Schädlingsbekämpfung in der Mühle liegt im Zeitplan

AC/DC auf die Langohren

Günter Saxer, Dr. Jan Müller-Scheeßel und Silvio Korn an der Scheeßeler Wassermühle (von links) Foto: Ricci
 ©Rotenburger Rundschau

(ari). Ein Schaukelpferd, eine wuchtige geschnitzte Eule, Webstühle und etliche bejahrte Möbelstücke, dazu Holz-Kuriositäten wie ein uraltes Flippergerät und ein Toilettenstuhl: Seine Wassermühle erinnert Eigentümer Dr. Jan Müller-Scheeßel in diesen Tagen nicht ohne Grund „an einen Antiquitätenladen“. Rund 60 Bürger haben die Gunst der Stunde genutzt und im Bauwerk noch schnell ihre privaten Schätzchen abgestellt, bevor die große Schädlingsbekämpfungsaktion in die heiße Phase eintritt und nichts mehr geht.

Trotz des erneuten heftigen Wintereinbruchs zum Wochenanfang liege man voll im Zeitplan, sagt Silvio Korn von der in Dresden ansässigen Spezialfirma Groli. Am Montagmorgen rückte er zusammen mit Begasungsleiter Uwe Krell und weiteren Mitarbeitern in Scheeßel an, um die altehrwürdige Wassermühle an der Wümme von unliebsamen Untermietern zu befreien. Nagekäfer und deren Larven, die berüchtigten Holzwürmer, machen dem Bauwerk schwer zu schaffen und sollen in dieser Woche im Rahmen einer aufwendigen Maßnahme mit Giftgas beseitigt werden. Die Mühle muss zu diesem Zweck vollständig in gasundurchlässige Folie gehüllt werden. Alles Leben, das sich zum Zeitpunkt der Begasung in der Mühle befindet, wird durch Sulfuryldifluorid abgetötet. Das hochgiftige Gas sei effektiv und hinterlasse keine Rückstände, versichert Korn. Den Arbeitslohn erhalte sein Unternehmen erst, nachdem das Monitoring eines unabhängigen Sachverständigen, der in der Mühle Holzstücke mit Schädlingsbefall verstecke, die Wirksamkeit der Maßnahme bestätigt habe. Am morgigen Donnerstag, 21. März, soll das Giftgas in die Mühle eingelassen werden. Nach einer Einwirkungszeit von 70 Stunden sollten das Bauwerk sowie alle in ihm abgestellten Gegenstände komplett schädlingsfrei sein. Hohe Sicherheitsvorkehrungen sollen verhindern, dass Unbefugte während der Maßnahme ins Mühleninnere geraten. Auch geschützte Tierarten, die sich gelegentlich in dem Gebäude einnisten, sollen rechtzeitig vertrieben werden – unter anderem mit Musik. „Ich würde Heino nehmen“, sagt Günter Saxer vom Mühlenförderverein schmunzelnd. Doch die Fachleute aus Sachsen haben ein anderes Repertoire im Gepäck. Die harten Klänge von Rammstein und AC/DC hätten sich bewährt, um Tiere zu vertreiben, so Korn. Eine behördliche Begehung der Mühle hatte im Vorfeld ergeben, dass unter anderem einzelne Exemplare der geschützten Langohrfledermaus ab und zu im Mühlengemäuer den Tag verpennen. Das wird ihnen jetzt für einige Tage verwehrt bleiben: Sobald sicher ist, dass sich keine Exemplare der nachtaktiven Flatterer mehr in der Mühle aufhalten, wird die Einflugsöffnung geschlossen. Die Gesamtmaßnahme schlägt mit rund 40.000 Euro zu Buche. EU und Landesamt für Denkmalpflege tragen die Hälfte der Kosten, den Rest stemmen der Förderverein und der Mühlenbesitzer. Müller-Scheeßel ist sich sicher, dass sich die Ausgabe rentieren wird. „Die Statik der Mühle ist gottseidank noch nicht angegriffen“, teilt er mit. Noch könne daher mit einer konsequenten Schädlingsbekämpfung verhindert werden, dass die emsigen Holzwürmer dem Scheeßeler Industriedenkmal irreparable Schäden zufügen.

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