(bn). Gleich fünf Handwerker zusammen auf der Walz, das ist nicht alltäglich. Auf dem Weg in den Süden kamen die vier Zimmerergesellen Andr' Mletzko (21) aus Breitenbrunn im Odenwald, Peter Büttelknecht (22) aus Norden in Ostfriesland, Leif Tüger (21) aus Flensburg und Michael Prahm (20) aus Satrup in Schleswig-Holstein sowie der Maurer Max Würth (19) aus Weiden in der Oberpfalz jetzt durch Rotenburg.
Drei Jahre und einen Tag dauert die Wanderschaft - eine etwa 800 Jahre alte Handwerkertradition, die inzwischen wieder populärer wird. Die fünf jungen Gesellen, die sich in Hamburg kennengelernt haben, sind zwischen einem Monat und anderthalb Jahren unterwegs. Bis Stuttgart wollten sie an diesem Tag und dann weiter bis zum Wochenende in die schweizerische Hauptstadt Bern, "weil es dort besonders viel Arbeit geben soll“. Per Anhalter zu reisen, ist erlaubt, sonst gelten für die Handwerkergesellen strikte Regeln: Sie müssen selbstverständlich einen Gesellenbrief haben, müssen unverheiratet sein, dürfen keine Kinder, keine Schulden und keine Vorstrafen haben. Und während der Walz dürfen sie sich ihrem Heimatort nur bis zu 50 Kilometer nähern. Zwischendurch legen die in der traditionellen Tracht ihrer Zunft gekleideten jungen Handwerker immer wieder einen Halt ein, um für einige Wochen oder Monate in einem Betrieb zu arbeiten, damit die Ebbe im Portemonnaie abflaut. Und damit die unumgänglichen Fußmärsche nicht allzu anstrengend werden, ist das in einem Tuch aufbewahrte Gepäck auf die notwendigsten Utensilien beschränkt. Die Frage an die jungen Männer erübrigt sich fast, ihren Gesichtern ist es anzusehen: Die Zeit der Wanderschaft ist ein besonderer Abschnitt in ihrem Leben. Damit sie später einmal (und natürlich auch während der Walz) die außergewöhnliche Tour belegen können, tragen sie ein Wanderbuch bei sich, in das Bürgermeister und andere Amtspersonen ihre Stempel drücken. Übrigens: Auch die Farbe der Krawatten hat ihre bestimmte Bedeutung. Zum Beispiel weist die rote darauf hin, dass es sich bei dem Träger um einen "Freiheitsbruder“ handelt und die schwarze signalisiert, dass dieser Handwerker zu den "Rechtschaffenen Zimmerer und Schieferdecker-Gesellen“ gehört. Zum Schluss verraten die Wandergesellen den Gruß, der ihnen mit auf die Reise gegeben werden sollte: "Fixe Tippelei“ heißt der gute Wunsch, über den sie sich freuen.