(nf). Drei Jahre hat er gelernt. Die theoretische Prüfung ist bereits geschrieben. Vier Wochen hat Andre Albers jetzt Zeit, um sein Gesellenstück zu fertigen.
Der 19-Jährige arbeitet fleißig an seinem Sideboard, das mit amerikanischem Nussbaum furniert wird. "Die Prüfer wollen vor allem sehen, dass wir in der Ausbildung die traditionellen Techniken gelernt haben“, erläutert Albers. Er muss also mit Stechbeitel und Klopfholz die Bänder und Beschläge des Werkstücks einstemmen, anstatt mit der Maschine auszufräsen. Beim Bau der Schubladen verwendet er keine Dübel, sondern schneidet in die einzelnen Seitenteile Zinkenverbindungen, die heute eigentlich gar nicht mehr verwendet werden. Ein Altgeselle in seinem Ausbildungsbetrieb, der Tischlerei Harms in Sittensen, sagt: "Ich habe vor zwölf Jahren meine Gesellenprüfung gemacht und seit dem nie mehr Zinken geschnitten.“ Wenn Albers also moderne, heute übliche Teile verwenden will, die oft ja auch funktionell den alten Lösungen überlegen sind, muss er gleichzeitig ein klassisch gefertigtes Exemplar herstellen, um den Prüfern zu demonstrieren, dass er die Technik beherrscht. Er hat also für sein Gesellenstück, das er selbst entworfen hat, Spanplatten mit Massivholzanleimern versehen, ehe er das nur 0,7 Millimeter starke Furnier aufgebracht hat. Später, wenn alles zusammenpasst, wird er die Oberfläche schleifen, lackieren und polieren. Vorsicht ist bereits jetzt angesagt, da etwaige tiefere Kratzer wegen der geringen Furnierstärke nicht beliebig rausgeschliffen werden können. Denn beim Furnier lauert eine weitere Tücke: Die Prüfungsregeln sehen vor, dass das Furnier aus einem Stück gefertigt wird und die Maserung harmonisch über das Werkstück läuft. Da kann man nicht einfach ein Stück austauschen. "Aber bis jetzt muss ich mir keine Sorgen machen. Ich bin voll im Plan“, sagt Albers. Zur Tischlerei ist er familienbedingt gekommen: Sein Vater und Onkel üben den Beruf aus. "Ich bin praktisch mit Holz aufgewachsen und hatte schon eine recht gute Vorstellung, auf was ich mich einlasse, als ich die Ausbildung begann“, erklärt er. Was er genau macht, nachdem er ausgelernt hat, weiß er noch nicht. Erstmal will er die Prüfungen vernünftig hinter sich bringen und dann weiterschauen. Albers Gesellenstück und die der anderen Auszubildenden der Tischlerinnung Bremervörde-Osterholz werden von Sonntag, 28. August, bis Sonntag, 4. September, im Handwerkermuseum in der Sittenser Wassermühle ausgestellt. Zu sehen sind die Exponate samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr sowie Montag bis Freitag von 18 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung mit Birgit weiden vom Handwerkermuseum unter Telefon 04282/930053.