Rotenburger Automobilzulieferer feiert 50-jähriges Werksjubiläum

Jedes zweite deutsche Auto mit Dura-Teilen unterwegs

Der Leiter der Werke in Europa und Asien, Herfred Schwarz (rechts), gratulierte dem Rotenburger Werksleiter Bernd Heuves mit einer Urkunde Foto: Olthoff ©Rotenburger Rundschau

(fo). Radmuttern, Schaltschienen und -gabeln, Ventilfederteller: Das sind kleine, aber wichtige Teile, ohne die Automobile keinen Meter weit fahren würden. In Deutschland sei bereits jedes zweite Auto der Marken BMW, Daimler, Opel, VW und Porsche mit Dura-Zubehörteilen ausgestattet, zog Bernd Heuvens, seit drei Jahren Werkleiter der Dura Automotive Systems GmbH in Rotenburg, während der Feier zum 50-jährigen Betriebsjubiläum positive Bilanz.

Europaweit halte Dura 30 Prozent der Marktanteile in der Automobilzubehörbranche und habe sich zu einem auch weltweit anerkannten Zulieferer entwickelt. Er und die 140 Mitarbeiter könnten optimistisch in die Zukunft schauen. Dem stimmte Herfred Schwarz, Leiter der Dura-Werke für Europa und Asien, ausdrücklich zu. Er blickte auf ein halbes Jahrhundert bewegte Firmengeschichte mit Höhen und Tiefen zurück. Seit 1955 ließ Gerhard Heidemann Automobilteile in seinem Unternehmen in Einbeck fertigen. Als er expandieren wollte, entschied er sich, ein Zweitwerk in Rotenburg zu gründen, da er in Bretel ein Gestüt besaß, auf dem er seine Freizeit verbrachte. Eine entscheidende Rolle bei der Standortfrage habe auch die gute Bahnanbindung gespielt. Er führte mehrere Gespräche mit dem damaligen Bürgermeister Heinrich Gewiehs, der von der Idee begeistert war. Rotenburgs stellvertretender Bürgermeister Hartmut Leefers erinnerte in seinem Grußwort an die damalige Aufbruchstimmung. "Endlich haben wir eine richtige Fabrik!", habe es geheißen. Also stand der Grundsteinlegung am Rönnebrocksweg im Jahr 1960 nichts im Wege. Bereits 1961 wurde das Werk mit den Abteilungen Werkzeugbau, Fließpressfertigung, Stanzerei, Galvanik, Härterei und Stößelschutzrohrfertigung in Betrieb genommen. Einziger Kunde war VW. Unter den 250 Mitarbeitern waren viele Ehemalige der in Konkurs gegangenen Borgward-Werke in Bremen, die Heidemann übernommen hatte. 1967 sank die Zahl der Mitarbeiter auf 80 ab. Grund war die Rezession, die auch VW betraf. "Rotenburg besann sich auf seine eigenen Stärken und passte die Organisation an die wirtschaftlichen Herausforderungen an", erläuterte Schwarz, wie die Krise überwunden wurde. In der Fertigung wurde die Galvanik aufgegeben und mit der Produktion von Radmuttern begonnen. 1970 konnten Ford, Daimler-Benz, Audi und Opel als neue Kunden gewonnen werden. Das Werk erhielt einen eigenen Gleisanschluss und die Versandhalle wurde gebaut. Außerdem wurde die Firma in eine GmbH umgewandelt. Der Maschinen- und Anlagenpark wurde ausgebaut und die Fließbandfertigung weiterentwickelt. Die Mitarbeiterzahl stieg wieder auf 200 an. Diese seien stets motiviert, denn: "Gerhard Heidemann hat immer ein offenes Ohr für seine Leute gehabt. Wenn er im Werk war, stand seine Tür für jedermann offen", sagte Schwarz. 1987 übernahm eine eigene Geschäftsführung die Unternehmensleitung. Neue Verfahrenstechniken wurden entwickelt und das Heidemann-Werk begann mit der Schaltschienenfertigung des so genannten Elefanten (innere Schaltung für VW-Getriebe). 1997 schloss sich das Unternehmen mit der englischen Adwest-Gruppe zur Adwest Heidemann GmbH zusammen und die Zahl der Mitarbeiter erreichte mit 325 ihren Höchststand. Der Aufschwung hielt jedoch nicht an. "Die Produkte aus Rotenburg waren sehr speziell und zählten nicht zum Kerngeschäft", begründete Schwarz, warum die Firma schließlich zum Verkauf stand. 1999 wurden die Heidemann-Werke in den amerikanischen Dura-Konzern eingegliedert. Diese Zäsur blieb nicht ohne Folgen für die Beschäftigten. "Um sozialverträgliche Lösungen zu schaffen und das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich weiterzuführen, wurde in Zusammenarbeit mit Betriebsrat und Gewerkschaften ein Sozialplan für ausscheidende Mitarbeiter erstellt", erläuterte Schwarz. Derzeit beschäftigt das Rotenburger Werk 140 Mitarbeiter. In 50 Jahren seien in rund 30.000 Schichten Produkte von hoher Qualität und Liefertreue hergestellt worden. Damit sei das Unternehmen auf dem Weltmarkt anerkannt und genieße hohes Ansehen. "Das Dura-Werk in Rotenburg steht gefestigt da", stellte Schwarz fest. "In 2010 wird es die Erwartungen voll erfüllen. Damit das in Zukunft so bleibt, werden weitere Verbesserungen vorgenommen." Siegfried Deutsch, Leiter Prüfungswesen und interner Service der IHK Stade, lobte die gute Ausbildung im Rotenburger Werk: "Bei Dura war es schon immer selbstverständlich, dass ausgebildet wird. Jugendliche der Region erhalten hier gute Chancen, als Facharbeiter Karriere zu machen." Hans-Heinrich Ehlen übermittelte die Glückwünsche des Landkreises: "Ich freue mich zu hören, wie sie aus Krisen gestärkt hervorgehen. Mit neuen Produkten und dem richtigen Preis-Leistungs-Verhältnis lassen sich Märkte bedienen. So kommen Großunternehmen an Dura nicht vorbei." Neben Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung zählten ehemalige und aktuelle Mitarbeiter und ihre Familien zu den Jubiläumsgästen. Während einer Werksführung konnten die Besucher die zahlreichen Maschinen und Anlagen in Aktion erleben und sich über die Verfahrenstechniken informieren. In einer Autoschau wurden Fahrzeuge präsentiert, die mit Dura-Technik unterwegs sind. Wer wollte, konnte einen Blick auf die Werkshallen und das Betriebsgelände werfen, indem er sich in einer Gondel von einem Kran auf 45 Meter Höhe bringen ließ. Beim Gabelstaplerlabyrinth war Feingefühl gefragt, um die Kugel sicher ins Ziel zu bringen. Kleine Gäste vergnügten sich in der Hüpfburg und ließen sich fantasievoll schminken. Hunger und Durst konnten die Besucher mit Bratwurst, Schaschlik, Pommes Frites, Erfrischungsgetränken, Kaffee und Kuchen stillen.