(ari). Eine Apfelsorte schickt sich an, zum Scheeßeler Symbol zu werden. Doch der Weg ist noch lang. "Ich habe noch nie einen probiert“, gibt sogar Bürgermeisterin Käthe Dittmer-Scheele zu. Auf dem Scheeßel-Tag will die Verwaltungschefin das nachholen. Mitglieder der Original Scheeßeler Trachtengruppe nutzen das Gemeindefest am kommenden Samstag, um für die Kernfrucht mit dem Namen Scheeßeler Bunter zu werben.
"Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die einzigartige Scheeßeler Tracht in ihrer gesamten Vielfalt zu erhalten und die Scheeßeler Bunten als Musik und Tänze der Region zu präsentieren“, sagt Vereinsvorsitzender Heiko Klee. "Durch die Erhaltung, Aufzucht und Verbreitung der alten Apfelsorte ‚Scheeßeler Bunter’ bekommen die Aktivitäten eine plakative Illustration.“ Längst gibt es Scheeßeler Bunte auch als Mettwurst, Brot und Likör. Die Geschichte der lokalen Fruchtsorte gleichen Namens beginnt mit einem missglückten Bestimmungsversuch. In zwei Gärten in Scheeßel und Fintel wuchsen Apfelbäume, die sich pomologisch nicht zuordnen ließen. "Süßsäuerlich, saftig, renettenartig, flach, rund, hellgelb mit rosaroten Streifen“ – so wird das Obst beschrieben. Da es bislang namenlos war, stand einer Bezeichnung als Scheeßeler Bunter nichts mehr im Wege. "Auch weitere Untersuchungen anderer Pomologen in jüngster Zeit haben keine Zuordnung zu anderen Sorten ergeben“, berichtet Klee. Die Originalen haben den Apfel mit der unbekannten Historie, der als Sorte fast verlorengegangen wäre, in ihr Herz geschlossen. Bei Festen bringen die Brauchtumspfleger als Gastgeschenk gerne kleine Apfelbäumchen mit und sorgen dadurch für die langsame Verbreitung der Art. "Damit werden die Scheeßeler Bunten in die Welt hinausgetragen und können über viele Jahre Früchte tragen und die Verbundenheit zu Scheeßel nachhaltig dokumentieren“, findet Klee. "Wie bei einer sich entwickelnden Freundschaft zu anderen Trachtengruppen und deren Anhängern, kann aus einem kleinen Pflänzchen ein stattlicher Baum werden.“ Klee und seine Mitstreiter müssen sich ganz schön ins Zeug legen, um der seltenen Lokalsorte auf die Sprünge zu helfen. "Da die Anzahl der Bäumchen begrenzt ist und eine rege Nachfrage besteht, werden wir auch in den nächsten Jahren die Apfelbäume der Sorte Scheeßeler Bunter veredeln und heranziehen“, stellt der Vereinschef klar. Klee sowie seine Co-Vorsitzende Kathrin Klee wurden natürlich sofort hellhörig, als es hieß, die Gemeinde wolle im Rahmen der Neugestaltung des Scheeßeler Rathausparks auch eine Streuobstwiese am Beeksteg anlegen. Bäume der Sorte Scheeßeler Bunter würden sich dort gut machen, fanden die Trachtenfreunde und sprachen die Bürgermeisterin an, ob eine Pflanzung denn wohl möglich wäre. Dittmer-Scheele willigte spontan ein. Vielleicht schon im Herbst, spätestens jedoch im kommenden Frühling sollen die Bäumchen gepflanzt werden. Apfelfreunde müssen sich danach jedoch noch mindestens drei Jahre lang warten, bis die ersten Früchte da sind. Wer soviel Geduld nun auch wieder nicht mitbringt, sollte am Samstag zum Scheeßel-Tag kommen: Die Originalen pressen vor Ort die Scheeßeler Bunten aus und bieten den naturtrüben Saft der Früchte kostenlos zum Probieren an. Natürlich tun sie dies in alter Arbeitstracht und mit historischen Pressen. Ihr Apfelstand ist auch einer der Stationen, die im Rahmen des Dörpsspeels zu durchlaufen sind. Wer am schnellsten Saft produziert, erhält die meisten Punkte.