Friseure präsentieren die Haarmode für Herbst und Winter

Chic und Glamour mit "schrägen Köpfen"

Fieberhafte Stimmung im Friseursalon Greiffenhagen an der Visselhöveder Goethestraße. Wo eigentlich sonntägliche Ruhe herrschen sollte, werden Models die Haare gewaschen und gefönt, gefärbt und getönt. Muntere Sprüche gehen durch den überfüllten Raum, wer bereits eine Grundierung im Gesicht hat, wartet auf die Haarbehandlung und schaut so lange jenen auf die Finger, die heute hier das Sagen haben: Art Director Heiko Holzapfel und Heiner Heijen, stellvertretender Vorsitzender Damen- und Herrenmode vom Landesverband der Friseurinnung. Gemeinsam mit der Spartenleiterin für Kosmetik, Manuela Härtel-Dören, sind sie nach angereist, um die abendliche Präsentation in Rotenburg vorzubereiten.

"Wir haben uns die Spitzenkräfte geholt", berichtet Anna Greiffenhagen, Obermeisterin der Innung Rotenburg, die im Wechsel mit Verden-Osterholz die jährliche Präsentation ausrichtet. "Was wir heute sehen, setzen wir sofort in unseren Geschäften um", sagt Greiffenhagen, die dieses Event gemeinsam mit Iris Holst und Matthias Gebhardt organisierte. Und was trägt frau/man nun im kommenden Herbst und Winter? "Schräge Köpfe" - asymmetrische Frisuren also. Voraussetzung: ein akkurater, handwerklich sicherer Schnitt. "Wir Friseure sind wieder gefragt", wird Holzapfel später während der Schau erklären. Gemeinsam mit Heiner Heijen zeigt er live auf dem Laufsteg die neuen Schnitttechniken. Vorne lang und hinten kurz, die klassische Popper-Frisur, eine Seite lang, die andere gekürzt - das kennen wir doch noch? "Es ist ein Revival der 80er Jahre", sagt der Art Director, "allerdings mit ausgereifteren Techniken". Und warum werden bereits gewesene Moden immer wieder neu präsentiert, anstatt völlig Neues zu kreieren? Die Antwort verblüfft: "Weil die Schnitttechniken ausgereift sind, handwerklich hat es eine enorme Entwicklung gegeben, jetzt ist kaum eine Steigerung mehr möglich." Doch auch die Produkte haben Schritt gehalten und damit wären wir beim Thema Farbe für Make-up und Haar: Schwarz-weiß ist die Basis, wahlweise ist auch Braun mit Gold angesagt. Gold auf dem Lid, mit glitzernden Strasssteinen und als Highlight Goldtupfer auf den Lippen. "Glamour" lautet das Motto, mondän und chic ist das Erscheinungsbild, insgesamt aber, warnt Härtel-Dören: matt! "Wir mattieren viel, der glossige Glanz des Sommers ist weg." Dass dies so ist, bestimmen nicht allein Mailand, Rom, Paris und London, sondern auch die Innungen und schließlich die Kunden selbst. Wie in der Kleidermode ist das, was auf dem Laufsteg gezeigt wird nicht unbedingt "straßenfähig". Der etwas unfeine Begriff "Straße" umreißt, wie die Kunden die Modetrends umsetzen - und wo sich die Modemacher auch ihre Trends holen. Und wie steht‘s mit den aktuellen langen Matten der Herren? "Damit ist es vorbei", sagt Heiner Heijen bestimmt, "nun ist kurz dran". Und bitte pflegeleicht: "waschen, zweimal mit dem Handtuch drüber rubbeln, mit einem Pflegeprodukt auf den Fingern durchs Haar" - mehr Aufwand wird nicht gewünscht. Anders die Dame: Sie darf wieder Wickler und Papillotten raus kramen, denn opulente volumige Locken sind gefragt, wilde Mähnen, gebändigt durch perfekte Schnitttechnik. Doch wie markant die Trends auch sein mögen, für die sich der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks entschieden hat - "was wir machen ist für Sie kein Diktat" betont Holzapfel, und auch Anna Greiffenhagen sagt dazu: "Wir setzen um, was der Kunde wünscht. Und das ganz individuell".