(tb). Die Mitglieder der Jägerschaft Rotenburg bekamen nicht nur wohlklingende jagdliche Signale ihrer Bläser zu hören, sondern auch allerhand kritische Töne. Auf der Jahreshauptversammlung mit Trophäenschau im Dorfgemeinschaftshaus Wittorf sprach der Vorsitzende Gerhard Blume deutliche Worte. Unter dem Tagesordnungspunkt "Betrachtungen zur aktuellen Schalenwildbejagung" erinnerte er an Werte und Tugenden, durch die ein Jäger sich auszeichnen sollte.
Waidgerechtes Hegen und Jagen, wie es der Nichtjäger und Normalbürger erwarte, liege auch im Interesse der Jäger; schließlich drohten sonst gesetzliche Einschränkungen der Jagdausübung. Die erforderlichen Kenntnisse in der Biologie und im Sozialverhalten der Wildtiere eigne man sich in der Regel im regelmäßigen Revieraufenthalt als Einzeljagd und nicht in Massenveranstaltungen an. Blume kritisierte speziell zahlreiche Nachsuchen nach angeschossenem Wild sowie "hemmungslose Schweinetötung" bei Gemeinschaftsjagden. Dabei seien mehrfach führende Bachen erschossen worden, ohne Rücksicht auf ihren Nachwuchs; mit harten Sanktionen könne gerechnet werden. Ins gleiche Horn stieß Kreisjägermeister Klaus Twiefel in seinem Streckenbericht, der Erläuterung der Daten über die im letzten Jahr erlegten und verendeten Wildtiere. Er verschwieg nicht, dass es schwarze Schafe unter den Jägern gegeben habe, die den ungeborenen Nachwuchs erlegter Bachen entnommen, trocken gefönt und dem Kreisveterinäramt vorgelegt hätten. Ihr Ziel: an die zur Eindämmung der Schweinepest und von Revierschäden ausgesetzten Prämien für getötete untergewichtige Frischlinge heranzukommen. Grundsätzlich aber lobte Twiefel die ausgestellten und durch den Hegering Brockel präsentierten Trophäen, die das Jagdverhalten der Jägerschaft Rotenburg im vergangenen Jahr dokumentierten. Er versäumte es allerdings auch nicht, auf den einen oder anderen Fehlabschuss hinzuweisen. Trotz oder gerade wegen der eindeutigen Haltung des Vorstandes wurde dieser komplett und einstimmig für weitere vier Jahre im Amt bestätigt: Gerhard Blume als Vorsitzender, Klaus Klee als Stellvertreter, Hinrich Peters als Schatzmeister und Wilhelm-Friedrich Ebeling als Schriftführer. Zu Ehrenmitgliedern der Jägerschaft Rotenburg wurden Hermann Sackmann (Hegering Brockel), Heinz Heidtmann (Hegering Vahlde-Riepe), Hans Mögling, Harald Osthaus, Claus Schmolinski, Werner Weiske (alle Hegering Rotenburg), Günter Gutknecht, Heinz Intemann (beide Hegering Scheeßel), Hinrich Burfeind, Horst Holzleiter, Dr. Heinz-Günter Murke, Claus Pfeifenbring, Franz Ströll (alle Hegering Sottrum), Erich Cohrs und Margarete Delventhal (beide Hegering Visselhövede) ernannt. Für 50-jährige Mitgliedschaft wurden Hermann Gefke, Gerhard Holsten, Heinz Precht, Hermann Sackmann, Heinrich Scheele (alle Hegering Brockel), Günter Gutknecht (Hegering Scheeßel), Ernst Heitmann (Hegering Sottrum), Gerhard Blume (Hegering Visselhövede), für 60-jährige Mitgliedschaft Hermann Gerken (Hegering Scheeßel), für 70-jährige Max Schmeling (Hegering Lauenbrück) geehrt. Die Bläsergruppe Brockel mit Dr. Wilken Depke, Hans-Hellmut Freiherr von Maltzahn und Hans-Georg Westermann erhielt das goldene Abzeichen für 20-jährige aktive Tätigkeit beim Jagdhornblasen. Besondere Ehrungen durch LJN-Verdienstabzeichen wurden Heinrich Grünhagen, Eberhard Rautenberg (beide in Silber), Gustav Eckhoff, Fritz Drage, Klaus Osmers und Marco Dallmann (alle in Bronze) sowie Hans Mögling (für Jagdhornbläser in Silber) zuteil. Den Ambitionen der Jägerschaft hinsichtlich ihres Beitrags zum Naturschutz wurde in diesem Jahr durch ein Referat der Biologin Dr. Sabine Aboling vom Institut für Botanik der Universität Hannover entsprochen. Sie präsentierte ihre Ergebnisse einer Studie zu künstlich angelegten artenvielfältigen Wildackern in Niedersachsen, die sie demnächst mit weiteren Forschungen zur Artenvielfalt auf künstlich geschaffenen Waldlichtungen übertreffen möchte.