Kirchgang eingeläutet. Erklingt die Glocke an einem anderen Tag um dieselbe Uhrzeit, gibt es einen Todesfall im Ort. Bereits vor mehreren Monaten kündigte Lindes ihren Rücktritt an. Ein Nachfolger konnte bis dato nicht gefunden werden. Sollte sich auch zukünftig niemand bereit erklären, will die Gemeinde ein Läutwerk einbauen. Bis dahin bleibt der Stuckenborsteler Glockenturm stumm.