Brauchtumspflege und Heimatgeschichte - zwei Bereiche, die für Friedhelm Kaiser aus Sittensen eine große Rolle spielen. Daher hat der 72-Jährige im vergangenen Jahr auch die Weiterbildung zum "Gästeführen mit Stern" absolviert. Denn: "Der Tourismus in der Börde muss gefördert werden. Es gibt so viele Schönheiten hier, die ich den Menschen zeigen möchte", sagt er.
Insbesondere den Neubürgern möchte er die Geschichte seiner Heimat näherbringen. "Wahre Kleinode haben wir hier in der Börde", so der rührige Rentner. Geboren wurde Kaiser im historischen Sittenser Königshof, wo er bis heute mit seiner Familie lebt. Dessen Geschichte geht schon auf die Zeit Karl des Großen zurück. Der im Königshof ansässige Bauernhof führt schon seit dem Mittelalter diesen Namen. Von klein auf an hat ihn die historische Bedeutung seines Heimatortes berührt. Schon seine Eltern haben ihm immer wieder von der Geschichte des Königshofes berichtet. "Das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen", erzählt er. Kaiser hat eine Reihe von Heimat- und Kulturzeitungen abonniert. Die Zeitschrift "Zwischen Elbe und Weser" zumBeispiel. "Die haben schon meine Eltern gelesen", berichtet er. Selbstredend, dass er im Sittenser Heimatverein Mitglied ist. Ehrenamtlich versieht er mit anderen Freiwilligen seit einigen Jahren Wochenenddienst im Handwerkermuseum und Heimathaus. Vor allem im Handwerkermuseum steigen die Besucherzahlen jährlich. Die geänderten Öffnungszeiten des Heimathauses machen ihm indes schwer zu schaffen. Das historische Gebäude ist nämlich aus Kostengründen nur noch jeden ersten Sonntag im Quartal geöffnet. "Ein Unding", wie Kaiser findet. Für ihn gehört das Haus viel häufiger geöffnet. Denn hier gibt’s im Obergeschoss eine beeindruckende Ausstellung über alte bäuerliche Haus- und Landwirtschaft. Gern würde er sich mehr engagieren - wenn man ihn ließe. "Schon das 2001 von Dr. Steinröx erstellte Strukturgutachten für die Gemeinde Sittensen besagt, dass das Heimathaus mit mehr Leben erfüllt werden muss", betont Kaiser. Regelmäßig bildet sich der Sittenser fort. So besucht er jährlich das Seminar der Ländlichen Erwachsenenbildung Niedersachsen (LEB) "Umwelt, Geschichte und Kultur in unserer Heimat", durchgeführt von der Kreisarbeitsgemeinschaft Verden, geleitet von Gundula Dangschat und Herma Hinrichs. Obwohl er einer der ältesten Teilnehmer war, hat ihm der zehnmonatige Lehrgang zum Gästeführer mit Stern besonders viel Spaß gemacht. 160 Unterrichtsstunden sowie eine zweitägige Abschlussprüfung mussten absolviert werden. Dafür gab’s den Gästeführerausweis. Besonders gefällt es ihm, Busgesellschaften zu begleiten und sie mit der Geschichte der Börde vertraut zu machen. Er hofft, dass er noch lange gesund bleibt und weitermachen kann.