Die Rotenburgerin Eva-Maria König zeigt Hauben und Trachten - Von Wibke Woyke

So mancher kleine Schatz

Eva-Maria König mit der Rotenburger Tracht. Auch sie ist in dem kleinen Museums-Zimmer zu sehen Foto: Woyke
 ©Rotenburger Rundschau

Eigentlich ist Eva-Maria König gebürtige Hamburgerin. Schon seit vielen Jahren wohnt sie jedoch in Rotenburg – und so manchem ist sie sicher bekannt als Modistin-Meisterin und Schneiderin, einst mit einem Geschäft in der Kirchstraße. Doch auch wenn sie der Selbstständigkeit längst den Rücken gekehrt hat – ganz lassen kann sie nicht von schönen Stoffen. In ihren eigenen vier Wänden hat sie ein kleines Museums-Zimmer eingerichtet.

Eva-Maria König nennt allerhand kleine Schätze ihr Eigen. Dazu gehören sowohl Stücke, die sie selbst gefertigt hat als auch solche, die ihr gespendet wurden. Ein Geschenk ist beispielsweise die Siebenbürger Tracht. Die hat Eva-Maria König von Leuten aus Duisburg bekommen, die hier in der Region Urlaub machten und auf König durch deren Garten aufmerksam wurden. In den lud die begeisterte Naturliebhaberin eine zeitlang nämlich gerne ein, hatte sogar das NDR-Fernsehen zu Gast. Mit den Besuchern aus Duisburg, die bei ihr vorbeischauten, geriet sie ins Plaudern – auch über das Thema Trachten. In diesem Zusammenhang kam es, dass Eva-Maria König die schöne Siebenbürger Tracht angeboten wurde – denn bei ihr, davon waren die Gäste überzeugt, ist die in guten Händen. Und so ist es. Schließlich präsentiert die Rotenburgerin die Tracht jetzt auf einem extra Kleiderständer. Und es gibt noch mehr zu sehen. Unter anderem auch die Kleidung, die in Rotenburg durch Auftritte der Bürgergilde bekannt ist. Vor 20 Jahren war es nämlich, als König einen Rotenburger Trachtenverein aus der Taufe hob. Sie fertigte aus diesem Anlass eine Tracht an, die 1988 beim Erntefest in der Wümmestadt präsentiert wurde. Der Trachtenverein hatte aber leider keine lange Lebensdauer. Ihm folgte, so König, die Bürgergilde, deren Mitglieder die Kleidung heute noch tragen. Die Stücke der Rotenburger Tracht wurden damals nach Vorbildern gefertigt, die sich in der stadtgeschichtlichen Sammlung des Heimatmuseums im Rudolf-Schäfer-Haus befanden und die durch Originalkleidungsstücke ehemaliger sogenannter Vollbürger belegt waren. Diese trug man in der Wümmestadt wohl längere Zeit im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des nächsten. Die neu entworfene, nachempfundene historische Tracht Rotenburgs ist überwiegend dunkel gehalten. Zum schwarzen weiten Rock gehört die schwarze Seidenschürze mit einem Samtband und die lila blütengemusterte Seidenbluse mit Keulenärmeln und Stehkragen sowie eine lila-farbene Haube mit weißer Spitze. Der Schmuck besteht aus dem Hochzeitsherz, der Gürtelschließe und einer goldenen Kette. Die Tracht der jungen Mädchen wiederum ist im Schnitt gleich, unterscheidet sich dafür in den Farben. Die Bluse ist weinrot gemustert, der Rock schwarz, die Schürze weinrot, die Mütze oder Haube besitzt zudem lange Bänder. Zarte Silberstickerei auf der Haube, Kette und Gürtelschließe in Silber sind zudem typisch für die gute Sonntagstracht der Mädchen. Die Männer tragen die Tracht der Jahrhundertwende (schwarzer Gehrock, Röhrenhose und Melone, Weste und Jacke mit Silberknöpfen). Diese Rotenburger Tracht hat König in ihrem kleinen Museumszimmer ebenso parat. Dazu jede Menge Hauben, die sie im Laufe der Jahre nähte. Ab und an wird König auch heute noch in ihrem Handwerk tätig. Beispielsweise, wenn es um die Kopfbedeckungen der Gästeführerinnen für ihre historischen Rundgänge geht. Eine Haube, angelehnt an die Biedermeierzeit, so König, habe sie für Almuth Quehl gefertigt. Und für Gästeführerin Jutta Luttmann habe es eine Magdhaube gegeben. Im Laufe ihres Berufslebens hat König Dutzende verschiedene Vereine mit ausgestattet – von Bruchhausen-Vilsen über Harsefeld bis Elsdorf. Und einige Stücke gingen sogar ins Ausland. So lernte König in Bad Bentheim einen Mann kennen, dessen Tochter in Norwegen heiraten wollte. Und für die wünschte sich der stolze Vater eine Hochzeitstracht – gefertigt von der Rotenburgerin. Auch Schweizer kontaktierten sie – nachdem sie sie schließlich wiedergefunden hatten. Denn bei einem Gründungsfest in Sittensen verteilte die Schneiderin damals Visitenkarten – zu der Zeit noch mit ihrem Mädchennamen Knispel. Die bekamen die Schweizer Gäste in die Hand. Doch Eva-Maria Knispel heiratete – und nahm den Nachnamen König an. Die Schweizer, die aber Kontakt mit ihr aufnehmen wollen, fanden sie trotzdem nach einer Suche wieder. Und so fertigte König schwarze Tüllhauben für die Eidgenossen an. Erst vor kurzem hat König ihr kleines Museums-Zimmer eingerichtet. Wer Lust hat, sich die Stücke anzusehen, ist eingeladen – nach telefonischer Absprache unter Telefon 04261/82851. Klar, dass die Rotenburgerin auch viele interessante Geschichten zu erzählen hat. Zudem können Besucher viele Puppen bewundern – die hat König allesamt mit den Trachten der Vereine versehen, für die sie im Laufe der Zeit Stücke anfertigte.

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