BG ’89 bereitet sich auf die Damen-Basketball-Bundesliga vor - Von Andr' Ricci

Ganz oben angekommen

Bis zu acht Mal in der Woche wird trainiert, reines Krafttraining nicht mitgezählt. Im Bild: Mascha Treblin (links) und Hannah Pakulat aus dem Erstliga-Kader der BG u201989 Foto: Ricci
 ©Rotenburger Rundschau

Nach dem Aufstieg des Publikumsmagneten Bayern München in die Herren-Bundesliga und dem NBA-Triumpf Dirk Nowitzkis erlebt Basketball in Deutschland einen regelrechten Boom. Freunde der temporeichen Sportart im Landkreis dürfen sich noch über einen weiteren Erfolg freuen: Ab der kommenden Saison mischen die Ersten Damen der BG ’89 Hurricanes im nationalen Oberhaus mit.

In der Spielgemeinschaft, 1989 hervorgegangen aus einer Fusion der Basketballabteilungen von Tus Rotenburg und TV Scheeßel, bereitet man sich auf allen Ebenen auf die neue Zeit vor, die am letzten Septemberwochenende mit dem Season Opening in Chemnitz beginnt. Die Rotenburg-Scheeßeler Mädels treffen in ihrem Auftaktspiel auf die Mannschaft vom TV Saarlouis und damit auch auf Laura Rahn, die in der vergangenen Saison noch zum BG ’89-Kader gehörte und inzwischen im Saarland Körbe wirft. Bis zum 17. März entscheidet sich, welche beiden Teams die Damen-Bundesliga wieder verlassen müssen und wer in die Playoffs einrückt, um mit sieben Konkurrenten um die Deutsche Meisterschaft zu kämpfen. "Unser Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt“, gibt BG-Coach Roland Senger die Marschrichtung vor. Der Aufstieg in die erste Bundesliga ist auch für den erfahrenen Osnabrücker eine neuartige Herausforderung. Vor seinem Engagement in Rotenburg und Scheeßel trainierte der 31-Jährige die Zweitligisten vom Osnabrücker SC. Seinen Vertrag an der Wümme hat er gerade nochmals verlängert – bis zum Ende der Saison 2013/14. Senger und seine Mädchen wurden bereits gefeiert, als sie im vergangenen Jahr ihre erste Saison in der Zweiten Bundesliga Nord mit einem beachtlichen dritten Platz abschlossen. "Dass wir da so gut mitspielen konnten, war für alle eine Überraschung“, sagt Senger. Nachdem man seine eigene Stärke jetzt einschätzen konnte, ging es entsprechend selbstbewusst in die Spielzeit 2010/11. Titelgewinn und Aufstieg waren von Beginn an erklärte Ziele. Das Damenteam legte eine furiose Saison mit nur einer Niederlage hin und fand sich nach dem Abpfiff des letzten Punktspiels unangefochten an der Tabellenspitze wieder. Doch anders als im Fußball reicht dies im Basketball noch nicht aus, um Meister zu werden. Im entscheidenden Match der Playoffs unterlag die Rotenburg-Scheeßeler Spielgemeinschaft vor heimischem Publikum den Panthers des Osnabrücker SC – der Traum von der Bundesliga schien auf den letzten Metern zerplatzt zu sein. Dass das Ticket fürs Oberhaus am Ende doch gelöst werden konnte, ist dem Verzicht der DJK Bamberg zu verdanken, die die Liga freiwillig räumte und somit Platz für den Nachrücker aus Norddeutschland machte. Die Bundesliga ist für alle Spielerinnen im zwölfköpfigen Rotenburg-Scheeßeler Kader Neuland. "Ich glaube, wir werden uns da ganz gut schlagen“, verbreitet Nachwuchstalent Pia Mankertz dennoch Optimismus. Die 20-jährige Hamburgerin war in der vergangenen Saison die zweiterfolgreichste Korbwerferin des Vereins und kennt viele Erstligaspielerinnen aus ihren Einsätzen in der U-20-Nationalmannschaft. "Da war ich oft die Einzige aus der Zweiten Liga“, sagt die angehende Lehramtsstudentin, deren Sortkarriere beim SC Altertal-Langenhorn begann. Aber der Aufstieg stellt die BG ’89 nicht nur sportlich, sondern auch finanziell vor eine Herausforderung – wobei das eine mit dem anderen im Zusammenhang steht. So wurden für die kommende Saison zwei Profi-Spielerinnen aus den USA und eine aus Österreich unter Vertrag genommen. Eine vierte Verstärkung werde noch gesucht, teilt Abteilungsleiter Christoph Treblin mit. Auch die Ausstattungen der Hallen in Scheeßel und Rotenburg müssen den gestiegenen Ansprüchen angepasst werden. "Wir brauchen an beiden Standorten bundesligataugliche Anzeigen, das allein kostet rund 10.000 Euro“, rechnet Treblin vor. Außerdem sehen die Statuten vor, dass alle Erstligaspiele per Live-Stream im Internet übertragen werden. "Dafür brauchen wir einen Moderator, Kameraleute und einen leistungsstarken DSL-Anschluss“, so der Scheeßeler. Auswärtsspiele in der ganzen Republik, etwa im bayerischen Wasserburg oder im badischen Freiburg, verursachen Transport- und gegebenfalls auch schon einmal Hotelkosten. Die vom Verein eingesetzten Kampfrichter und Statistik-Scouter müssen künftig nachweisen, dass sie die Lizenz haben, Spiele der ersten Liga zu betreuen. Und auch zum Beispiel im Catering und Ordnerdienst muss die Spielgemeinschaft nachlegen. "Wir brauchen auf jeden Fall noch weitere Unterstützer“, wirbt Treblin um ehrenamtliche Helfer. Wer Interesse hat, kann sich beim Verein melden (www.bg89.de). Auf der Einnahmeseite hofft Treblin auf weiterhin engagierte Sponsoren sowie auf stets volle Hallen in Scheeßel und Rotenburg. "Ein Spiel zuhause geht uns leider verloren, weil die Auftaktpartie gegen Saarlouis in Chemnitz als Heimspiel gewertet wird“, bedauert der Abteilungsleiter, der im Brotberuf Lehrer an der Eichenschule ist. Andererseits sei es positiv, dass von den zwölf Erstligaclubs immerhin drei aus Niedersachsen kommen (neben der BG ’89 sind das der BC Wolfenbüttel und die BG ’74 Göttingen). Die norddeutschen Lokalderbys versprechen angesichts kurzer Anreisewege viele Fans auf beiden Seiten. Und sportlich geht es immerhin auch um die Frage, wer die Nummer eins im niedersächsischen Damen-Basketball ist.

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