(r/sv). Viele Menschen am stillen, schmalen Oberlauf der Oste, der den Landkreis Rotenburg durchfliesst, sind noch nie am Unterlauf des Flusses gewesen, der zwischen Bremervörde und Mündung von Deichen flankiert und von Ebbe und Flut regiert wird. Doch an der Oberen Oste wächst zumindest seit dem Jahr der Oste 2009 das Interesse am Tide-Abschnitt des Flusses. Dem wollen die Gästeführer im Landkreis Rotenburg künftig Rechnung tragen.
Aus diesem Grund informierten sich auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Osteland elf Gästeführer jetzt in den Landkreisen Stade und Cuxhaven über die Reize der Unteren Oste. Nach einer Fahrt mit der Schwebefähre Osten-Hemmoor informierte Karl-Heinz Brinkmann, der Vorsitzende der Fördergesellschaft zur Erhaltung der Schwebefähre, in der musealen Ostener Fährstuv über die Geschichte des Bauwerks, für das der Unesco-Weltkulturerbetitel beantragt worden ist. Bevor Ortsheimatpfleger Frank auf dem Felde den Gästen die Schiffbau- und Schifffahrtstradition des Flusses in Wort und Bild vor Augen führte, präsentierte AG-Osteland-Vorsitzender Jochen Bölsche die von seinem Verein entwickelten touristischen Produkte, die von der Deutschen Fährstraße über das Krimiland Kehdingen-Oste bis zum Cuxland-Abschnitt der Niedersächsischen Milchstraße reichen. Demnächst wird auch ein Oste-Radweg von Tostedt nach Neuhaus im Landkreis Rotenburg komplett ausgeschildert sein, der in Bremervörde in die sogenannte Fährienstraße mündet. Auf besonderes Interesse stießen etliche Neuerungen. So werden ab Mai die drei noch existierenden historischen Fähren – in Osten sowie in Gräpel und Brobergen – durch das Flachbodenschiff Püttenhüpper ergänzt, das eine Verbindung zwischen Hechthausen-Klint (Kreis Cuxhaven) und Kranenburg (Kreis Stade) herstellt und damit neue Rundtouren ermöglicht. Viel Anklang gefunden haben, so die AG Osteland, auch die 2011 abgeschlossene Historische Ostedeich-Route mit 50 Info-Tafeln zwischen Osten und Belum (Kreis Cuxhaven) sowie die Oste-Natur-Navi-Route zwischen Bremervörde und Hechthausen, die mit Leih-GPS-Geräten satellitenunterstützt erkundet werden kann. Ein breites Angebot fand die Gästeführer-Gruppe unter Leitung von Frauke Klemme aus Gnarrenburg auch in Oberndorf vor. Bei Kaffee und Kuchen informierten Dobrock-Touristiker Michael Johnen und Osteland-Wanderführer Albertus Lemke auf dem Restaurantschiff Ostekieker etwa über die Möglichkeiten, die der schwimmende Oldtimer Mocambo sowie die Wingst mit ihrem Zoo, Balje mit seinem Natureum Niederelbe, Hasenfleet mit seiner Gläsernen Molkerei und Neuhaus mit der Absinth-Fabrikation bieten. Am Denkmal Hein Stör berichtete Störvater Wolfgang Schütz (Osten), der Sprecher der Osteland-AG Wanderfische, über ein Alleinstellungsmerkmal der Flussregion: das Jahrhundertprojekt der 7.800 Sportfischer an der Oste, nach dem ausgerotteten Lachs nun auch den in Deutschland ausgestorbenen Europäischen Stör wieder heimisch zu machen. Dabei konnte Schütz mit einer Neuigkeit aufwarten: Ministerpräsident David McAllister will am 16. September bei einem landesweiten Naturschutztag der Sportfischer in Oberndorf den tausendsten Jungstör in die Oste setzen. Gleich an Ort und Stelle, in Oberndorf, verabredete die Bremervörder Gästeführerin Margret Börger erste Landfrauen-Touren von der oberen an die untere Oste. Vertreter der AG Osteland werben dafür, den sogenannten Binnentourismus anzukurbeln. Das heißt: Vereinstouren, Betriebsausflüge und Klassenfahrten sollen vorzugsweise zu Zielen am jeweils anderen Flussabschnitt führen. Für 2012/13 bewirbt die AG Osteland in diesem Zusammenhang speziell die Samtgemeinden Sittensen und Hemmoor.