(ja). Der Bundes Vision Song Contest, eng verbunden mit dem Namen Stefan Raab, ist den meisten ein Begriff. Was weniger bekannt sein dürfte: Das Ganze findet zudem auf regionaler Ebene statt, jetzt erstmalig auch in Rotenburg. Beim Local Vision Song Contest - präsentiert von der Rundschau - traten acht Bands aus der Umgebung gegeneinander an.
Die Bands sorgen für die Show, das Publikum liefert die Stimmen. "Wir wollen jungen Gruppen die Möglichkeit geben, sich auf lokaler Ebene zu präsentieren und miteinander zu messen", erklärt Hendrik Niehe von der Agentur Niehe Veranstaltungen aus Berlin. Die Idee stammt übrigens auch aus der Hauptstadt. Niehe hat vor drei Jahren in Kooperation mit Gastro Event die ersten erfolgreichen Pilotprojekte vorgelegt und ist inzwischen gut beschäftigt. Der Local Vision Song Contest wird wöchentlich veranstaltet. Dabei wird ständig nach neuen Expansionsmöglichkeiten gesucht. Beworben für den Wettbewerb in Rotenburg haben sich die jungen Musiker direkt über die Homepage von Local Vision. Bedingung: Mindestens ein Bandmitglied musste aus dem näheren Umland des Veranstaltungsortes kommen. Die Auswahl trafen die Veranstalter. Dabei wurde nicht nur auf Qualität geschaut, sondern vor allem auf ein breites Spektrum unterschiedlicher Stile. Außerdem sollten möglichst verschiedene Orte vertreten sein. Damit repräsentiert jede Band auch einen Ort oder einen Stadtteil. In Rotenburg traten an: Cubish (Alternative Rock, Rotenburg), D-Press (Metal, Hassel), Frite Jewel (Punk, Rotenburg), Rockaholic (Accoustic, Hassendorf), Dawn of Destruction (Death Metal, Scheeßel), Groove Syndicate (Soul & Funk, Seedorf ), Team Taktick (Hip-Hop, Rotenburg) und Hordac (Metal, Bremen). So unterschiedlich wie die Stilrichtungen waren übrigens auch die Fans. Diverse Besucher kamen ohne bestimmten Favoriten und wollten sich einfach überraschen lassen. Anderen wiederum war die musikalische Präferenz deutlich anzusehen. Da zeigte sich manch einer durch lange Mähne als Metal-Fan, während Mützen und weite Hosen ihre Träger eher beim Lager der Hip-Hop-Freunde einordneten. Und weil jede Stimme wichtig war, hatten die Bands natürlich ordentlich Mundpropaganda gemacht. Fast alle hatten einen eigenen kleinen Fanclub im Schlepptau. Damit allerdings nicht bloß persönliche Sympathien, sondern auch Können honoriert wurde, hatten die Veranstalter Vorkehrungen getroffen. So hatte jeder Gast zwei Stimmen, die jedoch an unterschiedliche Gruppen vergeben werden mussten. "Sonst hätten manche einfach einen zu großen Heimvorteil", erklärt Niehe. Außerdem gab es noch einen Jurypreis. Die Juroren, bestehend aus Hendrik Niehe, Christian Niehe, Maik Haring und Tobias Ritter, alle mit langjähriger Erfahrung in der Musikbranche, zeichnen unabhängig vom Publikumspreis diejenige Band aus, die ihnen am talentiertesten erschien. Die Veranstalter zeigten sich in Sachen Besucherresonanz am Anfang ein wenig besorgt - es war nämlich zu einer Terminüberschneidung gekommen. Parallel zum Bandcontest fand in Scheeßel eine Jahrgangsparty statt. Diese Bedenken erwiesen sich aber als unbegründet, denn bereits vor dem Einlass waren viele Jugendliche auf dem Gelände rund um den Pferdemarkt unterwegs und sicherten sich dann im Bürgersaal die besten Plätze. Und dann ging´s richtig los -allerdings nicht mit der geplanten ersten Band, sondern mit einem spontanen Auftritt des Rotenburger Künstlers Cubilight. Mit zwei Balladen (natürlich außer Konkurrenz) erntete der junge Mann eine Menge Applaus. Während sich die Zuschauer dann während der ersten Gigs noch ein wenig zurückhielten, lockte spätestens der ziemlich laute Auftritt von Hordac die ersten Tanzwütigen auf die Tanzfläche. Hier und dort wurde auch schon mal ein Zopfband aus den Haaren genommen, damit die Mähne besser geschüttelt werden konnte. Vorrangig ernteten die Metal-Bands Rufe nach Zugaben, aber auch die Hip-Hopper erhielten für freche, nach eigenen Angaben aber nicht ganz ernst gemeinten Texten eine Menge Applaus. Sowohl Musiker als auch Publikum bewiesen Durchhaltevermögen - schließlich dauerte die Veranstaltung einige Stunden. Laut den Veranstaltern gab es ein ziemlich knappes Ergebnis. Den Publikumspreis (zwei Tage im Tonstudio in Berlin) erhielt Frite Jewel vor Cubish (Preis: Herstellung von 100 Professionellen CDs) und Team Taktick (50 Euro für die Bandkasse). Der Jurypreis ging an Cubish. Der rockige Auftritt und die tolle Stimme der - übrigens einzigen - Sängerin überzeugte. Auf die Band wartet jetzt ein dreitägiger Workshop auf Rügen, bei denen sie von erfahrenen Referenten geschult werden. Mit einem Sieg haben die vier Jungs von Frite Jewel nicht gerechnet, obwohl sie natürlich Freundinnen, Familie und Bekannte mobilisiert hatten. "Es waren viele gute Bands hier", lobt Sänger Jannes Hecker die Konkurrenz. Jetzt freut sich Hecker sich gemeinsam mit Joschua Wollersheim, Niklas Scheidner und Pascal Albrecht auf die Fahrt ins Tonstudio: "Das bringt uns echt ein ganzes Stück weiter!"