Überraschende Wende in Diskussion um IGS-Elternbefragung - Von Stephan Voigt

Phönix aus der Asche

Die Vertreter der Südkreis-Gemeinden Michael Niestädt, Rüdiger Woltmann, Franka Strehse, Detlef Eichinger und Stefan Behrens Foto: Voigt
 ©Rotenburger Rundschau

Ein echter Paukenschlag war der Antrag der SPD während der Kreisschulausschusssitzung im Rotenburger Ratsgymnasium. Nach langer und kontroverser Diskussion um die Elternbefragung zu einer IGS in Rotenburg beziehungsweise Bothel wird diese im gesamten Südkreis stattfinden. Aber: Auch andere Gemeinden, die eine solche Gesamtschule haben möchten, können sich noch auf den Wahlzettel setzen lassen.

Zunächst kamen die Bürgermeister aus dem Südkreis zu Wort. Während sich Rüdiger Woltmann aus Bothel und Detlef Eichinger aus Rotenburg für eine IGS in ihren Kommunen aussprachen, wehrten sich Franka Strehse aus Visselhövede, Markus Luckhaus aus Sottrum, Michael Niestädt aus Fintel und Stefan Behrens aus Scheeßel gegen die Elternbefragung in ihren Gemeinden – alle mit dem Argument, dass eine IGS in Rotenburg oder Bothel die jeweils eigenen Schulstandorte gefährde. "Die fundierten Stellungnahmen der Gemeindevertreter können wir nicht vom Tisch wischen. Es geht dabei auch um die kommunale Selbstverwaltung und die Frage, ob wir zu seinem Verein von Egoisten werden“, sagte Heinz-Günter Bargfrede (CDU) daraufhin mit Blick auf den Brauch, dass der Landkreis keine Entscheidungen gegen den Willen der Gemeinden fällt. Die Elternvertreter sprachen sich hingegen einstimmig für eine Befragung im gesamten Südkreis aus, damit alle Eltern die Möglichkeit haben, ihre Meinung zur IGS kundzutun. Ein Lehrervertreter aus dem Nordkreis nannte die Diskussion und die Weigerung einiger Bürgermeister die Elternbefragung durchzuführen, bizarr, was mit Applaus der vielen anwesenden Anhänger einer IGS in Bothel – aus Rotenburg waren keine Pro-IGS-Schriftzüge zu sehen, weshalb Eichinger in der späteren interfraktionellen Sitzung der Botheler Initiative Respekt für ihren Einsatz zollte – bedacht wurde. In der kontroversen und emotionalen Diskussion machte sich die Kirchwalsederin Dr. Gabriele Hornhardt (CDU) für Bothel als Standort stark und beklagte, dass es zwischen Rotenburg und Bothel aufgrund der unterschiedlichen Einwohnerzahlen ein unfaires Rennen sei. Ihr Parteifreund Rolf Lüdemann aus Brockel warb für eine standortoffene Umfrage, bei der lediglich der Wunsch nach einer IGS abgefragt wird. "Danach finden wir den richtigen Standort, wobei es nicht nur um die Zahl der Stimmen geht. Wir müssen mit Rotenburg zusammenarbeiten, weil wir es alleine in Bothel nicht schaffen.“ Erster Kreisrat Dr. Torsten Lühring erklärte, nachdem auch Reinhard Bussenius (Grüne) diesen Vorschlag gemacht hatte, dass dies nicht möglich sei: "Man kann das so abfragen, aber die Umfrage können wir danach in die Tonne schmeißen. Zur Einrichtung einer IGS muss ein Standort abgefragt werden.“ SPD-Politiker Lothar Cordts aus Visselhövede hingegen erklärte, man solle vielleicht die Landtagswahl im Januar abwarten weil, wenn die SPD in Regierungsverantwortung kommen sollte, die Hürden für eine IGS-Gründung sinken: "Dann haben wir vielleicht die Chance auf mehr als eine Gesamtschule im Südkreis.“ Nach einer Sitzungsunterbrechung kam dann der Vorschlag von Seiten der SPD, eine Befragung im gesamten Südkreis durchzuführen, wobei die Gemeinden, die auch noch eine IGS wollen, sich bis zum 7. Juni ebenfalls auf den Stimmzettel setzen lassen können. Das saß! Von Seiten der CDU wurde kritisiert, dass dieser Vorschlag vorher nie diskutiert wurde und keine Beratung in den Fraktionen möglich war. Jan-Christoph Oetjen (FDP) wurde gar aggressiv, weil nun doch in Sottrum abgestimmt werden soll, wogegen er sich zunächst stark machte: "Dieser Vorschlag kommt wie Phönix aus der Asche. Ich kann dem nicht zustimmen.“ Im Anschluss wurde dem Kreistag mehrheitlich – bei vier Gegenstimmen von CDU und FDP – empfohlen, die Umfrage wie von der SPD beantragt durchzuführen. _________________________________________ Kommentar von Stephan Voigt IGS-Gegner können sich freuen Eines kann man den Politikern im Schulausschuss nicht vorwerfen – dass sie langweilig seien. Da diskutieren sie lang und kontrovers über die möglichen Schulstandorte Bothel und Rotenburg und kommen dann mit einem völlig neuen Vorschlag daher. Wie aber wird der Fragebogen für eine IGS nun aussehen? Wer wird ebenfalls seine IGS-Pläne wieder aus der Schublade holen? Visselhövede? Fintel? Wahrscheinlich beide! Und dann nehmen sich noch mehr potenzielle Standorte gegenseitig die Stimmen weg. Und wie wird dann mit dem Ergebnis verfahren, wenn – was durch die jetzige Entscheidung immer wahrscheinlicher wird – es für keinen Standort reicht? Dann sind die Kreispolitiker erneut gefragt und stehen vor der Entscheidung, keine IGS einzurichten oder sich für einen Standort irgendwo im Südkreis zu entscheiden. Kurz: Die Politiker wären keinen Zentimeter weiter als heute, jeder würde – verständlicherweise – weiter für seinen Standort kämpfen und die IGS-Gegner könnten sich ins Fäustchen lachen. Vielleicht wäre es daher nun wirklich an der Zeit, dass sich Rotenburg und Bothel zusammensetzen und einen gemeinsamen Plan erarbeiten. Dafür allerdings wird die Zeit knapp und wie sollen die Politiker den Wählern erklären, dass sie sich gemeinsam für einen IGS-Standort in der jeweils anderen Kommune entschieden haben?

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