In einem schmalen Seitenflur des Diakoniekrankenhauses erschallt urplötzlich Blasmusik in Orchesterstärke. Genauso abrupt verstummen die Töne auch schon wieder. Kurz darauf hören Besucher eine Stimme aus einem angrenzenden Raum: "Wir müssen das nochmal abmischen." An der Tür befindet sich ein kleines Schild mit dem Logo: DK 1 - Regieraum.
Alles klar: Hier befinden sich die beiden kleinen - aber feinen - Studioräume des Krankenhaussenders Diakonie (DK) 1. Manfred Silberstein, Leiter der Abteilung Medizintechnik, und der 15-jährige Schüler Michael Stankewitz sitzen am Mischpult. Sie geben einer Reportage über den Jugendchor Tarmstedt den letzten Schliff. Das Rohmaterial für den Film produzierten Werner Burfeind, Diakon der evangelisch-lutherischen Stadtkirchengemeinde und Jungen der Evangelischen Jugend. Die Aufnahmen wurden in der Michaelskirche gemacht, wo der Chor für ein Konzert gastierte. Das etwa einstündige Filmmaterial muss auf eine 15-minütige, kurzweilige Reportage zusammengeschnitten werden. Wer sind nun die Macher von DK 1? Einer der Drahtzieher ist der Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Jens Holger Schwartzkopff. Manfred Silberstein begleitet die Arbeit im Studio mit seinem Fachwissen. Auch der technikinteressierte Krankenpfleger Matthias Trochemowitz, der vornehmlich mit redaktionellen Dingen beschäftigte Vorstandsassistent der Diakonie, Christian Berndt, und der Fotograf des Krankenhauses, Jan Horbaczewski, sorgen für Funktionalität im Studio. Das Team von DK 1 wollte schon lange das Angebot an bewegten Bildern aufstocken, leider mangelte es an Zeit und Personal. Also wandte sich Schwartzkopff an Werner Burfeind. Der konnte einige Jungs der evangelischen Jugend für die Tätigkeit begeistern. Um gleich richtig einsteigen zu können, nahmen die jungen Leute an einem Kurzlehrgang bei der Kreisbildstelle teil und erwarben einen Vorführschein. DK 1 belegt einen Kanal der Fernsehgeräte in den Krankenzimmern. Täglich um 18.30 Uhr wird mit einer fest installierten Kamera, die mit einer Zeitschaltuhr gekoppelt ist, die Andacht aus der Krankenhauskapelle auf die Patientenfernseher übertragen. "Die Sendung mit der Andacht ist der Renner unseres Programms. Vor allem unsere älteren Patienten schauen regelmäßig rein", berichtet Jens Holger Schwartzkopff. Jeden Tag zur vollen Stunde werden zehn unterschiedliche Filme ausgestrahlt. Die Themen betreffen das Krankenhaus und seine Einrichtungen, aber auch Aktivitäten innerhalb Rotenburgs. Zu den anderen Zeiten werden Standbilder übertragen, zu denen Radiomusik gespielt wird. "Dann schalten besonders die Leute den Kanal ein, die nicht mehr so gut sehen können", beobachtete Krankenpflegehelferin Annette Classen. Der Rotenburger, der das Programm einschalten möchte, muss leider enttäuscht werden. Das Programm kann nicht ausgestrahlt werden. Es darf nur innerhalb des Krankenhausgeländes übertragen werden. Aber wen es interessiert, der braucht nur ins Foyer des Diakos gehen. Hier steht ein Gerät, auf dem der Kanal ständig eingeschaltet ist. Der Regieraum im Krankenhaus ist mit analoger und digitaler Technik ausgestattet. Hier ist alles vor Ort, was man zum professionellen Arbeiten braucht: Kameras, entsprechende Schnittplätze (an denen der digitale Platz mit einem heute gängigen Fernseh-Computerprogramm ausgerüstet ist), Pulte zum Abmischen von Bild und Ton und diverse Computerterminals, die der Programmsteuerung dienen. Vom Regieraum blickt man durch eine große Scheibe in das gerade erst fertig gewordene Studio. Hier können in entspannter Atmosphäre Interviews und Gespräche mit Gästen aufgezeichnet werden. Die Akteure des Senders haben eine gemütliche Sitzecke eingerichtet, die mit Tischmikrophonen bestückt werden kann. Zwar können im Diakoniekrankenhaus auch die privaten Programmanbieter empfangen werden, aber wer glaubt, das Programm der Diakonie würde niemanden interessieren, wird vom Krankenhauspersonal eines Besseren belehrt. Krankenschwester Andrea Maurer: "Besonders die Frauen gucken gern den Gottesdienst und die Jüngeren schalten gerne bei den informativen Sachen ein - zum Beispiel bei Einblendungen aus dem Operationsbereich." "Wir haben ja leider nicht sehr oft die Zeit, Fernsehen zu schauen. Nichtsdestotrotz fand ich es hochinteressant, als DK 1 zeigte, wie unsere Küche funktioniert." Sollten Rotenburger Bürger in der Zukunft zwei oder drei junge Leute mit Kamera und Mikro in der Stadt antreffen - nicht zurückschrecken: Sie sind nicht im Auftrag von Sat 1 unterwegs, sondern von DK 1. Fred Olthoff