Um Geld geht es, richtig viel Geld – nämlich um eine sagenhafte 1.000.000-Dollar-Note. Was es mit dieser auf sich hat, erfahren Besucher einer ganz besonderen Theateraufführung am Sonntag, 30. März, ab 16 Uhr, in der Aula der Theodor-Heuss-Schule in Rotenburg. Und dort stehen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam auf der Bühne.
Wagabunten – so nennt sich die rund 25-köpfige Gruppe, von der einige Schauspieler jetzt für das Stück und das integrative Theaterprojekt warben. Ebenfalls beim Gespräch auf dem Kalandshof der Rotenburger Werke dabei: Hans-Joachim Reich und Christiane Reich-Ludwig, die die Regie übernehmen. Dass die Probenarbeit Spaß macht, war allen Beteiligten deutlich anzumerken. Während des Pressetermins wurde gern laut gelacht, einige Schauspieler hatten sich extra in Schale geworfen und präsentierten ihre liebevoll gestalteten und phantasievollen Kostüme. „Die 1.000.000-Dollar-Note“ ist nicht ganz neu, das Stück kam schon einmal in Rotenburg auf die Bühne. Das war im vergangenen Jahr, damals wurde Premiere gefeiert. Und das mit so viel Erfolg, dass eine kleine Tournee folgte mit Aufführungen in Harsefeld, Achim und Ottersberg. Eben weil das Stück so gut ankam, entschieden sich die Beteiligten für eine Wiederaufnahme – und die steht nun an. Mit dabei sind bewährte Akteure, die zum Stammensemble gehören, genauso wie neue Schauspieler. Auch Studenten der HKS Ottersberg sind wieder mit an Bord. Die Proben laufen seit Januar. Und darum geht es inhaltlich: Was passiert, wenn plötzlich ein mittelloser Mann durch die verrückte Wette von zwei Reichen zu einer 1.000.000-Dollar-Note kommt? Wird er sie nach Ablauf einer Frist noch besitzen, und was ist eigentlich mit dem Wechselgeld? Wird der zum Wettopfer Erkorene damit glücklich? Und wie meistert er den Spagat zwischen der Welt der Reichen und der Armen? Alle Beteiligten sind mit Feuereifer bei der Sache. Etwa Rena Huthmann, Kai-Uwe Bruns, Annika Schrader sowie Werner Deinas und sein 20-jähriger Sohn Jussi. Barbara Brockmann kümmert sich für den Freizeitbereich der Rotenburger Werke um Organisatorisches. Auch den Regisseuren macht die Arbeit eine Menge Freude. Unglaublich reizvoll sei es, so Reich, mit einem so unterschiedlich besetzten Ensemble zu arbeiten. „Das ist eine heiße Mischung“, erklärt er lächelnd. Mit den Akteuren, die sich im Alltag in dieser Zusammensetzung eher nicht begegneten, kämen die unterschiedlichsten Qualitäten zueinander. „Dadurch entsteht eine ganz andere Art der Theaterarbeit“, so Reich. Dabei gehe es auch darum, eine gemeinsame Theatersprache und Basis zu finden. Was kann jeder einzelne einbringen? Eine Frage, die am Anfang stand und deren Antwort maßgeblich zum Aufbau des Stücks in der jetzigen Form beitrug. Maßgeschneidert sei die auf die aktuelle Gruppe. Natürlich kommt Text zum Einsatz, aber ebenso ist die Bewegung ein wichtiges Element. Und die Improvisation ist entscheidend. So werde die Aufführung sicher anders sein, als die Proben. „Besser gesagt: ein bisschen ganz anders“, erklärt Reich. Die Rahmenhandlung bleibt gleich, doch die detaillierte Ausgestaltung hängt von der Tagesform der Schauspieler ab. Auch diese andere Art der Verlässlichkeit mache den besonderen Reiz aus – auch für die Zuschauer. Und so können diejenigen gern noch einmal kommen, die die Aufführung im vergangenen Jahr bereits gesehen haben, denn sicher gibt’s Abweichungen von damals zu heute. Spontaneität und Herzlichkeit seien entscheidende Elemente, ebenso zähle das Erlebnis als Gemeinschaft. In dieser mit dabei ist Werner Deinas schon zum wiederholten Mal. Eigentlich, so berichtet er, wollte er einst seinen Sohn nur zum Theaterspiel vorbeibringen – doch dann blieb er und macht seitdem selbst mit, obwohl er keine Theatererfahrung hatte. Er freut sich, mit Jussi gemeinsam auf der Bühne stehen zu können, und ist stolz auf das Engagement seines Sohnes, der durchs Theaterspiel an Selbstsicherheit und an sprachlicher Qualität gewonnen habe. Und auch Jussi, der als Mr. Million und Polizist in dem Stück glänzt, betont: „Das macht einfach Spaß.“ Manche Beteiligte, so die Erklärung von Reich, seien – selbst wenn sie kleinere Rollen haben – zu echten „Rampensäuen“ geworden. Jeder könne auf der Bühne die Privatperson hinter sich lassen und sich als ganz anderer zeigen, als im Alltag. Das fördere und fordere neue Kräfte und Fähigkeiten. Zudem, so Reich-Ludwig, sei es gut, dass alle auch voneinander lernen könnten. Mit dabei sind zudem die Musiker Karin Christoph und Reinhard Röhrs, die eigene Musikstücke komponierten. Wie schon bei den vorigen Produktionen geben selbstgebaute Masken dem Spiel eine ganz besondere Note. Karten fürs Stück gibt es direkt an der Tageskasse. In Falkenburg wird das Stück bereits vorher gespielt (23. März), außerdem in Bremen (27. März). Und dann wartet noch eine besondere Ehre: Die Gruppe tritt Anfang Juni beim Klatschmohn-Festival in Hannover auf.