Freyer: Zeichnungen, Gemälde und Plastiken im Kunstturm

Arbeiten verraten Theatermacher

(le). Eine beachtliche Leistung hat der Kunstverein Rotenburg mit der Ausstellung ausgewählter Werke des international renommierten Achim Freyer vollbracht. Die vom Berliner Galeristen Manfred Giesler getroffene Auswahl umfasst Zeichnungen, Gemälde und Plastiken aus annähernd 40 Jahren und wird, den besonderen baulichen Verhältnissen im Kunstturm beim Ronolulu angepasst, in angedeuteter thematischer Gruppierung präsentiert.

Dass Freyer, 1934 in Berlin geboren, im kleinen Rotenburg ausstellt, ist schon verblüffend, denn 1977 und 1987 beteiligte er sich an der documenta in Kassel, stellte unter anderem 1983/84 in der Großen Orangerie im Schloß Charlottenburg, 1994 am Burgtheater Wien und in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, sowie 1997 bei den Salzburger Festspielen aus. Freyer künstlerisch einzuordnen, ist nicht leicht. Der Meisterschüler Brechts ist Maler, Filmemacher, Bühnen- und Ko-stümbildner, vor allem aber hat er eine beachtliche Zahl von Opern- und Schauspielinszenierungen an großen Häusern in Berlin, Paris, Wien, Venedig, Hamburg geschaffen. Teilweise setzt er seine Intentionen mit einem eigenen, dem Freyer -Ensemble um. 1984 drehte der WDR einen Film mit dem Titel "Rebellion gegen das traditionelle Theater" über ihn. 1990 wurde er mit dem Bun-desverdienstkreuz ausgezeichnet und schuf die Kirchenfenster und die Raum-Farb-Licht-Gestaltung der expressionistischen Kirche am Hohenzollern-Platz, Berlin. In seiner dynamisch, teilweise eruptiv wirkenden Malerei kann der Betrachter Beuys wiederfinden, Jackson Pollock und Jean Du-buffet. Die "Köpfe" einer Zeichnung lassen an Waldemar Otto denken. Frey-ers Gemälde und Plastiken, die im Kunstturm unter dem Titel "Durch alle Träume" gezeigt werden, verraten den Theatermacher, den Bühnenbildner: Das schöpferische Chaos des Anfangs, die "Horizontlinie zwischen Flecken und Farben", der Ideenwirbel des Aufbruchs, die die Erarbeitung einer Inszenierung zunächst prägen, ist in ihnen unübersehbar. "Durch alle Träume" greift eine Formulierung Freyers auf: "mit der Zeit durch die Zeit in der Zeit". Diese fast kryptische, bis zur Verschlüsselung verdichtete Wendung gibt Freyers Auffassung wieder, dass mit der Kunst die Wirklichkeit, die Gegenwart erkannt werden könne. Dabei aber lässt der Künstler der Phantasie des Betrachters stets Raum, damit er dann eine, seine notwendige Er-gänzung des Gesehenen hinzufügen kann. Bedauerlich ist, dass der Galerist Manfred Giesler in seiner Einführung in die nicht leicht zu erschließende Ausstellung weder zum Leben noch zu den Werken Freyers deutliche Hin-weise gab. Die zunächst spröden und für viele fremdartig anmutenden Arbeiten würden sich mit solchen Hilfen besser erschließen. Übrigens: 1996 schuf Freyer zu Bachs h-Moll-Messe, die zur Zeit von der Rotenburger Kantorei erarbeitet wird, mit dem Freyer-Ensemble eine szenische Uraufführung bei den Schwetzinger Festspielen unter der musikalischen Leitung von Thomas Hengel-brock. Durch alle Träume Kunstturm Rotenburg, bis 24.4., mittwochs 17-20, samstags 15-17, sonntags 11-13 und 15-17 Uhr

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