Der große Weiße ist elf Jahre alt und soll nicht allein zu Hause bleiben. Kein Wunder, bietet er Anke Münker und Frank Drossmann aus Rotenburg in den kommenden zwölf Monaten doch ihr Zuhause. Die Rede ist vom eigens umgebauten Toyota Landcruiser, Jahrgang 1995. Und genau mit diesem werden die beiden Rotenburger ein Jahr lang Südamerika und Kanada bereisen und sich eine Auszeit vom Leben in Deutschland gönnen.
Anke Münker und Frank Drossmann sind es gewohnt, als Individualreisende mit dem eigenen Pkw in fremden Ländern unterwegs zu sein. Rumänien, Island, Tunesien, Polen - so manche Ecke der Welt haben die beiden bereits gemeinsam erkundet. Auch eine etwas längere Auszeit gab es bereits - nämlich für fünf Monate in Kanada. Nun aber soll der Abschied aus Rotenburg noch etwas länger dauern. "Die Idee kam schon vor etwa zwei Jahren auf", erklärt Drossmann. Auch mit der Auswahl des Ziels sei man sich schnell einig gewesen. Wie ist so eine lange Auszeit beruflich überhaupt möglich? Münker arbeitet als Architektin bei einem großen Konzern in Wolfsburg, wurde für ein Jahr freigestellt und bekommt nach der Rückkehr laut vertraglicher Regelung erneut eine Beschäftigung innerhalb des Unternehmens. Ihre Wohnung vor Ort hat sie aufgegeben. Drossmann hat seinen Job gekündigt - immerhin aber mit der Aussicht, bei guter wirtschaftlicher Lage wieder in seinem alten Betrieb in der Wümmestadt unterzukommen. Zu bedenken gab es bei der Reisevorbereitung so einiges - beispielsweise rund um Auslandskrankenschutz, Vollmachten und bestehende Versicherungen. Das Haus in Rotenburg wird übrigens nicht leer stehen: Drossmanns Nichte zieht ein. Die Abschiedsparty hat das Paar inzwischen hinter sich. In der kommenden Woche geht’s endlich los: Von Hamburg aus fliegen die zwei zunächst nach Toronto. Dort gibt’s jedoch nur einen einwöchigen Zwischenstopp bei Drossmanns Onkel. Die eigentliche Rundreise beginnt in Buenos Aires. Dorthin fliegen die Rotenburger im Anschluss, absolvieren vor Ort noch einen Spanisch-Aufbaukurs - und warten auf ihr Auto. Denn das wurde inzwischen im Hamburger Hafen in einen Container geladen und hat sich auf dem Seeweg Richtung Argentinien gemacht. Wäre es nicht einfacher, sich vor Ort ein geeignetes Fahrzeug zu kaufen? Nein, denn den Landcruiser haben Münker und Drossmann in den vergangenen Monaten ganz und gar nach ihren Vorstellungen umgebaut - Schlafgelegenheiten inklusive. "Mit dem Fahrzeug ist es uns möglich, auch auf etwas abgelegenen Pfaden unterwegs zu sein", so Drossmann. Ganz nah dran an der Natur, aber natürlich ohne sie zu zerstören. Die Generalprobe hat der umgebaute Wagen bereits im tunesischen Teil der Sahara bestanden. Für Drossmann ist es wichtig, dass er das Fahrzeug gut kennt. Wenn’s "quietscht und eiert", dann wisse er wenigstens, warum. Und für die Lösung von Problemen, die nicht auf Anhieb gelöst werden können, gibt’s sozusagen den Telefonjoker - nämlich Freunde und Bekannte in Deutschland, die angerufen werden und gegebenenfalls weiterhelfen können. Südlich des Äquators waren die beiden Rotenburger bisher noch nie unterwegs. Eine detaillierte Streckenplanung haben sich Münker und Drossmann trotzdem nicht zurechtgelegt. Die Route soll sich vor Ort ergeben, auch abhängig von den Wettergegebenheiten. "Wir sind ganz flexibel", erklären die zwei. Klar ist aber, dass sie das erste halbe Jahr in Südamerika bleiben wollen. Dabei geht’s wohl quer durch Argentinien bis nach Ushuaia, der südlichsten Stadt des Landes. Im Anschluss soll die Tour durch Chile führen. In Chile wird das Fahrzeug erneut in einen Container geladen. Der zweite, ebenfalls sechsmonatige Teil der Reise führt nach Alaska, an die Westküste der USA - und nach Kanada. "Ein Heimspiel für uns, weil wir schon einmal fünf Monate dort waren", erklärt Drossmann. Zielpunkt ist Toronto. Mitte Oktober 2007 geht es zurück nach Deutschland - und zwar für Mensch und Maschine. Bild: Sie kehren Deutschland für ein Jahr den Rücken: die Rotenburger mitsamt Landcruiser Foto: Woyke