(vg). Die Begegnung ist eine Premiere. Zum ersten Mal sind Schüler aus Scheeßels Partnerstadt Tukums zu Gast an der Beeke-Schule. Für zehn Tage nehmen die 15 Jugendlichen von der Gesamtschule Tukums am Alltag von Hauptschülern aus der Beekegemeinde teil. Dass die Premiere am Mittwochnachmittag schon nicht mehr nach Erstaufführung aussah, sondern nach stimmigem Zusammenspiel, muss wohl auch am gemeinsamen Werkeln an zwei Projekten liegen.
Unter der Leitung von Reinhard Dreyer, Leiter der Arbeitsgruppe Tukums und Lehrer einer Gewerbeschule in Hamburg, wurden jetzt an drei Tagen Bauarbeiten ausgeführt. Zum einen errichteten die Schüler ein Holzblockhaus, das in Zukunft Platz für Spielgeräte bieten wird. Zudem anderen entstanden Bänke für den Pausenbetrieb. Die Gesamtschüler aus Tukums und die Beeke-Schüler aus Scheeßel verbringen die zehn Besuchstage zusammen mit zwei weiteren Gruppen. An den Ausflügen nach Schwerin, Hamburg, an der Party am Mittwochabend und selbstredend am Arbeitseinsatz nehmen ebenso sieben Schüler des Gymnasiums in Jaunpils (einer Ortschaft bei Tukums) sowie sechs Absolventen der Gewerbeschule Hamburg teil. Dreyer hat die Kontakte für die Beeke-Schule geknüpft und freut sich, dass die Robert-Bosch-Stiftung die Verbindung und deren Zielsetzungen fördert. "Die Eichenschule hat ja schon länger einen Draht in die Partnerschaft. Jetzt hat auch die Hauptschule Verbindungen", sagt der Arbeitskreisvorsitzende Tukums. Dzintra Abersone, Lehrerin des Gymnasiums in Jaunpils, kooperiert schon seit drei Jahren mit Dreyer und seinem Holzbau-Team. Im vergangenen Juni legten Gymnasiasten aus Jaunpils und Gewerbeschüler aus Hamburg gemeinsam den Grundstein für ein Projekt, das wiederum Dreyer initiiert hat. "Wir bauen eine vor 800 Jahren von Deutschen Ordensrittern zerstörte Holzfestung in Jaunpils neu auf", berichtet der Arbeitskreisvorsitzende. Dzintra Abersone hat schon im Juni nicht schlecht gestaunt, als lettische und deutsche Schüler mit viel Motivation am gemeinsamen Projekt arbeiteten. "Die haben sich ein großes Ziel gesetzt und alles dafür getan, das auch zu erreichen", sagt die 31-Jährige. Und die Resultate können sich sehen lassen: Zur Fertigstellung eines Holzhauses mit Palisadenzaun konnte bereits Richtfest gefeiert werden. Dass die Festung weiter wächst, dafür werden im Juni nächsten Jahres auch die Scheeßeler Hauptschüler, dann als Gäste in Tukums, und selbstredend wieder unter der Regie von Dreyer beitragen. Dzintra Abersone ist bei den ersten Tagen ihres Besuchs in Scheeßel aufgefallen, dass ihre Schüler aus dem Interesse heraus, sich zu unterhalten, effektiv ihre Deutsch-Sprachkennt-nisse verbessern. Zudem würden sie mit praktischer Arbeit vertraut gemacht, einem Aspekt, der an dem Gymnasium ansonsten eher kurz komme. "Darüber hinaus ist natürlich die Begegnung der Kulturen und Mentalitäten interessant." Welche Bedeutung der Schüleraustausch und die gemeinsame Arbeit an einem Projekt für die Partnerschaft Scheeßel-Tukums hat? "Ich denke, dass der gegenseitige Besuch von Politikern beider Städte sicher eine Rolle spielt. Allerdings finde ich, dass die Begegnung einfacher Menschen und deren Zusammenarbeit noch mehr Gewicht hat." Bild: Kommunikativ, kreativ, kurzweilig: die gemeinsame Arbeit am Holzhaus auf dem Gelände der Beeke-Schule Foto: Gebhart