(hf). Einschneidende Veränderungen wird es unter dem neuen Direktor Arnd Bosse beim Amtsgericht Rotenburg nicht geben. Der finanzielle Rahmen und die gesetzlich vorgeschriebene Aufgabenteilung lassen dafür kaum Spielräume. Als "Dienstleister besonderer Art" müsse das Gericht jedoch auf kurze Bearbeitungszeiten achten, so Bosse in seiner Antrittsrede. Er wolle in erster Linie Richter bleiben.
Der Präsident des Landgerichts Verden, Wolfgang Arenhövel, skizzierte in einer Feierstunde am Mittwoch den beruflichen Werdegang Bosses: Nach dem Studium in Münster und anschließendem Referendariat in Nordrhein-Westfalen hatte er 1977 die zweite Staatsprüfung in Düsseldorf bestanden. Als Richter auf Probe trat er danach in den Dienst des Landes Niedersachsen ein. Erste Station war das Landgericht Hannover, danach besetzte er eine Planstelle beim Landgericht Verden. 1987 wechselte Bosse zum Oberlandesgericht Celle und wurde 1991 aufsichtsführender Richter beim Amtsgericht Neustadt. Arenhövel nutzte die Gelegenheit, um auf Erschwernisse der richterlichen Arbeit hinzuweisen. So habe nicht nur der Gesetzgeber durch das Rechtspflege-Entlastungsgesetz für Mehrarbeit bei den Amtsgerichten gesorgt. Auch die Verfahrensgegenstände seien komplexer geworden, so daß immer häufiger Sachverständige herangezogen werden müßten. Zudem wirke sich die zunehmende Vernetzung von Firmen und Privatleuten durch das Internet auf die Rechtsprechung aus. Der Landgerichtspräsident plädierte dafür, Personal und Sachmittel optimal einzusetzen, um die Mehrbelastung bewältigen zu können. Dazu gehöre, die Qualitäten von Mitarbeitern zu erkennen und zu fördern. Neue Stellen seien unrealistisch. Helmut Kiener, Vorsitzender des Personalrats, wünscht sich eine "sachdienliche, offene, ehrliche und faire Zusammenarbeit" mit dem neuen Direktor. Er bewertet es positiv, daß sich Bosse jedem Mitarbeiter einzeln vorgestellt habe. Für den Anwaltsverein sprach Rechtsanwalt Harald Everke. Er wünscht sich ein "offenes, vermittelndes und ehrliches Verhältnis zwischen Anwälten und Bediensteten des Amtsgerichts". Den Richterinnen und Richtern dankte Everke für die gute Zusammenarbeit. Horst Siegmeyer, Richter am Amtsgericht, war über die Neubesetzung der Direktorenstelle nach einem Jahr Vakanz mehr als froh: "Die bosselose, die schreckliche Zeit, ist nun zu Ende."