(bn). Michael Pfennig (46) - er betreibt seit zwei Jahren in Scheeßel eine Musikschule - ist geschieden. Seine 13-jährige Tochter lebt bei der Ex-Frau. Er, der inzwischen wieder geheiratet hat und Vater eines Kleinkindes ist, möchte unbedingt einen intensiveren Umgang mit der 13-Jährigen pflegen. Sechs Aktenordner hat der hartnäckige Mann inzwischen gefüllt - Schriftwechsel mit Behörden und Gerichten - ohne einen Zentimeter weiterzukommen. "Der Mann", so Pfennig, "ist nach der Scheidung, wenn es um gemeinsame Kinder geht, eindeutig der Benachteiligte." Das müsse geändert werden.
Musiklehrer Pfennig: "Es geht mir nicht darum, Mütter und Frauen als die schlechten Menschen hinzustellen. Ich will, dass die Rechtslage und die Rechtspraxis bei Nichteinigung der Eltern nicht automatisch zum KO-Schlag für die Väter wird." Da ist es konsequent, dass der 46-Jährige der Selbsthilfegruppe "Väteraufbruch" beitrat. Bundesweit haben sich etwa 2.300 Väter zusammengetan, die sich in ähnlicher Lage wie Michael Pfennig befinden. Auf lokaler Ebene hat sich "Väteraufbruch" bisher noch nicht offiziell organisiert. Pfennig (Telefon 04263/983727) ist jedoch gern bereit, beratend zu helfen. Außerdem gibt es eine Väter-Hotline: 0700/82837783. Der 46-Jährige: "In Deutschland sind Väter in ihrer Rolle unterrepräsentiert, und zwar aus gesellschaftlicher Sicht und von Seiten der Institutionen. Väter haben zum Beispiel vor deutschen Gerichten keine Chance, ihre Pflicht als Väter wahrzunehmen, und zwar dann speziell, wenn die Mutter es nicht will, wenn die Mutter hartnäckig das Ziel hat, einen Vater auszuschalten." Das klassische Rollenklischee sehe fast ausschließlich die Mutter als den für die Erziehung geeigneten Elternteil vor. Die Konsequenz sei, dass der Vater bei Nichteinigkeit der Eltern fast immer den Kürzeren ziehe und zum "Zahlvater" degradiert werde. Michael Pfennig: "Das heißt, der Vater ist gut genug, um für den Unterhalt des Kindes aufzukommen, aber darf nicht angemessen an der Gestaltung der Erziehung mitwirken." Es gebe fast keine Fälle, in denen dem Vater das Sorgerecht zugesprochen worden sei. Pfennig wünscht sich, dass Gerichtstermine erheblich zügiger als bisher abgewickelt und den Richtern vermehrt Fachleute zur Seite gestellt werden. Denn: "Alle reden vom Wohl des Kindes, aber diejenigen, die entscheiden, haben in den meisten Fällen das Kind noch nicht einmal gesehen". Die Mutter, fordert er weiter, müsse in die Pflicht genommen werden, dass sie kooperiere. Tue sie das nicht, dann verlange er eine Strafe. Michael Pfennig: "Ich fühle mich täglich daran erinnert, Vater meines Kindes zu sein, aber nicht sein zu dürfen. Das ist sehr schmerzlich für mich."