Marie-Thérèse Kaiser modelt fernab von Fernsehshows - Von Karolina Haselmeyer

Sottrums next Topmodel?

Stolz präsentiert die 16-jährige Marie-Thu00e9ru00e8se Kaiser aus Sottrum ihr Modelbuch Foto: Haselmeyer ©Rotenburger Rundschau

Millionen Zuschauer fiebern zurzeit donnerstagabends vor dem Fernseher mit, wenn Heidi Klum und ihr Jury-Kollege Thomas Rath Fotos an die Mädchen von Germanys next Topmodel verteilen oder sie ohne Bild wieder nach Hause schicken. Doch was für Laien wie ein Traum eines jeden Models wirkt, sei nichts anderes als eine inszenierte Unterhaltungsshow, sagt Marie-Thérèse Kaiser aus Sottrum. Und sie spricht aus Erfahrung, denn sie modelt selbst – allerdings fernab von Fernsehkameras.

Mit vier Jahren wurde die heute 16-Jährige auf einer Veranstaltung in Oberhausen entdeckt. Ihre Mutter sei von einer Mitarbeiterin einer Modelagentur auf das „süße Kind“ angesprochen worden, erzählt Marie-Thérèse. Sie wurde daraufhin zu einer Bremer Agentur eingeladen und hat dort für Fotos für einen Katalog der Firma Pro Idee vor der Kamera gestanden. Sie kann sich auch noch ganz genau an das erste Shooting erinnern: „Das Produkt, um das es ging, waren Stoppersocken für den Strand. Wir mussten dafür auf Sand laufen. Ich war dabei auch nicht alleine, sondern wir haben eine Familie nachgestellt.“ Auch für Marktkauf, Bonprix, Quelle, Otto und 3-Suisses durfte sie bereits Kleidung und Produkte präsentieren und in zwei Fernsehwerbespots – für Takko und für die CDU zur Bundestagswahl 2002 – mitspielen. „Mir hat das immer viel Spaß gemacht und wenn ich mal keine Lust hatte, musste ich auch nicht mitmachen“, sagt Marie-Thérèse und betont, dass auch ihre Mutter immer mit dabei gewesen sei und aufgepasst habe. Als sie etwa acht Jahre alt war, habe sie eine bockige Zeit und die Nase voll gehabt vom Modeln, verrät sie. Ein paar Jahre später habe es ihr jedoch gefehlt und sie hatte wieder Lust, vor der Kamera zu stehen. „Jeder fummelt an einem rum und man bekommt tolle Klamotten angezogen“, schwärmt die 16-Jährige. Vor allem das Verwandeln reize sie dabei. Als sie elf war, habe sie eigenständig Bewerbungen an große Modelagenturen geschickt. Doch schnell trat die Ernüchterung ein, denn Marie-Thérèse bekam viele Absagen. Die Gründe: zu jung oder zu klein. Doch irgendwann bekam sie eine positive Rückmeldung und durfte sich persönlich vorstellen. Aber erneut wurde kritisiert, dass sie zu klein sei. Trotzdem durfte sie an einem Testshooting teilnehmen und bekam ein Modelbuch. Doch der ersehnte Vertrag blieb aus. Stattdessen musste sie an einem Supermodelcontest der Agentur teilnehmen – hätte sie gewonnen, hätte sie einen Vertrag bekommen. „Ich musste vor einer fünfköpfigen Jury laufen – in Abendkleid, Leggins und Top sowie im Bikini.“ Doch mit zwölf Jahren war sie noch zu jung, um Bademode auf dem Laufsteg zu präsentieren und so waren die Chancen, als Siegerin aus dem Wettbewerb zu gehen, gleich null. Doch die 16-Jährige sieht das heute gelassen, denn sie habe trotzdem viel gelernt sowie Erfahrungen und Selbstbewusstsein sammeln können. Und sie hatte Blut geleckt: Ohne Agentur im Rücken hat Marie-Thérèse die Sache selbst in die Hand genommen und sich an Fotografen gewandt, um Kontakte zu knüpfen und ihr Modelbuch aufzubauen. TFP, Time for prints, nenne sich das erklärt sie. Sie stehe Modell für einen Fotografen und statt einer Gage erhalte sie am Ende ein Bild. Beide Seiten würden auf diese Weise profitieren. Und nicht nur das: Kontakte sind in dem Metier das A und O, davon konnte sich auch die Sottrumerin überzeugen, denn einer der Fotografen lud sie ein, beim Quarré-Casting in Hamburg-Wandsbek teilzunehmen. Das sei ganz ähnlich wie Germanys Next Topmodel aufgebaut, sagt Marie-Thérèse: Alle Teilnehmer nehmen an verschiedene Workshops teil, in denen sie sich beweisen müssen. Nach und nach werden von der Jury die weniger guten Kandidaten aussortiert und im Finale im Oktober entscheidet sich, wer gewinnt und das Quarré-Gesicht 2014 wird. „Beim Casting mussten wir über den Laufsteg laufen und wurden dabei gefilmt“, erzählt die 16-Jährige. „Das war für mich wieder eine ganz neue Erfahrung. Nach dem Walk kam Alexander Strauß, Organisator des Wettbewerbs, auf die Bühne, hat mir Tipps gegeben und gesagt, ich solle mir den Zettel für den Recall abholen.“ Von rund 800 Bewerbern seien jetzt noch 300 übrig, die sich Woche für Woche in verschiedenen Workshops weiterbilden und beweisen. Dabei konnte die Sottrumerin bereits erste Erfolge verbuchen, wie sie stolz verrät: „Bei einer Challenge mussten wir uns im Schneidersitz vor einen Spiegel setzen, die Augen aufreißen und grinsen. Fünf Minuten lang. Und wir durften uns dabei nicht ablenken lassen. Ich habe dabei durchgehalten und darf als Preis im April eine Modenschau mitlaufen und die Frühjahrs- und Sommermode präsentieren.“ Doch obwohl schnell klar wird, dass Modeln Marie-Thérèses Leidenschaft ist, betrachtet sie es selbst nur als Hobby. Beruflich sei es ihr viel zu unsicher. „Wenn mich mein Hund mal ungünstig anspringt und ich davon eine Narbe auf den Oberschenkel bekomme, ist alles gelaufen.“ Außerdem entspreche ihr Körper nicht ganz den gewünschten Modelmaßen 90-60-90. Ihre Hüfte sei dafür zu breit. „Mir wurde sogar schon einmal gesagt, dass ich einen dicken Hintern hätte“, sagt sie und fügt hinzu, dass sie mit einer Größe von 1,72 Metern eh zu klein sei, gewünscht werden Minimum 1,75, idealerweise aber 1,78 Meter. „Eine Kate Moss ist auch nur 1,71 Meter groß und hat es geschafft. Aber da muss man erstmal hinkommen“, erklärt Marie-Thérèse ihre realistischen Chancen. Gegen das Modeln als Beruf spreche für sie auch, dass sie ihr Leben nicht einzig darauf ausrichten möchte. Noch könne sie essen, was sie wolle, die gute Figur verdanke sie elfeinhalb Jahren Ballettunterricht. Doch sollte das irgendwann nicht mehr so leicht sein, werde sie nicht anfangen zu hungern, dafür esse sie viel zu gerne. Außerdem habe sie einen ganz anderen Berufswunsch: Nach dem Abitur möchte sie International Management studieren. Wer sich selbst einen Eindruck der Sottrumerin machen möchte, hat am Freitag, 22. März, in der Rotenburger Innenstadt die Chance, denn dann wird Marie-Thérèse im Modegeschäft Taifung gleich zweimal auf dem Laufsteg zu sehen sein, ab 11 und ab 16 Uhr.