(r/cd). Fans der Scheeßeler Wassermühle sind in Sorge um deren Zukunft. „Dass die Weltnaturschutzunion (NHB) eine rote Liste für gefährdete Arten führt, ist relativ bekannt“, so Dr. Jan Müller-Scheeßel, Mühlenwart der Scheeßeler Wassermühle.
„Weniger bekannt dürfte hingegen sein, dass es für diese Liste eine Entsprechung im Denkmalschutz gibt.“ Er erklärt: „In der roten Mappe des Niedersächsischen Heimatbundes werden Jahr für Jahr gefährdete Denkmäler Niedersachsens beschrieben und anschließend wird das Festgehaltene der Landesregierung überreicht.“ Diese reagiere daraufhin mit einer weißen Mappe, in welcher sie auf die genannten Fälle einginge. „In diesem Jahr hat die Scheeßeler Wassermühle das traurige Privileg, in die rote Mappe aufgenommen worden zu sein“, erklärt Müller-Scheeßel bedauernd. „Das alte Gebäude, so heißt es, sei für den Denkmalschutz von großer Bedeutung. Grund für die Aufnahme in die Liste sind die Pläne der Gemeinde Scheeßel, die Wasserkraftnutzung der Mühle verbieten zu lassen.“ Bereits seit Jahren ist die ökologische Durchgängigkeit der Wümme am Wehr der Scheeßeler Mühle ein heikles Thema. Aus rechtlicher Sicht ist bis 2015 dafür zu sorgen, dass eine Fischtreppe geschaffen wird. Fischen muss ein Durchgang zugesichert sein. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLKWN) sowie die Gemeinde Scheeßel favorisieren die Lösung, bei der das Wassernutzungsrecht eingeschränkt wird. Da die Erträge aus der Wasserkraftnutzung bislang dem Erhalt der Mühle zu Gute kamen, fragt sich Müller-Scheeßel kritisch, auf welcher finanziellen Basis der Erhalt der Mühle auch in Zukunft sichergestellt werden kann. Diese Frage stellt sich auch der Förderverein, der die Mühle zusammen mit Müller-Scheeßel betreut. In den vergangenen zehn Jahren wurden rund 280.000 Euro für den Erhalt der Mühle ausgegeben, wovon knapp 200.000 Euro aus Eigenmitteln aufgebracht werden mussten. Das macht rund 20.000 Euro Unterhaltsaufwendungen pro Jahr. Müller-Scheeßel: „Dabei wurde nur das Nötigste gemacht, um einem weiteren Substanzverlust vorzubeugen. Für eine komplette Restaurierung, die mehrere 100.000 Euro kosten würde, fehlt einfach das Geld.“ Auch sei bislang ungeklärt, wer bei einer Aufgabe der Wasserkraftnutzung die daraus resultierenden Folgekosten für den Wasserbau tragen wird. „Wer entschlammt den Mühlenarm regelmäßig, wenn dieser wegen fehlender Strömung zu den Turbinen mit Wasserpflanzen zuwächst, um dann gänzlich zu versanden?“, fragt sich Mühlenbesitzer Müller-Scheeßel, der auch dem Vorstand des Fördervereins angehört. „Wer unterhält die beiden Wasserturbinen, wenn sie sich wegen langen Stillstandszeiten gar festrosten?“ Die Landesregierung konnte in ihrer weißen Mappe leider keine Antwort auf diese Fragen geben. „Wir sind an einem Gespräch mit Bürgermeisterin Käthe Dittmer-Scheele sehr interessiert und hoffen, dass wir über alternative Lösungen sprechen können“, so Günter Saxer, Förderverein-Finanzveranwortlicher. Ob es möglich sei, den Fischpass direkt an der Mühle zu bauen, könne gemeinsam mit Fachleuten untersucht werden. „Dass die Wassernutzung damit trotzdem etwas eingeschränkt wird, ist uns bewusst“, so Saxer. „Uns liegt ja auch etwas an der Ökologie, wir wollen gemeinsam mit der Gemeinde eine Art Kompromiss finden.“ Bernd Braumüller und seine Unterstützer der SPD, der Grünen und der Gruppe 57 wurden bereits hellhörig und lauschten den Mühlenproblemen. „Die Mühle sollte Scheeßel auf jeden Fall erhalten bleiben und dazu ist die Wassernutzung nötig“, so Braumüller. Über alternative Wege der ökologischen Durchgängigkeit sei deshalb noch einmal in Ruhe nachzudenken. Der Förderverein hofft, dass sich für den Fall eines gerichtlichen Verbots der Wasserkraftnutzung am Ende die Gemeinde Scheeßel ihrer Verantwortung für dieses außergewöhnliche Denkmal stellen wird. Wie auch in anderen Kommunen mit historischen Mühlen üblich, könne die Gemeinde die Trägerschaft für das Denkmal übernehmen.