(stj). Am Freitag starteten die Olympischen Spiele in Sydney mit der Eröffnungsfeier. Die kommenden zwei Wochen dominieren Leichtathletik, Boxen, Turnen, Reiten, Tennis und viele andere Sportarten das Fernsehprogramm. Die Teilnehmer kämpfen um die begehrten Medallien. Rund um den Globus werden die Menschen vor dem Fernseher Zeuge der sportlichen Wettkämpfe. Welche Sportarten begeistern, welche nicht? Und: Steht ein TV-Apparat am Arbeitsplatz?
Olaf Dymala (35), selbständiger Unternehmer aus Bremen, begeistert sich für die traditionellen Disziplinen eher am Rande. Einen Fernseher wird er sich dennoch ins Büro stellen, um sich je nach Interessenslage die Aufzeichnungen der Live-Übertragungen der vorangegangenen Nacht anzuschauen. Für die Zukunft erhofft er sich, dass Disziplinen, die als Trendsportarten gelten - Skateboardfahren oder Inlineskaten - ins Olympiaprogramm aufgenommen werden. "Was die drauf haben, ist enorm", meint der 35-Jährige. Mit Dressurreiten beispielsweise kann er überhaupt nichts anfangen: "Das ist nur was für Insider". "Was mich interessiert, hole ich mir aus dem Internet oder aus der Zeitung - während der Arbeit habe ich keine Zeit zum Fernsehgucken", sagt der Autoverkäufer Waldemar Kammler (19) aus Verden. Seine Interessensschwerpunkte sind Fußball und Boxen. "Tennis muss ich mir aber nicht geben. Das ganze Jahr über wird man mit irgendwelchen Turnieren konfrontiert, das wird mir zuviel. Außerdem sind das alles Profis und keine Amateure". Was ihm an Olympia generell missfällt? "Alles viel zu kommerziell". Der 62-jährige Oytener Hartmut Fuhrmann ist jemand, der sich noch an die Anfänge des olympischen Fernsehprogramms erinnern kann. "Ich war schon 1952 dabei. Das war schön damals, alles noch so einfach. Heute werden extra für ein zweiwöchiges Spektakel riesige Stadien hochgezogen". Auch wenn sich die Olympischen Spiele mittlerweile zu einem finanziellen Spektakel entwickelt haben, in dem Sponsoren mehr und mehr ihren Einfluss geltend machen (1996 in Atlanta sprachen Kritiker gar von den "Coca-Cola-Spielen") ist sich Fuhrmann sicher: "Olympia ist und bleibt gut". Deshalb wird sich der Rentner auch so viel wie möglich vor dem Fernsehgerät aufhalten. "Ich interessiere mich für alles". Verwundert aber aufgeschlossen ist der Leiter der Sportabteilung bei Dodenhof, Roland Winterscheid (40), gegenüber dem erstmals als olympische Disziplin auftauchenden Strand- oder Beachvolleyball. "Wenn jemand vor zehn Jahren behauptet hätte, dass selbst auf kommunaler Ebene Flächen ausgewiesen würden, auf denen die Einwohner einer Gemeinde diesem Sport nachgehen können, dann hätte man die Empfehlung bekommen, den Wirt zu wechseln". Er favorisiert vor allem den Radsport, Ballspiele allgemein und als ehemaliger Leichtathlet die traditionellen Disziplinen. Eine zunehmende Kommerzialisierung von Olympia bestreitet er nicht, aber das sei ein oft zu beobachtendes Phänomen, dass sich beispielsweise auch bei der Vermarktung der Fußball-Bundesliga zeige. Während der Arbeitszeit habe er auf gar keinen Fall die Möglichkeit, die Wettkämpfe zu verfolgen und auch privat bleibt aufgrund der beruflichen Anforderung nur wenig Zeit. Aber nicht nur für ihn, räumt Winterscheid ein, sei die Zeiteinteilung für den TV-Marathon wohl nur mit Managementfähigkeiten zu bewältigen.