(hf). "Die regelmäßige Arbeitszeit beträgt 50 Stunden wöchentlich, das Gehalt 3.400 Mark. Damit ist eine etwaige Über-, Mehr- oder Sonntagsarbeit abgegolten." Der Arbeitsvertrag, den die vom Landkreis per Submission ausgewählte Entsorgungsfirma Manfred Tappe ihren Mitarbeitern vorlegt, liest sich wie ein Relikt aus dem vorigen Jahrhundert.
Grund genug für rund 70 ÖTV-Mitglieder mit Müllfahrzeugen nach Rotenburg zu fahren, um den Ausschuss für Wasser- und Abfallwirtschaft eindringlich auf dieses "Lohndumping" hinzuweisen. Dabei wurde der Verkehr vorübergehend lahmgelegt. Nach einem Protestmarsch durch die Innenstadt, forderten die Gewerkschafter am Kreishaus den Ersten Kreisrat Hermann Luttmann zur Stellungnahme auf. Der sagte, dass alle, die bei Tappe unterschrieben hätten, einen Vertrag bekämen, der dem geltenden Arbeitsrecht entspreche. Das stimme nicht, riefen die Gewerkschafter und pfiffen Luttmann nieder. Später im Ausschuss erklärte der Erste Kreisrat, dass er von dem Anwalt der Entsorgungsfirma am Morgen ein Schreiben erhalten habe, nach dem die Verträge einer rechtlichen Prüfung unterzogen würden. "Wir bestehen darauf, dass gesetzliche Anforderungen eingehalten werden", betonte Luttmann. Die Passage mit den 50 Stunden sei bereits korrigiert worden. Schwierigkeiten bei der Abfassung von Verträgen gebe es auch bei Großunternehmen, nahm der Verwaltungsbeamte den 180-Mitarbeiter-Betrieb in Schutz. Heike Treu (Bündnis 90/Die Grünen) sah das anders. Die Firma Tappe sei schließlich schon lange im Geschäft und müsse daher im Aufsetzen von Verträgen geübt sein. Prokurist Witte, der sich zunächst nicht vor laufenden Tonaufzeichnungsgeräten äußern wollte, stellte im Beisein eines Fernsehteams den 180-Mitarbeiter-Betrieb Tappe vor, als klar war, dass die Ausschussmitglieder geschlossen Aufnahmen dulden wollten. Witte berichtete, dass die Entsorgungsfirma eine Niederlassung in Seedorf aufgebaut habe und enge Verzahnungen mit anderen Unternehmen anstrebe. Mit 25 Mitarbeitern und 16 Fahrzeugen soll der Hausmüll im Kreis entsorgt werden.