(r/hm). Auf großes Interesse stieß der Abendvortrag von Dr. Andreas Thiel, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Diakoniekrankenhauses Rotenburg, bei der Lebenshilfe Rotenburg Verden im Stadtkirchengemeindehaus. Das Thema lautete: "Trauma und Gedächtnis“.
Nach einer Definition der Begriffe "Trauma“ und "posttraumatische Belastungsstörung“ nannte Thiel Beispiele für Erlebnisse, die Traumata auslösen können: sexuelle Gewalt, Misshandlung, Folter, Unfälle, Katastrophen, Gefangenschaft sowie das Beobachten von Tod oder Verletzung, Krieg oder Flucht. Thiel erläuterte, dass Traumata unter bestimmten Umständen krank machen können, denn die menschliche Seele sei nicht unendlich leidensfähig. Die Belastbarkeit sei bei jedem Menschen unterschiedlich groß. Zu einer Traumatisierung komme es erst dann, wenn ein Ereignis die psychischen Belastungsgrenzen der betroffenen Person übersteige. Mehr als die Hälfte aller Menschen werden in ihrem Leben mit einem potenziell traumatisierenden Ereignis konfrontiert, erklärte Thiel. Nur etwa 15 bis 25 Prozent von ihnen entwickelten jedoch eine sogenannte "posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)“. Charakteristische Symptome dafür sind das immer wiederkehrende unwillkürliche Nacherleben der bedrohlich empfundenen Situation (zum Beispiel in Alpträumen), die Vermeidung bestimmter Reize, die an das Trauma erinnern, emotionale Taubheit und Übererregung wie Schreckhaftigkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen. Zum Abschluss erläuterte Thiel, wann eine spezielle Traumatherapie erforderlich ist. Bei leichter Symptomatik sei es wichtig, den Betroffenen zu beruhigen, zu unterstützen, abzuwarten und zu beobachten. Bei einer deutlichen PTBS-Symptomatik auch noch nach Wochen, sollte allerdings eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen, ist die PTBS doch als ein schweres psychisches Krankheitsbild anzusehen. Für Thiel gibt es eine ethische Pflicht, traumatisierten Menschen professionell und sorgsam therapeutisch zu helfen.