Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz: Fachminister in Deelsen - Von Janika Rehak

Landwirte in der Klemme

Umweltminister Dr. Stefan Birkner (links) im Gespräch Foto: Rehak
 ©Rotenburger Rundschau

Auf der einen Seite sollen landwirtschaftliche Betriebe sich verstärkt dem Tierschutz widmen, auf der einen Seite die Umwelt schützen – und zwischendurch auch noch Geld verdienen. Dabei kollidieren schon mal betriebliche Interessen, das Waldgesetz und der Emissionsschutz. Der niedersächsische Umweltminister Dr. Stefan Birkner ließ sich auf dem Hof der Familie Meyer in Deelsen beispielhaft die Probleme aufzeigen, mit denen moderne Landwirte heute zu kämpfen haben.

Für einen Politiker sei wichtig, nicht nur nach Zahlen, Daten und Paragraphen zu gehen, findet Birkner. Mindestens ebenso wichtig sei es, "einen Eindruck vor Ort zu gewinnen, um sich wissen: Wo drückt denn der Schuh?“. Gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten Jan-Christoph Oetjen und Dr. Gero Hocker (FDP), Hartmut Schlepps, Umweltreferent des Niedersächsischen Landvolks, Carsten Hipp, Geschäftsführer des Landvolks Rotenburg-Verden, sowie Gerd Eimer, Vorsitzender des Kreisverbands Rotenburg-Verden, besuchte er den Milchviehbetrieb der Familie Meyer in Deelsen, um sich ein Bild von der Situation der Landwirtschaft zu machen. Die modernen Kuhställe werden – vor allem im Interesse des Viehs – großräumig und offen gebaut. Damit ergeben sich aber zugleich Probleme beim Schadstoffausstoß. Besonders der Stickstoff, den die Tiere produzieren, belastet die Umwelt. Während diese Gase bei geschlossenen Stallbausystemen gefiltert werden können, ist diese Möglichkeit beim modernen Rinderstall nicht gegeben. 2006 wurden die Bestimmungen zum erlaubten Schadstoffausstoß heruntergesetzt, 2012 wurden die neuen Werte verbindlich. Dadurch sind nach Aussage von Jörn Ehlers, Vorsitzender des Landvolks, zwar nicht unbedingt ganze Höfe oder Existenzen konkret bedroht, doch die Folgen werden sich langfristig bemerkbar machen. Denn: Gewisse Pläne sind nun nicht mehr durchführbar. Manches Vorhaben, den Hof zu erweitern und den Viehbestand aufzustocken, lassen sich unter diesen Bedingungen nicht mehr verwirklichen. Die Landwirte sind enttäuscht und verärgert, denn natürlich sind bereits Flächen erschlossen, Gutachten erstellt und Anträge gestellt oder auch bereits Investitionen getätigt worden: "Manches, was vor Jahren genehmigt wurde, gilt nun plötzlich nicht mehr“, bringt es Holger Meyer auf den Punkt. Für viele Betriebe sei eine Expansion aber erforderlich, um den Hof am Leben halten zu können. "Die meisten Höfe wirtschaften heute mit der dreifachen Stückzahl an Vieh als vor 20 Jahren“, erläutert Ehlers. Besonders betroffen seien dabei Betriebe in Waldnähe, und das sind in Niedersachsen und vor allem im bewaldeten Raum Rotenburg-Verden nicht wenige. Einige Ställe seien sogar gezielt in bewaldeten Gebieten angesiedelt worden, da sich dies nach einhelliger Meinung besser ins Landschaftsbild einfüge. Der von den Tieren erzeugte Stickstoff lagere sich jedoch bevorzugt in den Bäumen ab. Allein dadurch werde zwar noch kein Schaden angerichtet, aber die Bäume würden Untersuchungen zufolge anfälliger für Einflüsse von außen. Gemeinsam mit der Politik wollen sich nun die Landwirte diesen neuen Herausforderungen widmen. Klar, dass nun nicht ganze Höfe umgesiedelt werden können, um den Abstand zum Wald zu vergrößern. Vielmehr werden neue, innovative Filtersysteme diskutiert, um den Schadstoffaustritt zu verringern. Im Gespräch sind außerdem Schutzpflanzungen, zum Beispiel eine Pappelreihe, die eine Pufferzone zwischen dem Stall und dem Waldgebiet bilden soll. Auch Birkner und sein Team werden sich zu dem Thema einige Gedanken machen. "Spätestens in einem Jahr muss da etwas auf den Tisch“, so der Umweltminister. Unbegrenzte Möglichkeiten habe die Politik dabei nicht: So sei das Emissionsgesetz auf Bundesebene geregelt. Das Waldgesetz dagegen liege in Hand der Länder: "Wir müssen das Problem aufgreifen und nach einer Lösung suchen“, so der Minister. "Wir brauchen eine langfristige Perspektive, mit der allen Seiten so gut wie möglich gedient ist.“

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