In allen Haushalten kommt es gelegentlich zu unliebsamen Störungen. Der Wasserhahn tropft, eine Tür klemmt, die Klingel funktioniert nicht. Oft sind es kleine Ursachen, die ärgerliche Auswirkungen haben und die leicht von geschickten Heimwerkern beseitigt werden können. Zum Beispiel durch die ehrenamtlichen Helfer der Rotenburger Initiative Senioren in Aktion (Sina).
Vor allem Seniorinnen sind dankbar, dass der Sina-Handwerkerdienst existiert und sie diese Nachbarschaftshilfe unbürokratisch und günstig in Anspruch nehmen können. Die Rundschau befragte Nutzer und Mitarbeiter des Hilfsdienstes. Rundschau: Frau Bruns, wie sind Sie auf die Idee gekommen, beim Sina-Handwerker-dienst anzurufen? Hanna Bruns: Es war Winter und das Kellerfenster schloss nicht richtig. Ich habe meine Tochter angerufen, aber sie konnte es auch nicht schließen. Daraufhin rief ich meine ehemalige Arbeitskollegin an, die mir schon einmal vom Sina-Handwerkerdienst erzählt hatte. Sie gab mir die Nummer und nach einem Anruf bei Sina und dem Einsatz des freundlichen Handwerkers hatten wir Ruhe mit dem Fenster. Er hat nur ein bisschen vom Metallrahmen abgefeilt, dann wars wieder verschließbar. Die Kälte kommt nicht mehr herein. Ich bin sehr froh, dass es diesen Service gibt. Rundschau: Und was hatten Sie zu reparieren, Frau Meyer? Inge Meyer*: Ich bin 77 Jahre alt und wohne im Fliednerhaus. Mein Bett war zu hoch. Ich rief bei Sina an und vereinbarte einen Termin. Der Handwerker kam pünktlich, sah sich das Bett an und wusste sofort, was er zu tun hatte. Die Beine wurden gekürzt. Meinen Hocker, der wackelig war, zeigte ich ihm auch. Er hat ihn schnell zusammengeleimt. Das waren die Holzarbeiten. Ich hatte auch kleine Reparaturen an elektrischen Geräten. Zum Beispiel hat er das Waffeleisen geöffnet, repariert und wieder zusammengebaut. Außerdem war der Knopf an meinem Radio lose und ich wusste nicht, wie man ihn wieder anschrauben soll. Der Sina-Handwerker half mir, den Knopf zu befestigen. Das alles dauerte vielleicht fünf Minuten. Er war schnell und zuverlässig bei seiner Arbeit und brauchte für alle Reparaturen anderthalb Stunden in meiner Wohnung. Dafür zahlte ich 12,50 Mark. Fünf Mark nimmt Sina für einen Auftrag, fünf Mark erhält der Handwerker als Aufwandsentschädigung und das Material, das er brauchte, kostete 2,50 Mark. Rundschau: Sind Sie mit dem Handwerkerdienst zufrieden? Inge Meyer*: Ja, auf jeden Fall. Ich weiß zu schätzen, dass die Mitarbeiter im Handwerkerdienst ehrenamtlich arbeiten, denn ich selber hatte früher eine freiwillige Tätigkeit als Grüne Dame im Diakoniekrankenhaus und habe den Getränkewagen "kilometerweit" geschoben. Für eine alleinstehende Frau in meinem Alter, die keine Verwandtschaft hat, die helfen kann, ist dieser Dienst eine große Hilfe. Rundschau: Herr Weissenborn, Sie sind der "Haupthandwerker" der Sina. Wie kamen Sie darauf, sich auf diese Weise zu engagieren? Horst Weissenborn: Ich bin 63 Jahre alt und gelernter Tischler aus der ehemaligen DDR. Ich war jung, wollte was erleben und ging zur Marine. Als Kapitän in der Ostseefahrt war ich bis zur Wende tätig. Dann wurden die Schiffe verkauft und ich hatte das Glück, wegen meines Alters in den Vorruhestand zu gehen. Da ich mein ganzes Leben gearbeitet habe, konnte ich nicht von heute auf morgen untätig bleiben. Ich kehrte zum Tischlerhandwerk zurück und erwarb viel Erfahrung bei der Reparatur von Fenstern. Ich wohne seit 1995 in Rotenburg und kam eines Tages während eines Spazierganges in der Fußgängerzone auf Sina. Im Glaskasten des Geschäftshauses Segelken las ich über die Initiative. Ich bot meine Dienste an und ich wurde sofort engagiert. Rundschau Wo befindet sich Ihre Werkstatt? Horst Weissenborn: Ich darf in der Werkstatt der Arbeitsloseninitiative mit meinen eigenen Tischlerwerkzeugen arbeiten. Ohne diese gute Kooperation wäre es nicht so gut gegangen. Wir sind für die hervorragende Unterstützung durch Herrn Wagner sehr dankbar. Wenn wir Aufträge zugeleitet bekommen, wird besprochen, wer sie ausführt: die Herren Leppert, Bargfrede und Klingeberg gehören ja auchzu Team. Für jeden Auftrag werden fünf Mark in Rechnung gestellt. Hinzu kommen die eventuell anfallenden Materialkosten und das Kilometergeld. Rundschau: Und finden Sie Befriedigung in dem, was Sie tun? Horst Weissenborn: Allerdings. Ich habe stets menschliche Kontakte und kann mein Hobby ausüben. Unsere Kundschaft besteht aus hilflosen, sozial schwachen Seniorinnen und Senioren, die eine helfende Hand im Sinne der Nachbarschaftshilfe nötig haben. Wir unterstützen sie bei kleinen Reparaturen im Haushalt, also sind wir auf keinen Fall Konkurrenz für Handwerksbetriebe. Nach einer Arbeit weiß ich, ich habe eine gute Tat getan. Rundschau: Wie war es bei Ihnen Frau Schulz, Sie haben auch den Handwerkerdienst gebraucht? Wie wurde Ihnen geholfen? Margarethe Schulz*: Ja. Ich las einen Artikel über den Handwerkerdienst in der Zeitung. Der fiel mir wieder ein, als der Schlüssel im Schrank abgebrochen war. Herr Weissenborn hat das Schloss abgeschraubt, ein neues Schrankschloss angebracht und den Schrank wieder schließbar gemacht. Ich bin Witwe und habe Söhne, die nicht im Ort wohnen. Die Hilfe von meinem Schwiegersohn möchte ich auch nicht immer in Anspruch nehmen. Für die Arbeit bekam Sina 20 Mark. Rundschau: Frau Maier, Sie hatten eine Lüsterlampe, die Sie nicht alleine anbringen konnten. Sophie Maier*: Ja. Ich bin alleinstehend und 76 Jahre alt. Ich habe die kleinen Kugeln gesäubert und wollte die Lampe wieder anbringen. Dies war nicht möglich, weil die Haken sich vertüdelt hatten. Ich rief das Sina-Büro an, der Handwerker kam zu mir und brachte die Lampe wieder an. Er war so nett und pünktlich, so bescheiden und akkurat bei seiner Arbeit. Gleichzeitig half er mir, die Möbel zurechtzurücken. Als Alleinstehende ist man manchmal hilflos, weil die Möbel so schwer sind. Die Nachbarschaftshilfe von Sina ist großartig, weil die Handwerker auch beraten. Ich habe auch schon mal einen Handwerksbetrieb angerufen, um zu fragen, ob die Firma für kleine Arbeiten, wie zum Beispiel zwei Streifen Tapete anbringen, kommen würde. Durch die Feuchtigkeit hatte sich die Tapete in einer Ecke gelöst. Die haben ja gesagt, aber sind nicht gekommen. Jetzt hat der Handwerker von Sina die Tapete angeklebt. Rundschau: Man merkt, Sie sind vom Handwerkerdienst begeistert. Könnte Sina noch etwas daran verbessern? Sophie Maier*: Eine Verbesserung wäre die Erweiterung des Dienstes auf Maler- und Installateurarbeiten. Rundschau: Herr Leppert, Sie sind auch im Team des Handwerkerdienstes und wir haben gehört, dass Sie gute Ratschläge geben und Ihre Kunden dafür dankbar sind. Wie sind Sie zum Handwerkerdienst gekommen? Rüdiger Leppert: Ich las in einem Schaukasten in der Großen Straße davon, wurde neugierig und schaute einfach vorbei. Nachdem ich erzählt hatte, dass ich meinem Hobby Holzarbeiten nachgehen möchte - na ja, da hat man mich halt engagiert. Rundschau: Und Sie haben Spaß dabei? Rüdiger Leppert: Am meisten Freude macht mir der Kontakt zu den Menschen. Und wenn ich die Erleichterung sehe, die schon die Erledigung kleinster Arbeiten auslöst, gibt mir das immer ein gutes Gefühl. * Name von der Redaktion geändert