(nf). Ein Bild soll an die Wand, eine Glühbirne getauscht werden, Medizin muss aus der Apotheke geholt werden, eine kurzfristige Kinderbetreuung fehlt oder jemand, um einmal einen Plausch zu halten. Was in funktionierenden Dorfgemeinschaften früher als Hilfe unter Nachbarn erledigt wurde, ist in der heutigen Zeit eben nicht mehr selbstverständlich. In der Samtgemeinde Sittensen will der Seniorenbeirat nun mit der Nachbarschaftshilfe Sittensen Abhilfe schaffen.
"Wir sind jetzt dabei, ein Merkblatt für Freiwillige zu erstellen, richtig loslegen wollen wir im Januar“, sagt Jutta Fettköter vom Seniorenbeirat. Gemeinsam mit Marie Mahnke, Herbert Köhn und Hans Joachim Roesch koordiniert sie das Projekt. Unterstützung erhalten die vier Sittenser von Burkhard Rehage vom Regionalmanagement Börde-Oste-Wörpe. Er hat bereits geholfen, in den Gemeinden Elsdorf und Tarmstedt sowie der Samtgemeinde Selsingen eine Nachbarschaftshilfe einzurichten. Es gehe dabei darum, die traditionelle Nachbarschaftshilfe zu ersetzen. Handwerksbetrieben soll mit der Übernahme der Tätigkeiten keine Konkurrenz gemacht werden. Dazu gehöre etwa, für jemandem, der nicht mehr selbst auf die Leiter steigen kann, das Glühbirnenwechseln zu erledigen. "Zwar kann das auch ein Elektriker machen, der müsste dann aber schon für die Anfahrt soviel nehmen, dass das keiner beauftragt“, sagt Rehage. Als Richtschnur könne die Frage dienen "Würde ich meinen Nachbarn um Hilfe bitten oder würde ich ihm diese Arbeit nicht zumuten wollen?“. Ausdrücklich ausgeschlossen sollen also echte Handwerkerleistungen und regelmäßige oder dauernd zu erledigende Tätigkeiten sein. "Wenn eine Mutter kurzfristig eine Betreuung für ihr Kind sucht, ist das in Ordnung. Will sie aber über mehrere Tage oder Wochen immer wieder Jemanden, der auf den Nachwuchs aufpasst, können wir das nicht vermitteln“, erklärt Mahnke. Und wie soll die organisierte Nachbarschaftshilfe funktionieren? "Wir führen Hilfswillige und Hilfesuchende zusammen“, sagt Roesch. Über eine Handynummer soll binnen 24 Stunden ein Helfer vermittelt werden. Dazu greifen die Koordinatoren des Seniorenbeirats auf eine Liste von Hilfswilligen zurück. "Wer mitmachen will, kann sich bei uns registrieren und angeben, was für Dienste er übernehmen mag“, sagt Köhn. Niemand geht damit eine Dauerverpflichtung ein, sollte es gerade nicht passen, wird eben der nächster Helfer angefragt. "Die Leute signalisieren eine grundsätzliche Bereitschaft, müssen sich aber nicht ständig bereithalten oder gar abmelden, wenn sie nicht erreichbar sind“, ergänzt Roesch. Die Helfer sind vollkommen flexibel, wann sie einen Auftrag übernehmen. Mitte September wird das Konzept einer Versammlung der Sittenser Vereine und Verbände vorgestellt, damit die Verantwortlichen es an ihre Mitglieder weitertragen können. Dann sollen ein Merkblatt, wie sich die Helfer verhalten zu haben, und ein Fragebogen, mit dem sich Freiwillige registrieren lassen können, fertig sein. Dabei sollen sie ankreuzen, für welche Tätigkeiten sie zur Verfügung stehen. "In den Gemeinden, in denen wir die Nachbarschaftshilfe bisher eingerichtet haben, haben wir mehr Freiwillige als Hilfegesuche“, erzählt Rehage. Eine Aufgabe der Koordinatoren wird es daher auch sein, das Angebot bekannt zu machen und Hemmschwellen abzubauen. "Wir wissen um die Probleme, das Projekt zu etablieren“, sagt Fettköter und ergänzt: "Wir kennen die Prognosen hinsichtlich der demographischen Entwicklung und was diese gerade für das Leben auf den Dörfern bedeutet. Die organisierte Nachbarschaftshilfe kann da ein Projekt sein, dass die Probleme lindert.“ Die Trägerschaft übernimmt nach einem einstimmigen Beschluss des Samtgemeinderats die Samtgemeinde. Kosten entstehen zunächst in der Anlaufphase für das Infomaterial. Laufende Kosten sollen mit Ausnahme der Handygebühren nicht anfallen, schließlich sind alle Beteiligten ehrenamtlich dabei.