Geschichts-AG und Rundschau präsentieren Geschichten aus der Geschichte Scheeßels

Ein Scheeßeler Ritterkreuzträger

Hohe und höchste militärische Auszeichnungen, zu denen der Ritterkreuz im Zweiten Weltkrieg gehörte, dienten nicht nur der Anerkennung persönlicher Tapferkeit eines Soldaten. Sie wurden in vielfacher Weise instrumentalisiert. Sie sollten Vorbild und Ansporn für andere Soldaten sein und eine Tendenz zur kritiklosen Heroisierung des Trägers ist offenbar. Sie dienten aber auch dazu den Widerstandswillen der Heimatfront in jeder nur möglichen Weise zu stärken. Die Vorgänge um den Scheeßeler Ritterkreuzträger Wilhelm Eggers im März und April 1942, wie sie in der Scheeßeler Schulchronik (S. 416ff.) durch den damaligen Rektor der Volksschule und Ortsgruppenleiter der NSDAP, Klaus Borchers, festgehalten sind, legen beredtes Zeugnis davon ab:

"Als ich eines Morgens im März 1942 in meine Klasse trat, sah ich in großen Buchstaben an der Wandtafel folgende Aufschrift: `Erster Ritterkreuzträger in Scheeßel Oberleutnant Wilhelm Eggers.` Ich las mit Bedacht den inhaltsreichen Satz. Eine fast andächtige Stille war in dem Raum. Ich sah meine Schüler an, und sie sahen mich an, und helle jugendliche Begeisterung und Freude leuchtete aus ihren Augen. Wir brauchten nicht viel zu sagen. Stolz auf den tapferen Kämpfer sprach aus Augen und Herzen. Die Zeitung berichtete an einem der nächsten Tage: , Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Oberleutnant Wilhelm Eggers, Kompaniechef in einem Infanterie-Regiment. Oberleutnant Eggers hat in den harten Abwehrkämpfen südlich des Ladogasees durch seinen unermüdlichen und rücksichtslosen Einsatz wesentlich dazu beigetragen, dass mehr als 40 feindliche Angriffe - zum Teil im Gegenstoß - abgewiesen werden konnten. Die Absicht der Bolschewisten mit vier zusammengefassten Divisionen den Durchbruch zu erzwingen, wurde durch den zähen Widerstandswillen des Oberleutnants Eggers und seiner tapferen Infanteristen zum Scheitern gebracht. Wilhelm Eggers wurde am 7. Juli 1910 als Sohn des Sattlermeisters Eduard Eggers (in Scheeßel) geboren. Im April 1931 trat er als Freiwilliger beim Kavallerieregiment 13 (in Lüneburg in die damalige Reichswehr) ein, um die Unteroffizierslaufbahn einzuschlagen. Im Juli 1938 wurde er als Wachtmeister zum Offiziersanwärter ernannt und im September 1940 zum Leutnant und im November 1941 zum Oberleutnant befördert. Oberleutnant Eggers ist Träger des Eisernen Kreuzes erster und zweiter Klasse, des Infanterie-Sturmabzeichens und des Verwundetenabzeichens. Mit seinen Eltern und Geschwistern - ein Bruder fiel bereits im Kampfe - sind alle Einwohner in Scheeßel stolz auf den tapferen Soldaten. Als der Ritterkreuzträger sich in seinem Heimatort einige Wochen (von einer Verwundung) erholt hatte, fand die Ehrung in dem von der Hitlerjugend ausgeschmückten Sitzungsraum des Bürgermeisteramtes statt. Erschienen waren der Bürgermeister (Wilhelm Schröder), der Ortsgruppenleiter, ein Vertreter der NS-Kriegerkameradschaft, die Gemeinderäte und der Ritterkreuzträger mit seinen Angehörigen. Es war eine schlichte Feier, die durch eine Singgruppe der Hitlerjugend mit dem Liede, Heilig Vaterland´ eröffnet wurde. Ortsgruppenleiter Borchers und Bürgermeister Schröder sprachen Worte der Anerkennung und des Dankes. Schmidt trug dem tapferen Soldaten die Ehrenmitgliedschaft der Kriegerkameradschaft Scheeßel an. Als äußeren Ausdruck des Dankes überreichte der Bürgermeister dem Ritterkreuzträger im Auftrage der Heimatgemeinde das Bild "Mühle am Wall in Bremen" von dem verstorbenen Kunstmaler Professor Ernst Müller-Scheeßel. Nach einem Liede der H. J. dankte Oberleutnant Eggers in freudig bewegten Worten für die Ehrung und schilderte in anschaulicher Weise die harten Kämpfe seines Regiments im Nordabschnitt der Ostfront. Besonders hob er die Pflichttreue, die Tapferkeit und Zähigkeit des niedersächsischen Soldaten und den unermüdlichen Einsatz der Krankenschwestern vom Roten Kreuz hervor. Am 15. April hatten die Pimpfe und Jungmädel die Freude, dass der Ritterkreuzträger in Schmers Saal zu ihnen über seine Kämpfe und Erlebnisse sprach. Nach seiner völligen Wiederherstellung wurde Eggers zum Rittmeister befördert und kam dann wieder nach der Ostfront. Als Bataillonsführer steht er jetzt wieder mit seinen tapferen Männern in hartem Kampfe gegen den Bolschewismus." Wilhelm Eggers hat 1944 geheiratet und den Krieg überlebt. Sein weiteres Leben Stand ganz im Zeichen der Reiterei. Er gehörte zu den Wiederbegründern des Scheeßeler Reit-, Renn- und Fahrvereins und wirkte an verschiedenen Stellen als Reitlehrer. Zuletzt war er als Pächter des Reitgeländes und Reitlehrer in Rotenburg tätig. 1989 ist er in Worth gestorben. Dr. Karsten Müller-Scheeßel

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser

Seitenanfang